Guido Burkhardt kannte das Szenario schon: Patienten kamen mit massiven Beschwerden in die Notfallversorgung. Nach wenigen Fragen stellte sich heraus, dass der Erkrankte bei mehreren Fachärzten in Behandlung war, die jeweils andere Medikamente verordneten. Was einzeln als Therapeutikum wirken kann, wird zusammen allerdings schnell zum Giftcocktail. Burkhardt ließ diese Erfahrungen nicht auf sich beruhen und entwickelte eine Notfalldokumentation, die Patienten und Ärzte vor derartigen Überraschungen schützen sollte.
Was damals eher eine Nebentätigkeit war, ist inzwischen Burkhardts Hauptjob - im Kantonsspital Baden in der Schweiz. Dort plant er Innovationen und modernisierte die IT, wie er es ausdrückt. Aktuelles Projekt: Nicht die Patienten- oder Fallakte, sondern das "Patientendossier". Es soll sowohl die Fallsicht, die Kliniksicht also, als auch eine chronologische Sicht ermöglichen - ein Novum, meint Modernisierer Burkhardt. Um den Wandel zu einer modernen IT in der Klinik hinzubekommen, arbeitete er nicht nur mit dem IT-Leiter, der für Infrastruktur, Server und Security unterwegs ist, eng zusammen, sondern auch mit dem CEO. Am Vorbild der "therapeutischen Teams" in der Psychotherapie will er die Interprofessionalität steigern.
Die Versorgung des Patienten ist das oberste Gebot. "Die Tätigkeiten von Ärzten und Pflegern gehen leichter Hand in Hand und die verschiedenen Berufsgruppen profitieren von gemeinsamen Informationen zum Patienten", so Burkhardt. Was im Nebeneffekt eine Art Enthierarchisierung im Krankenhausbetrieb bewirkt, bedeutet in erster Linie eine neue Organisationsstruktur - und eine größere Verantwortung für die Klinik-Mitarbeiter.
Das bereitet Burkhardt aber kein Kopfzerbrechen. Denn er ist sich sicher, dass das auch der IT zugute kommt: Die IT-Systeme sollen schon sehr bald nicht nur die Krankengeschichte eines Patienten enthalten, sondern sogar Arzt und Pfleger alarmieren, wenn etwa bei einem Patienten eine Unverträglichkeit gegen Penicillin bekannt ist, der Arzt aber dieses Medikament trotzdem verschrieben hat. Wesentlich dafür ist, dass das IT-Wissen und das klinische Wissen einfach stärker zusammenarbeiten.
Der Mittler zwischen zwei Welten
"Wenige Menschen interessieren sich für beide Bereiche", bemerkt IT-Projektleiter Burkhardt, der sich als Mittler zwischen zwei Welten versteht. Allerdings "kann die IT unterprivilegiert sein, wenn nicht verstanden wird, was IT für den Menschen leisten kann".
Das wird Burkhardt nicht zulassen.
Guido Burkhardt ist IT-Projektleiter im Kantonsspital Baden, Schweiz.
Dieser Artikel stammt aus der Verlegerbeilage Health-IT des CIO-Magazins.
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