"Natürlich interessieren sich CIOs für IT-Trends. Sie können aber mit medial aufgebauschten Hypes nichts anfangen", sagt Matthias Teichmann. Er ist Projektleiter der "CIO-Trendumfrage 2011", für die das CIO-Magazin 164 CIO.de-Nutzer online befragt hat.
Die Teilnehmer denken, dass in erster Linie Berater von Prognosen über IT-Trends profitieren. Auf einer Skala von 1 ("trifft überhaupt nicht zu") bis 4 ("trifft voll und ganz zu") erreicht diese Aussage einen Zustimmungswert von 3,4. Die Befragten meinen außerdem, dass sich IT-Anbieter Trends zu Nutze machen (Wert 3,1).
Die These, dass CIOs von IT-Trends profitieren, erreicht dagegen nur einen Wert von 2,3. Die Mehrheit der Befragten findet, diese Aussage "trifft eher oder gar nicht zu".
Mancher CIO.de-Nutzer scheint von Trends genervt zu sein: Immerhin kommt die Aussage "IT-Trends erzeugen überzogene Erwartungen bei den Anwendern" auf eine Zustimmung von 3,3. Was Teichmann nicht überrascht: "Wer zum Beispiel die ACTA aufmerksam verfolgt, eine großangelegten Computer- und Technikstudie des Instituts für Demoskopie in Allensbach, der kann feststellen, dass sich die Anzahl der Menschen, die sich für IT interessieren, stetig vergrößert und auch das Fachwissen über die Jahre kontinuierlich zunimmt", so der Marktforscher. Möglich also, dass auch IT-Teams in Unternehmen zunehmend mit "guten Ratschlägen" von Endnutzern und Fachabteilungen konfrontiert werden.
Ein weiteres Ergebnis der CIO-Studie: Die Behauptung, IT-Trends behinderten die tägliche Arbeit mehr als sie nützten, erreicht immerhin einen Wert von 2,4. 40 Prozent der Befragten stimmen dieser These zu. Ein Teilnehmer fügt in einem Statement an: "Alle Trends und Buzzwords verwirren mehr, als dass sie einen Mehrwert schaffen."
Auch bei Budget-Verhandlungen scheinen Trend-Prognosen wenig zu nützen. Die These, solche Vorhersagen machten dem Vorstand deutlich, dass er mehr in die IT investieren muss, trifft für 68 Prozent der Befragten nicht zu. Sie kommt nur auf einen Wert von 2,2.
Ein wenig Skepsis gegenüber Gartner, Forrester & Co.
Stellt sich die Frage, ob all die Gartners und Forresters auf ihre alljährliche Glaskugel-Schau verzichten sollten. "Nein", erklärt Teichmann. IT-Entscheider wollten durchaus wissen, was die Branche bewegt. Insofern interessierten sie sich sehr wohl für Trends - jedoch nicht ohne ein gesundes Quantum an Skepsis. In den freien Anmerkungen notiert denn auch einer zum Stichwort Cloud: "Hype - jeder hat jetzt eine Meinung, bis die ersten Unternehmen Daten verlieren."
Dass sie auf Trends generell nicht verzichten wollen, zeigt auch die Selbsteinschätzung der Umfrageteilnehmer. Immerhin stuft sich fast jeder Fünfte als Early Adopter/Trendsetter ein. Weitere 43 Prozent sehen sich als Early Trendfollower.
Insgesamt 31 Prozent warten bei neuen IT-Trends erst einmal ab. Sie bezeichnen sich als Late Trendfollower. Nur eine Minderheit von neun Prozent erklärt sich selbst zum Trendmuffel.
Bei der Bewertung konkreter Trends zeigen die Befragten Zurückhaltung. CIO.de ließ Service-orientierte Architekturen (SOA), Green IT und den aktuellen Gassenhauer Cloud über eine eine mehrstufige Skala von Eins ("sehr geringer/gar kein Nutzen" bis Fünf ("sehr großer Nutzen") bewerten. Keiner der genannten Trends kommt über eine knappe Drei hinaus.
Trends wie Cloud und SOA im Kontext betrachten
Die höchste Zustimmung erreicht mit 2,92 noch Cloud. Dicht dahinter liegt Green IT mit 2,87. SOA kommt auf 2,78. Alle Trends liegen also ziemlich dicht beieinander. Ein Umfrageteilnehmer merkt an, jeder Trend müsse "im Kontext" betrachtet werden. "Es muss eine größere Brücke, ein besseres Alignment zwischen IT, Business und Unternehmensstrategie geben. Auf dieser Basis wird es dann individuelle Lösungen geben, die Cloud, Green IT oder SOA enthalten können", schreibt der Teilnehmer.
Schließlich ging es um die Frage, welcher vermeintliche Trend sich als Flop entpuppt habe. Darauf ein CIO.de-Nutzer: "Ich halte die Innovationsfeindlichkeit vieler IT-Manager in Deutschland für den größten Flop von allen."