Geldwäsche-Prävention

Warum Banken mehr IT-ler brauchen

17.05.2013 von Christiane Pütter
Banken müssen bis zu 20 Prozent mehr Informatiker einstellen. Das behauptet zumindest das Beratungshaus Steria Mummert. Der Grund sind Compliance-Vorgaben.
Banken werden in ihre IT investieren müssen, um compliant zu arbeiten. Das sagt jedenfalls Steria Mummert voraus.
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Die Konkurrenz um Informatiker wird noch schärfer - Geldinstitute brauchen deutlich mehr IT-ler als bisher. So lautet zumindest eine Einschätzung des Hamburger IT-Beratungshauses Steria Mummert. Die Hanseaten glauben, dass Banken bis zu 20 Prozent mehr Informatiker brauchen.

Steria Mummert begründet das mit wachsende Compliance-Anforderungen. Aktueller Anlass ist die kommende vierte Geldwäsche-Direktive der EU. Kurz gesagt müssen Banken Geldströme noch genauer auf Anzeichen von Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerflucht prüfen. Dazu gehört auch, die Beziehungen zwischen den einzelnen Sendern und Empfängern von Geldflüssen genauer als bisher zu untersuchen.

Die Hamburger Berater glauben, dass das nicht aus Bordmitteln zu stemmen ist. "Viele Banken sind gezwungen, Personal und IT-Ausstattung in den Compliance-Abteilungen aufzustocken", sagt Martin Stolberg, Compliance-Experte bei Steria Mummert.

Konkret heißt das zum Beispiel, dass Investitionen in Technologien für die Daten-Analyse fällig werden. Die Geldinstitute müssen Daten stärker als bisher kontextbezogen auswerten. Dem sind klassische Datenbanken nicht mehr gewachsen, so Stolberg. Er rät zu Realtime- und Neartime-Analysen.

Dafür werden die Banken Spezialisten brauchen. Diese zu bekommen, dürfte nicht allzu schwer sein - trotz Fachkräftemangels. Nach den Worten von Samad Masood, Analyst bei Accenture, beschäftigen Banken bereits "einige der besten ITler der Welt". Das erklärte Masood gegenüber cio.de am Rande einer Accenture-Veranstaltung in London.

Der Accenture-Analyst sagt, dass Banken sowohl über genug Geld als auch über genug Commitment aus dem Vorstand verfügen, um gute Informatiker einzustellen. Weil sie diesen hochinteressante Aufgaben bieten können, seien sie als Arbeitgeber attraktiv.

Klagen über zu viel Compliance dürften aus der Finanz-Branche dennoch zu hören sein. So schreibt etwa das Portal Geldinstitute.de, ständig neue gesetzliche Regelungen brächten die IT-Abteilungen von Banken "in Schwierigkeiten". Das Portal die-bank.de erklärt, von allen Teilnehmern des Finanzmarkts seien Banken "dem größten regulatorischen Druck ausgesetzt".

Versicherer ziehen Gewinn aus Compliance

Da lohnt ein Blick zur Nachbar-Branche: drei von vier Versicherern beurteilen die Vorgaben von MaRisk (Mindestanforderungen an das Risiko-Management) positiv. Das ergab Ende 2011 eine Umfrage der PPI AG. 76 Prozent der Versicherungen erklären, sie nutzten nach Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Vorgaben Synergien. Insbesondere profitierten Controlling und interne Kontrollsysteme von MaRisk. Weitere 43 Prozent geben an, die Vorgaben verbesserten das Prozess-Management.

Martin Gutberlet, Country Manager & Vertriebsleiter Deutschland beim Marktforscher Gartner, betonte bereits Ende 2009, die Branche müsse sich auf mehr Compliance einstellen. In einem Interview mit cio.de riet er Bank-CIOs, mit Juristen zusammen zu arbeiten. Auch sei es denkbar, einen Juristen als CIO einzusetzen, wenn er über die nötigen IT-Skills verfügt.