Roboterhersteller

Vorstandschef Reuter steigt vorzeitig bei Kuka aus

26.11.2018
Vor knapp zwei Jahren übernimmt der chinesische Midea-Konzern das deutsche Hightech-Unternehmen Kuka - nach langem Ringen und Widerstand auch der Politik. Jetzt geht der Konzernchef, der den Deal unterstützt hatte, vorzeitig. Stimmte die Chemie nicht mehr?
Warum geht Kuka CEO Till Reuter?
Foto: Kuka AG

Beim deutschen Roboterhersteller Kuka geht knapp zwei Jahre nach der Übernahme durch chinesische Investoren überraschend der Chef von Bord. Konzernchef Till Reuter wird seine Tätigkeit im Dezember beenden, wie das Unternehmen am Montagmorgen in Augsburg mitteilte. Darauf hätten sich der Aufsichtsrat und Reuter kurz nach Mitternacht verständigt. Finanzvorstand Peter Mohnen werde den Vorstandsvorsitz interimsweise ab dem 6. Dezember übernehmen.

Am Wochenende hatte das Unternehmen bereits mitgeteilt, dass Reuter und Aufsichtsratschef Andy Gu über eine Vertragsauflösung verhandeln. Angaben über die Gründe machte das Unternehmen nicht. Aus Unternehmenskreisen verlautete, die Chinesen wollten im Tagesgeschäft stärker durchgreifen. Das Verhältnis zwischen Reuter und den Investoren habe sich zuletzt verschlechtert, hieß es. Reuter ist seit 2009 Vorstandschef der Kuka AG. Sein Vertrag wurde im Frühjahr 2017 bis Ende März 2022 verlängert.

Kuka ist einer der technologisch führenden Hersteller von Robotern für die Industrie und war Anfang 2017 nach langem Ringen mehrheitlich vom chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea übernommen worden. Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt, da chinesische Unternehmen verstärkt in deutsche Hightech-Unternehmen investieren. Politiker in Brüssel und Berlin hatten sich dagegen ausgesprochen, dass Spitzentechnologien in chinesische Hände fallen.

Kuka-Eigentümer wollen offenbar stärker durchgreifen

Im Bundeswirtschaftsministerium hieß es am Sonntag zu der jüngsten Entwicklung: "Zu Personalspekulationen äußern wir uns nicht." Bei der IG Metall war bisher keine Stellungnahme zu erhalten. Aus Unternehmenskreisen verlautete, die Chinesen wollten die Integration vorantreiben und die Kontrolle auch auf das operative Geschäft von Kuka ausweiten. Die Eigentümer wollten ihre Vorstellungen durchsetzen und stärker die Führung übernehmen. Midea hält nach Angaben des Unternehmens fast 95 Prozent der Kuka-Anteile.

Zuletzt hatte das Augsburger Unternehmen mit 13.710 Beschäftigten nach einer langen Wachstumsphase seine Jahresprognose wegen eingetrübter Aussichten gesenkt. Zu einer schlechteren Entwicklung im Geschäft mit Autos kämen Unwägbarkeiten im chinesischen Automatisierungsmarkt hinzu, hatte Kuka bei Vorlage der Quartalszahlen Ende Oktober mitgeteilt.

Kuka-Effizienzprogramm läuft an

Für 2018 werde ein Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro erwartet statt der zuvor angepeilten Erlöse von mehr als 3,5 Milliarden Euro. Vorstandschef Reuter hatte angekündigt, "auf die verschärften konjunkturellen Rahmenbedingungen" zu reagieren und einen "stärkeren Fokus" auf das Effizienzprogramm zu legen.

Der Abgang Reuters ist der zweite Fall eines spektakulären Chefwechsels nach der Übernahme durch einen chinesischen Investor. So hatte erst im September der gesamte Vorstand des Autozulieferers Grammer vor der Übernahme durch den chinesischen Konzern Ningbo Jifeng eine Ausstiegsklausel genutzt. Vorstandschef Hartmut Müller und Finanzvorstand Gérard Cordonnier wollen zum Jahresende ihre Ämter niederlegen, Technikvorstand Manfred Pretscher im Februar 2019.

Vor der endgültigen Übernahme hatten Kuka und die Chinesen Ende Juni 2016 eine Vereinbarung unterzeichnet, die Midea bis Ende 2023 an weitreichende Zusagen bindet. Dazu gehören der damaligen Mitteilung zufolge Standort- und Beschäftigungsgarantien, das Bekenntnis zur Strategie von Kuka sowie zur Unabhängigkeit des Vorstands. Ferner ging es um Vereinbarungen zum Schutz von Daten von Geschäftspartnern sowie die Zusage, keinen Beherrschungsvertrag anzustreben und die Börsennotierung bestehen zu lassen.

Reuter sagte seinerzeit zu der Abschirmungs- und Investorenvereinbarung, die vereinbarte Laufzeit von 7,5 Jahren gehe weit über das übliche Maß hinaus. "Sie schützt die Interessen unseres Unternehmens, unserer Geschäftspartner, unserer Mitarbeiter und unserer Aktionäre bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein." (dpa/rs)