Die Geschäftswelt hat erkannt, dass es notwendig ist, ökologisch nachhaltiger zu handeln. Schließlich spüren viele Unternehmen die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Bilanzen. So sind nicht zuletzt auch CIOs, die von ihnen eingesetzten Technologien und die Partnerschaften im Markt für die Zukunft einer ökologisch nachhaltigeren Geschäftstätigkeit von entscheidender Bedeutung.
Eine Frage der Zeit
Die Zeit drängt: So hat der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klima-Anderungen (IPCC) am 20. März 2023 erklärt, es sei unwahrscheinlich, dass die Welt ihre Versprechen aus dem Pariser Klimaabkommen einhalten werde. Wenn die Temperaturen weltweit um oder über 1,5 Grad Celsius steigen, spüren die Unternehmen weitere Auswirkungen auf ihren Gewinn. Damit verbunden sind zunehmende Probleme in der Lieferkette in einem bereits überlasteten und anfälligen Netzwerk.
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Unsicherheiten in der Nahrungsmittel- und Wasserversorgung nehmen zu. Die Energiesysteme, der Wohnungsbestand, die Versicherungs- und Devisenmärkte werden volatiler - eine Reihe von Szenarien, die nicht nur für Führungskräfte und Anteilseigner beunruhigend sind.
Die wichtige Rolle der CIOs
In der Vergangenheit haben CIOs in Zeiten großer Veränderungen eine wichtige Rolle gespielt, indem sie den elektronischen Handel, die digitale Transformation oder agile Arbeitsweisen gefördert haben. Organisationen, die auf den Klimanotstand reagieren, brauchen diese Fähigkeit, um Umweltauswirkungen ihres Unternehmens zu mildern. Der Schlüssel dazu ist ein besseres Verständnis der Geschäftsabläufe und ihrer CO2-Produktion beziehungsweise der Verwendung nicht nachhaltiger Praktiken und Ressourcen.
Wie bei den meisten Business-Herausforderungen sind Daten von entscheidender Bedeutung. "Die harte Arbeit liegt in der anfänglichen Bewertung der Situation", erläutert der Unternehmens- und CIO-Berater Sean Sadler von der Firma CGI. "Aus technologischer Sicht muss man sich ansehen, wie die Infrastruktur eingesetzt wird, wie viel Energie sie verbraucht und wie sie in das Gesamtkonzept der Nachhaltigkeit passt."
Datenkultur als Grundlage für ESG
CIOs, die unternehmensweite Datenkulturen pflegen, ermöglichen laut IDC nicht nur nachhaltige Geschäftsprozesse. Sie machen auch weniger abhängig von Beratungsunternehmen.
"Organisationen mit den ausgereiftesten ESG-Strategien für Umwelt, Soziales und Governance wenden sich zunehmend an Software-Plattformen, um ihre Datenmanagement- und Berichtsanforderungen zu erfüllen", berichtet Amy Cravens, IDC Research Manager für ESG-Reporting und Management-Technologien. "Dies stellt einen wichtigen Übergang hin zu einem unabhängigen ESG-Programmmanagement und weg von der Abhängigkeit von ESG-Beratern und -Dienstleistern dar."
Software-Plattformen für ESG-Reporting
Software-Plattformen werden ebenfalls eine wichtige Rolle für Unternehmen spielen, die ESG ernsthaft betreiben wollen. Diese können Organisationen in allen Phasen der Reise unterstützen, von der frühen Datenerfassung und der Bewertung der Wesentlichkeit bis hin zu einer nachhaltigen Geschäftsstrategie.
CGI-Berater Sadler ist hingegen der Ansicht, dass Berater und Systemintegratoren als Teil der Nachhaltigkeitspläne eines CIOs durchaus in Betracht gezogen werden sollten. Ihre guten Verbindungen zu zahlreichen Anbietern sowie ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Templates könnten von großem Nutzen sein. "Berater unterstützen oft bei der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmensbereichen wie Finanzen und Beschaffung, da sie einen ganzheitlicheren Ansatz verfolgen", sagt er.
Technologie ist Teil der Lösung
Die IDC-Umfrage zeigt außerdem, dass der Fertigungssektor bezüglich der Reife von ESG-Strategien führend ist, gefolgt von der Dienstleistungsbranche. Dies könnte daran liegen, dass es sich um Branchen handelt, in denen die Anforderungen an die Nachhaltigkeit wegen des starken Wettbewerbs am größten sind.
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CIOs in Unternehmen, die bereits über einen hohen ESG-Reifegrad verfügen, setzen Datenmanagement-, Berichts- und Risiko-Tools ein. Im Digital Leadership Report 2022 des internationalen Personal- und CIO-Recruiting-Unternehmens Nash Squared gaben 70 Prozent der Tech-Führungskräfte in Unternehmen an, dass Technologie eine entscheidende Rolle bei der Nachhaltigkeit spielt.
IT trifft Business im ESG-Umfeld
"CIOs sind in einer hervorragenden Position, um ihren Geschäftssinn unter Beweis zu stellen", argumentiert CIO-Berater Sadler. Sie könnten helfen, Kosten zu senken und zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.
Laut Carl Kinson, Director von DXC Technology, spielt die IT heute eine zentrale Rolle um Ressourcen zu reduzieren. Die hohe Inflation und die steigenden Energiekosten sorgten dafür, dass CIOs und Unternehmen ihre Energieausgaben so detailliert bewerten wie schon lange nicht mehr. Dies werde sich auch positiv auf die Umwelt auswirken.
Kinson zufolge versuchen CIOs, einen größeren Nutzen aus den Cloud-Computing-Strategien, den Application Workloads, dem Systemcode und sogar der Nutzung oder dem Rückbau von On-Premise-Technologie zu ziehen, um den Energieverbrauch und die Ausgaben zu senken. "Wir arbeiten mit unseren Kunden zusammen, um Kohlenstoffbudgets für jeden Stakeholder festzulegen und sie in die Pflicht zu nehmen. Das ist ein guter Weg, um sicherzustellen, dass alle Bereiche des Unternehmens ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten", ergänzt CGI-Berater Sadler.
Große Erwartungen an die Nachhaltigkeit
Werden die Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens nicht erreicht, verärgert dies nicht nur das Top-Management. Es erschwert auch die Suche nach Fachkräften für CIOs, was wiederum die Strategien zur Digitalisierung des Unternehmens ausbremst. Ein ökologisch nachhaltiges Unternehmen zu werden, ist daher wichtig, um Technologietalente anzuwerben und zu halten.
Die Dringlichkeit des Klimawandels wirkt sich somit auf die CIOs und ihre Einstellungsentscheidungen aus: "Auch daher muss ich die Nachhaltigkeitsaspekte eines Unternehmens verstehen", berichtet James Holmes, CIO bei der North of England P&I Association, einer Schifffahrtsversicherungsgesellschaft.
Die Unternehmensberater von McKinsey stellten darüber hinaus fest, dass 83 Prozent der Führungskräfte und Investmentexperten glauben, dass ESG-Programme über die kommenden fünf Jahre zu einer Steigerung des Shareholder Value beitragen werden.
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Der Nash Squared Digital Leadership Report fügt hinzu, dass es aufgrund der dringenden weltweiten Bestrebungen, Nachhaltigkeit in den Kerngeschäftsbetrieb und das Kundenangebot zu integrieren, entscheidend ist, dass digitale Führungskräfte eine doppelte Sichtweise auf die Nachhaltigkeit haben. Auf der einen Seite gehe es um die Auswirkungen auf das Unternehmen, auf der anderen um die Auswirkungen für Umwelt und Gesellschaft.
Nachhaltigkeit und Shareholder Value
Für einen Teil des steigenden Shareholder Value muss sichergestellt werden, dass ein Unternehmen Vorschriften zur ökologischen Nachhaltigkeit erfüllen kann. Für CIOs in Europa wurde die EU-Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzen im April 2022 verabschiedet. Die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) erhielt im November 2022 eine Mehrheit im Europäischen Parlament. Kalifornien hat im September 2022 ebenfalls Umweltvorschriften eingeführt und andere US-Bundesstaaten werden voraussichtlich nachziehen.
"Regulierung kann auch wachstumsfördernd sein", sagte Chi Onwurah, Schattenwirtschaftsminister im britischen Parlament und ehemaliger Tech-Manager, kürzlich auf einer Open-Source-Konferenz. "Gute Vorschriften schaffen einen positiven Kreislauf, da mehr Menschen dem System vertrauen."
CIOs und IT-Führungskräfte tragen wesentlich dazu bei, Unternehmen umweltverträglicher zu machen und den ökologischen Kollaps abzuwenden. Kein vertikaler Markt kann während einer Umweltkatastrophe effektiv arbeiten, wenn die Organisationen nicht in der Lage sind, auf Grundlage der ihnen vorliegenden Daten effektiv zu reagieren.
Während der Covid-19-Pandemie haben CIOs und IT-Führungskräfte neue Wege erschlossen, sich dem Wandel anzupassen. Diese Reise muss weitergehen, wenn umweltverträgliche und nachhaltige Geschäftsprozesse eine höhere Priorität bekommen. (ajf/jd)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.