Hohe Wiederverkaufspreise von Leasing-Rückläufern und niedrige Kredit- und Restwertrisiken lassen das Management um Chef Christian Dahlheim zuversichtlicher werden: Bisher hatte der Absatzfinanzierer Volkswagen Financial Services (VWFS) mit einem operativen Ergebnis von rund vier Milliarden Euro gerechnet, nun soll es dann doch deutlich mehr werden. Allerdings werde das Ergebnis unter dem Wert des Vorjahres von 5,7 Milliarden Euro bleiben. Finanzchef Frank Fiedler warnte am Montag vor hoher Inflation und knapperen Geldbeuteln bei den Kunden.
Zwar hätten auch die Kunden von VWFS dank hoher Sparquoten in der Vergangenheit noch einiges auf der hohen Kante. Unter anderem mit den absehbar steigenden Energiepreisen würden aber wohl einige in "existenzielle Situationen" geraten, sagte Fiedler in einer Telefonkonferenz. "Da kommen wir jetzt in eine echte Konkurrenz." Das Unternehmen aus Braunschweig habe aber schon immer sehr vorsichtig agiert und ein Mehrfaches dessen für Kreditausfälle zurückgelegt, als letztlich nötig gewesen sei.
Günstige Zinsen für KFZ-Verträge sind Vergangenheit
Zu den "extrem günstigen Zinsen" der jüngeren Vergangenheit werde man nicht mehr zurückkommen, sagte Fiedler. In jüngster Zeit war das Zinsniveau am Finanzmarkt gestiegen. "Das müssen wir durchpreisen und das wird natürlich auch das Konsumverhalten beeinflussen", verwies der Manager auf Risiken für künftige Vertragsabschlüsse. Der Boom bei den Gebrauchtwagenwerten werde im zweiten Halbjahr ebenfalls zurückgehen. Dennoch erwartet er nach eigener Aussage ein operatives Jahresergebnis von rund fünf Milliarden Euro.
Die Finanzsparten der Autokonzerne stehen derzeit gut da, weil sie aus dem Leasing zurückkehrende Gebrauchtwagen zu hohen Preisen weiterverkaufen können. Neuwagen sind wegen Produktionseinschränkungen knapp, daher greifen die Kunden verstärkt auch zu Gebrauchtwagen. Zudem sind die Kreditausfälle weiter sehr niedrig. In der vergangenen Woche hatte daher bereits der VW-Konzernvorstand die Aussichten für die im Konzern versammelten Finanzdienstleister angehoben und das Jahresziel für das operative Ergebnis von rund 4,5 Milliarden Euro auf rund fünf Milliarden Euro erhöht. Zu dem entsprechenden Konzernbereich gehören neben VWFS auch noch andere Finanzdienstleister wie diejenigen von Scania und der Porsche Holding Salzburg.
Die Geschäfte liefen für VWFS zwar auch im ersten Halbjahr mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses um 27,5 Prozent auf 2,98 Milliarden Euro prächtig. Wegen der Absatzflaute im VW-Konzern infolge des Teilemangels ging aber der Vertragsbestand zurück: Er sank um 1,2 Prozent auf knapp 22 Millionen Verträge. Manager Dahlheim verspricht sich viel von der Übernahme des Autovermieters Europcar durch ein VW-geführtes Konsortium und will VWFS zum zentralen Mobilitätsdienstleister im Konzern umbauen. Langfristig soll das Unternehmen dauerhaft rund vier Milliarden Euro operativen Gewinn pro Jahr erwirtschaften. (dpa/rs)