Die Verhandlungen mit freien IT-Experten gestalten sich zunehmend schwierig. Das legt zumindest eine Umfrage der Münchener Projektbörse Gulp nahe. Gulp hat Daten von knapp 9000 IT-/Engineering-Selbstständigen ausgewertet.
Fazit: Im vergangenen Jahr erklärten 14 Prozent der Freien, einen angebotenen Vertrag nicht unterschrieben zu haben. Im Jahr 2008 waren es nur sieben Prozent. Weitere 25 Prozent haben 2011 erst nach Änderungen unterschrieben (2008: 26 Prozent).
Dreht man die Zahlen um, heißt das: 2011 haben nur knapp 61 Prozent der IT-Freiberufler ohne Diskussionen unterschrieben. 2008 waren es noch 68 Prozent.
Werksvertrag oder Dienstvertrag
Auf Nachfrage von CIO.de führt eine Gulp-Sprecherin einige Gründe an, die die Freien der Projektbörse gegenüber geäußert haben. Probleme gibt es demnach am häufigsten in der Frage des Zahlungsziels. Auch sei oft strittig, ob der Vertrag als Werksvertrag gestaltet wird (der Freie wird für ein fertiges Werk bezahlt) oder als Dienstvertrag (der Freie bekommt seine Dienstleistungen bezahlt).
Weniger häufig, aber durchaus signifikant sei auch die Frage der Haftpflichtversicherung, so die Gulp-Sprecherin weiter. Manchmal verlange der Auftraggeber, dass der Freie eine solche abschließt, was zu Uneinigkeit führe.
Freiberufler haben zurzeit eine starke Verhandlungsposition
Zugleich betont Stefan Symanek, Marketing-Leiter bei Gulp, dass es "nicht unbedingt" an den Verträgen liege, wenn keine Unterschrift zustande kommt. Seiner Beobachtung nach genießen IT-Freie derzeit eine "starke Verhandlungsposition".
Das untermauert eine Zahl: Im ersten Quartal 2012 gingen über Gulp insgesamt 46.518 Projektanfragen an IT-/Engineering-Freiberufler ein. Das seien "so viele wie nie zuvor innerhalb von drei Monaten", wie Symanek sagt. Da könnten es sich viele Selbstständige leisten, Punkte im Vertrag anzusprechen, die sie bei dünnerer Auftragslage vielleicht hinnehmen würden.