Wenn die Kompetenz im eigenen Unternehmen nicht mehr gefragt ist, bietet man sie als Berater eben anderen an. Für von Kündigung bedrohten IT-Chefs ein naheliegender Gedanke. Julia King von unserer US-Schwesterpublikation Computerworld hat sich umgehört und Tipps gesammelt von denen, die den Wechsel auf die Berater-Seite geschafft haben.
Die Ratschläge kreisen um folgende vier Themen:
1. Die eigene Nische finden
Laraine Rodgers, vormals CIO bei Xerox und der Stadt Phoenix, berichtet, sie habe eine Liste der Dinge erstellt, die sie gut kann. Dann sortierte sie aus, was sie davon am liebsten tut. Schließlich listete sie auf, was am Markt nachgefragt wird. Das nahm sie als Basis ihrer heutigen Berater-Firma Navigation Transitions.
Hernan Tocuyo, Ex-CIO bei FedEx Services, hat sich vor allem unter kleinen Unternehmen nach Kunden umgesehen. Denn diese haben oft keine "richtige" IT-Abteilung und brauchen Unterstützung von außen. Wichtig bei dieser Zielgruppe: Der Neu-Berater muss Qualitäten als Trainer entwickeln. Kleine Unternehmen wollen, dass der Consultant das Personal auch gleich schulen kann.
Tenor der von King befragten Experten: Es mag verlockend sein, alle Berater-Jobs anzunehmen, die einem angeboten werden. Das schade aber mittelfristig dem eigenen Image. Man muss seine Nische finden und sich darin einen Namen machen. Wer vorgibt, für alles und für jeden arbeiten zu können, ist nicht glaubwürdig.
2. Kontakte halten, Kontakte finden
Ein User namens Franz Kaiser hat Kings Artikel mit den Worten kommentiert, kein Ex-CIO solle glauben, bei seinen vielen Kontakten kämen die Aufträge doch automatisch. Natürlich ist es wichtig, bestehende Verbindungen zu halten. Genauso wichtig ist es aber, neue zu knüpfen. Und zwar vor allem zu den Leuten, die man früher abgewimmelt hat. Zu Software-Verkäufern nämlich.
Software-Verkäufer wissen, welches Unternehmen gerade neue Lösungen erworben hat, wo neue Projekte geplant sind und so weiter. Wer mit ihnen auf gutem Fuß steht, erfährt eine ganze Menge nützlichen Klatsch. Moez Chaabouni von der Berater-Firma My CIO LLC empfiehlt ernsthaft, sich zu erkundigen, welche Restaurants Verkäufer besuchen und sie dort zu kontaktieren.
Darüber hinaus dienen zum Beispiel Veranstaltungen von Industrie- und Handelskammern als Informationsquelle. Dort erfährt man Nützliches über aufstrebende Unternehmer und Neugründungen.
3. Sich dem Kultur-Schock stellen
Es sollen schon Ehen daran zerbrochen sein, dass Gatte oder Gattin plötzlich von zu Hause aus arbeiten musste. Mancher Ex-CIO weiß auch von Auseinandersetzungen mit dem pubertierenden Sohn zu berichten, der doch sonst auch jeden Nachmittag auf Papas Rechner YouTube hatte gucken dürfen.
Auch nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass sich ein Ex-CIO mit Ambitionen als freier Berater plötzlich um viele Dinge selbst kümmern muss. Reisen buchen, Präsentationen erstellen, Termine verwalten - dafür gibt es erstmal keine Sekretärin mehr. Vor allem dürfen Bürokratie, Formalien, Krankenversicherung und Steuern nicht aufgeschoben werden.
Tipp von Laraine Rodgers: Bei Präsentationen unterstützen einen inzwischen viele Copy-Shops. Wer sich dort umsieht und einen vertrauenswürdigen Shop findet, kann morgens digitale Sheets senden und nachmittags die Folien abholen.
4. Ans Geld denken
Mancher Freiberufler kommt nicht mit unregelmäßigem Einkommen klar. Für den Anfang hilft es, sich einen genauen Überblick über monatliche Ausgaben zu verschaffen.
Der schwierigere Teil bei diesem Thema ist die finanzielle Situation potenzieller Klienten. Wer für Start-Ups und kleine Firmen arbeitet, kann deren Lage schlecht einschätzen. Chaabouni rät, Vorkasse zu vereinbaren.