Governance-Probleme

Warum jedes zweite Big-Data-Projekt scheitert

29.07.2015 von Christiane Pütter
Zeit- und Budgetrahmen eingehalten sowie alle Funktionalitäten geliefert – diese Ziele erreichen nur die Hälfte aller Projekte. Das ergab eine Studie von NTT Data, der Digital Analytics Association e.V., der Leuphana Universität (Lüneburg) und der Alexander Thamm GmbH.
  • Unternehmen mit Erfahrung in Big Data-Projekten halten die technische Expertise für wichtiger als das Projekt-Budget
  • Größtes Risiko sind Compliance-Vorgaben
  • Big Data Governance soll für die nötigen organisatorischen Strukturen und Prozesse, Richtlinien und Standards sorgen

Deutsche Unternehmen setzen verstärkt auf Big Data-Technologien. Davon ist zumindest der Anbieter NTT Data überzeugt. NTT Data wollte daher wissen, wie es um den Erfolg von Big Data-Projekten steht. Gemeinsam mit der Digital Analytics Association e.V., der Alexander Thamm GmbH und der Leuphana Universität (Lüneburg) hat NTT Data die Studie "Big Data Governance - eine Reifegrad-Analyse für Deutschland" durchgeführt. 37 Unternehmen haben sich daran beteiligt, laut den Studienautoren Konzerne und große Mittelständler. Die Projekte beziehen sich meist auf Marketing, Vertrieb und Produktion.

Das Fazit fällt nicht gut aus. Nur jedes zweite Projekt hält den Zeit- und Budgetrahmen ein und erfüllt die Erwartungen, die an den Funktionsumfang gestellt wurden. Die Studienautoren führen das vor allem auf fehlende Governance zurück. Denn die Unternehmen, die bereits Strukturen etabliert haben, führen fast drei von vier Projekten (73 Prozent) zum Erfolg.

NTT Data über "Big Data Governance - eine Reifegrad-Analyse in Deutschland"
Big Data Governance
NTT untersucht in der Studie "Big Data Governance - eine Reifegrad-Analyse in Deutschland" Big Data-Projekte aus 37 Unternehmen. Es geht dabei um so unterschiedliche Branchen wie Automobil, IT und Banken.
Erreichen der Ziele
Geld spielt eine Rolle: Unternehmen, die mindestens 20 Prozent ihres IT Budgets für Big Data aufwenden, sind erfolgreicher in der Umsetzung von Big Data Projekten.
Technik am wichtigsten
Es hängt an der Technik: die technische Expertise halten die Unternehmen für den wichtigsten Erfolgsfaktor bei Big Data-Projekten.
Risiko Datenschutz
Datenschutz und Compliance gelten als größte Risiken bei der Anwendung von Big Data.
Erfolgsfaktor Integration
Je besser Big Data in die Informationsarchitektur integriert ist, umso höher die Chance, alle Ziele zu erreichen.
Aufgaben von Big Data Governance
Die Befragten erwarten von Big Data Governance vor allem die Bereitstellung von organisatorischen Strukturen, Richtlinien, Prozessen und Standards.

Für NTT Data ist Big Data Governance ein Teil von BI Governance (Business Intelligence). Auf technologischer Seite müssen Big Data-Anwendungen in die Architektur eingebunden werden. Stand-Alone-Implementierungen erzielen weniger gute Ergebnisse, so die Studienautoren.

Zur Definition beziehungsweise den Erwartungen an Big Data Governance: Die Anwender versprechen sich vor allem das Bereitstellen organisatorischer Strukturen und Richtlinien, Prozesse und Standards (46 Prozent). Außerdem definiert Big Data Governance eine Strategie inklusive Metriken (32 Prozent).

Das Management braucht mehr digitale Kompetenz

NTT Data betont, dass Entscheider Datenrechts- und Analysekompetenzen im Unternehmen aufbauen oder in das Unternehmen hereinholen müssen. "Das Management benötigt mehr digitale Kompetenz, um schon bei Projekt-Definition realistische Erwartungen und Key Performance Indikatoren (KPI) zu verabschieden", schreiben die Studienautoren.

Wichtige Erfolgsfaktoren

Ein näherer Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass der Erfolg von Big Data-Projekten teilweise auch vom Geld abhängt. Wer mindestens ein Fünftel seines IT-Budgets für Big Data aufwendet, erzielt demnach bessere Resultate. Faktisch aber stellt die Hälfte der Unternehmen nicht mehr als zehn Prozent des IT-Etats dafür bereit.

Die Studienteilnehmer selbst nennen technische Expertise als den wichtigsten Erfolgsfaktor (39 Prozent). Weitere 33 Prozent nennen das Budget und 28 Prozent datenschutzrechtliche Anforderungen.

Als größtes Risiko gelten Compliance-Vorgaben (43 Prozent). Technische und methodische Fragen nennen 31 Prozent.