Kandidaten und Personaler wünschen sich einen schnellen und unkomplizierten Ablauf des Vorstellungsgesprächs. Eine Möglichkeit sind Online-Videointerviews, mit denen zum Beispiel Oscar Mager arbeitet. Der Personal-Manager der amerikanischen Technologiefirma Sonos, die für ihre drahtlosen Hi-Fi-Systeme bekannt ist, nutzt seit fast zwei Jahren eine Videobewerbungs-Plattform, um Mitarbeiter für das europäische Kundenbetreuungs-Team des Unternehmens in Hilversum, Niederlande, auszuwählen. „Wenn wir Stellen mit internationalen Bewerbern besetzen, greifen wir auf Plattformen wie Cammio zurück“, berichtet Mager. Interessenten können damit jederzeit und von überall an einem Videointerview teilnehmen. „Um allerdings Bewerber vollständig beurteilen zu können, muss man sie persönlich treffen“, schränkt Mager ein.
Auch kostenfreie Lösungen
Video-Recruitment-Lösungen findet man kostenlos (über Skype) oder gegen Entgelt von spezialisierten Video-Recruitment- und Bewertungs-Plattformen. Somit gibt es für jeden Bedarf die Technik mit den passenden Funktionen. Kostenpflichtige Software-as-a-Service-Angebote bieten zusätzliche Möglichkeiten wie das Aufzeichnen des Gesprächs, die individuelle Gestaltung der Benutzeroberfläche oder ein Backend, das die Videobewerbung über eigens entwickelte Workflows unterstützt.
Das bedeutet, dass Bewerber in den nächsten Jahren häufiger mit Videointerviews in Berührung kommen werden, sowohl live als auch automatisiert (zeitversetzt). Die auf Personal-Management spezialisierte Beratungsfirma Right Management hat kürzlich in einer internationalen Studie festgestellt, dass 18 Prozent aller Bewerber im Laufe des letzten Jahres an einem Videointerview teilgenommen haben. Sechs von zehn Personal-Managern nutzen Videos in ihrem Auswahlverfahren, und 66 Prozent der Bewerber geben an, dies zu begrüßen.
Auch in Deutschland steigt die Nutzung von Videobewerbungen, wie Cammio-CEO Walter Hueber beobachtet: „Die meisten Unternehmen setzen Videointerviews zuerst bei der Besetzung von Trainee-Stellen und Berufsanfängern ein.“ In manchen Unternehmen stellten sogar CEOs die Fragen, „was für Bewerber eine tolle Erfahrung ist“. Zugleich würden immer mehr Unternehmen Videokonferenz-Technologien in den Arbeitsalltag übernehmen, um internationale Positionen oder gefragte Expertenstellen für IT-Fachleute oder Ingenieure zu besetzen. Mit der zunehmenden Verbreitung von Video- Recruitment werden auch Standardsoftware-Plattformen wie SAP/SucessFactors oder Lumesse diese Funktion übernehmen, erwartet Hueber. Übrigens: Wer sich mit Video-Bewerbungsgesprächen beschäftigen möchte, kann sich auf Websites wie howtovideointerview.com Einblicke verschaffen und praktische Tipps holen.