Laut einer Analyse der International Energy Agency (PDF) soll sich die Energienachfrage im Bereich der Rechenzentren bis zum Jahr 2026 weltweit verdoppeln. Um diese Nachfrage zu stillen, sind die Tech-Unternehmen dieser Welt gefordert, ihre Chips für Server und Edge Devices performanter und energieeffizienter zu gestalten. Anforderungen, denen sich Apple schon seit einigen Jahren im Rahmen seiner eigenen Silizium-Entwicklungsinitiative verschrieben hat. Dabei waren die hauseigenen Apple-Chips den Konkurrenzprodukten der Branche weit voraus (zumindest, was Consumer-Geräte angeht) - und zwar lange bevor der Generative-AI-Hype-Zug Fahrt aufgenommen hat.
Noch liegt die Aufmerksamkeit vor allem bei Nvidia, wenn es um Serverprozessoren geht. Allerdings ist der M4-Prozessor im aktuellen iPad Pro als eine Art Vorbote zu sehen: Mit 38 Billionen Operationen pro Sekunde bietet er die schnellste Neural Engine, die man bislang für Geld kaufen kann. Und dieselben Prozessoren sollen künftig auch im Serverumfeld zum Einsatz kommen.
Apples großes Server-Comeback?
Das auf der Entwicklerkonferenz WWDC präsentierte System Private Cloud Compute (PCC) besteht aus proprietären Apple-Servern, die auf den hauseigenen Chips laufen und Antworten auf KI-Anfragen im Rahmen von Apple Intelligence liefern. Bekanntermaßen wird Apples GenAI-Initiative vorerst nur in den USA zur Verfügung stehen - es ist jedoch davon auszugehen, dass der Konzern seine Serversysteme in den kommenden Monaten weltweit einsetzen wird - beziehungsweise muss, wenn Apple Intelligence in anderen Teilen der Welt ausgerollt wird und rund eine Milliarde KI-Kunden bedient werden wollen. Wie es dabei um die Europäische Union bestellt ist, wird sich zeigen.
Apple jedenfalls zieht seinen Plan durch und vergrößert seinen Footprint im Servermarkt Schritt für Schritt. Der Konzern achtet dabei allerdings (nicht nur aus Datenschutzgründen) darauf, dass seine Server auch die allgemeinen Anforderungen der Branche in Bezug auf Energieverbrauch und Performance erfüllen. So könnte Apple in Zukunft eventuell sogar hochsichere, energieeffiziente Serverdienste für Enterprise-Nutzer anbieten. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass es seine sich entwickelnde Serverlandschaft nutzt, um die eigenen Streaming-Dienste voranzubringen und effizienter zu gestalten.
Dabei ist bemerkenswert, dass Apple in Sachen Leistung noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen ist. Es ist äußerst wahrscheinlich, dass der nächste iPhone-Chip in Form eines 3nm-Prozessors bereits produziert wird, was die Neural Engine künftig noch weiter beschleunigen dürfte. Zudem kann Apple auch eine Roadmap für 2nm-Prozessoren vorweisen, die die Performanz und Energieeffizienz nochmals steigern dürften. Diese Roadmap ließe sich nun optimal auf den Servermarkt anwenden, den Apple im Jahr 2011 mit der Einstellung der Xserve-Produktreihe verlassen hatte.
Bei Apple ist man sich schon länger bewusst, dass performante Prozessoren für Server und Edge-Geräte wenig bringen, wenn diese zu viel Energie fressen. Darum hat der Konzern bereits hunderte Millionen Dollar investiert, um den Energieverbrauch über sein gesamtes Ökosystem hinweg nachhaltig zu senken - beispielsweise in erneuerbare Energiequellen. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass Apple dieses Ökosystem künftig mit leistungsstarken iCloud-Servern ausbauen wird. Diese könnten dann im Laufe der Zeit auch für die restlichen Online Services des Unternehmens genutzt werden. Was also zunächst nach einem kleinen Gewinn in Sachen Environmental Performance aussieht, könnte sich künftig zu einem eigenständigen Serviceangebot entwickeln, das enormen Wert für den iPhone-Konzern freisetzen könnte.
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Apple sich durch seinen Fokus auf Energieeffizienz und Rechenleistung schon früh in eine enorm günstige Position gebracht hat, um die (damals noch nicht absehbaren) Herausforderungen zu meistern, die Server-basierte künstliche Intelligenz aufwirft. (fm)