Viele Unternehmen beschäftigen sich gerade damit, groß angelegte Digitalisierungsstrategien auszuarbeiten und umzusetzen. Zur Umsetzung der jeweiligen Strategie gibt es unterschiedliche Ansätze. Einige Unternehmen gründen "Digitalisierungs GmbHs", andere schieben dieses Thema komplett in die IT-Abteilung, somit direkt an den CIO, oder sie holen sich einen für die Digitalisierung verantwortlichen Chief Digital Officer (CDO) an Bord.
Für viele Unternehmen spielt die IT und somit der CIO eine Schlüsselrolle. Der Fokus des CIO liegt primär darin, IT zur Verfügung zu stellen, am Laufen zu halten und wertschöpfende Prozesse im Unternehmen optimal zu unterstützen und zu versorgen. Außerdem gilt es, neue technologische Trends zu erkennen und deren Machbarkeit zu analysieren.
Neue Geschäftsmodelle entstehen, alte Prozesse verschwinden
Für diese innovative Ebene der IT-Architektur und damit einhergehende technische Neuerungen müssen das Potenzial für das Unternehmen erkannt werden, der richtige Zeitpunkt zur Implementation definiert sowie entsprechende Prozesse eingeführt werden.
Hierbei ist die Entwicklung von Online-Strategien und digitalen Transformationen sowie deren Vorantreiben und letztendlich auch deren Umsetzung eine der Herausforderungen der Digitalisierung. Durch die Digitalisierung werden häufig neue Geschäftsmodelle ermöglicht, andere Prozesse und Geschäftszweige sogar hinfällig.
McDonald's, Toyota und Nestlé mit CDO
In manchen Unternehmen werden hierzu Abteilungen und Bereiche etabliert, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen und die erforderlichen Projekte im Unternehmen umsetzen sollen. Einige große und namhafte internationale Konzerne wie McDonald's, Toyota, Starbucks, Nestlé oder L'Oreal haben dafür bereits einen CDO Officer an Bord.
Osram kommt ohne CDO aus
Beim Münchener Leuchtmittelhersteller Osram nimmt das Thema Digitalisierung bereits seit einiger Zeit einen hohen Stellenwert ein. Unterstützt durch den Vorstand treiben unterschiedliche Funktionen gemeinschaftlich die Digitalisierung in verschiedenen Bereichen voran. Zu nennen sind beispielweise Corporate Strategy, Corporate Communication oder die Corporate IT.
Osram hat keinen Chief Digital Officer nominiert. "Digitalisierung sollte meines Erachtens nicht von einer Funktion oder einem Geschäftsbereich im Alleingang vorangetrieben werden", begründet CIO Kian Mossanen. "Die hohe Komplexität, die dieses Thema mit sich bringt, bedingt die Kooperation diverser Bereiche und das gemeinsame Heben von Potenzialen und Synergien."
Customer Journey - Anforderungen der Geschäftsbereiche und Kunden analysiert
Osram hat im Umfeld von Kommunikation und Kollaboration mit den Kunden zunächst im Rahmen einer Analyse der "Customer Journey"' die Anforderungen der Geschäftsbereiche und ihrer Kunden analysiert. Anschließend haben sie gemeinsam über die Herangehensweise an Themenfelder wie E-Commerce diskutiert und digitale Handlungsfelder abgeleitet.
"In vielen Fällen ist die heutige Rolle des CIO durch innovative Themen geprägt", sagt Mossanen. "Der CIO ist die Schlüsselperson der gesamten technischen Vernetzung und letztlich der 'Wissensträger' über die komplette IT." Dieses gebündelte Know-how solle vermehrt in Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen geteilt werden.
"Sollte der CIO nicht die Digitalisierungsstrategie verantworten, dann ist sicherzustellen, dass die Rollen des CDO und CIO sich ergänzen und nicht gegenseitig kannibalisieren" so Mossanen weiter. Auch in einem solchen Spannungsgefüge müsse der CIO als ebenbürtiger Partner mit seinen Schwerpunkten und Kompetenzen zu der Digitalisierung beitragen.
Kannibalisierung von Geschäftsfeldern vermeiden
Es sollte also keine Konkurrenzsituation zwischen dem CIO und dem CDO entstehen. Eine solche Situation wäre kontraproduktiv und würde dem Unternehmen eher Schaden verursachen als Zutritt zu neuen Märkten zu verschaffen.
Die Anpassung von Geschäftsmodellen im Rahmen der Digitalisierung kann durch Disruption gekennzeichnet sein. Häufig werden bestehende Erfolgsmodelle durch neue Geschäftsfelder und -modelle kannibalisiert. Um dies zu vermeiden, ist eine gelebte und nachhaltige Process Excellence ein elementarer Erfolgsfaktor. Entsprechend wichtig ist es, mit diesem Themenkomplex kompetente Führungskräfte zu betrauen und ihnen hinreichende Kompetenzen zu geben.
Vier Ratschläge bei der Besetzung eines CDO
Bei der Besetzung eines CDO sollten Unternehmen in Bezug auf die Rolle des CIO folgende vier Ratschläge beachten:
Der CDO sollte keinen Ersatz für den CIO darstellen. Die Aufgabenverteilungen und Schwerpunkte müssen klar definiert und fest abgegrenzt sein.
Der CDO sollte, genau wie der CIO, auf C-Ebene positioniert sein oder zumindest eine Stabfunktion innehaben und direkt an den CEO oder Geschäftsführer berichten. Er kann auch die Schnittstelle zum CIO, CFO, COO und CEO ausüben, sofern seine Kompetenzen klar definiert sind.
Die Verteilung der Kennzahlen wie Manpower Ressourcen und Budgets, auf die CDO und CIO gegebenenfalls gleichermaßen zurückgreifen, sollten klar abgestimmt und festgelegt werden.
Beide Bereiche sollten sich als Kooperationspartner verstehen, bestenfalls sogar als Sparrings Partner, aber keinesfalls als Rivalen.
Fazit
Aus unserer Erfahrung als Personalberatung in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Mandanten ist es wichtig, die Digitalisierung auf Vorstands- oder Geschäftsführungsebene zu positionieren und in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Zudem gilt es, bei den Veränderungsprozessen die Mitarbeiter einzubeziehen und auch die entsprechenden Kompetenzen und Zuständigkeiten stets klar zu definieren und zu kommunizieren.