Analysten-Kolumne

Warum SaaS das Konzept der Zukunft ist

21.01.2009 von Oliver Schwarz
Angebote wie Google Apps zeigen, warum Software-as-a-Service erfolgreich sein wird. Denn Anbieter haben aus dem Scheitern von Application Service Providing (ASP) gelernt und wiederholen nicht die alten Fehler.
Capgemini-Analyst Oliver Schwarz: "Unternehmen sehen sich häufig mit Barrieren konfrontiert, wenn es um SaaS geht."

Software-as-a-Service hat sogar schon Eingang in die Tagespresse gefunden. Spätestens da werden IT-Experten misstrauisch, weil sie sich dann unweigerlich an ganz ähnliche Konzepte erinnern: Damals hießen sie Application Service Providing (ASP). Doch durchgesetzt haben sie sich nicht. Bei Software-as-a-Service (SaaS) wird dies nicht der Fall sein.

Die Idee ist bestechend: Anwender und Unternehmen, die SaaS nutzen, müssen nicht mehr regelmäßig sechs- oder siebenstellige Beträge in die Erweiterung der Hardware-Infrastruktur investieren. Auch das Thema Migration mit allen Unwägbarkeiten - und Kosten - schreckt nicht mehr. Lästige Synchronisationen von PC und PDA gehören ebenso der Vergangenheit an wie kontinuierliche Updates, die Versionenverwaltung und die gesamte Administration der Applikationen.

Warum Application Service Providing scheiterte

Um das Potenzial des SaaS-Konzeptes zu begreifen, muss man zunächst fragen, warum aus Application Service Providing (ASP), das ja ganz ähnliche Vorteile bot, kein Erfolg wurde. Hierfür gibt es drei Gründe:

Die Anbieter von SaaS haben aus diesen Defiziten gelernt. Sie profitieren von der Tatsache, dass Breitband-Datenverbindungen heute kein Kostenfaktor mehr sind. Darüber hinaus konzentrieren sie sich auf Desktop-Applikationen wie E-Mail und Textverarbeitung oder in sich abgeschlossene Geschäftsanwendungen wie beispielsweise salesforce.com. Und sie haben sich mit Dienstleistern zusammengeschlossen, die die SaaS-Idee gesellschaftsfähig machen und damit auch für Unternehmen ein nutzbares und praxisgerechtes Paket schnüren.

Google Apps geht bei Automobilzulieferer mit mehreren Zehntausend Desktops live

Unternehmen sehen sich häufig mit Barrieren konfrontiert, wenn es um SaaS geht. Die Kommunikation muss der internen Compliance entsprechen, es sind Sicherheitsbestimmungen zu beachten und die Verwaltung und Archivierung von Dateien muss sichergestellt sein. Ein kompetenter Partner unterstützt hier, diese Voraussetzungen zu erfüllen und SaaS auf Unternehmensanforderungen anzupassen

IT-Dienstleister mit Erfahrung in Outsourcing-Prozessen, die die Integration der SaaS-Applikationen in die IT-Landschaft des Anwenders übernehmen und den User Support gewährleisten, können hier hilfreich sein. Vor allem, da durch die Einbindung in die Unternehmensarchitektur eine Silo-Existenz der SaaS-Anwendung vermieden wird.

Ein Beispiel für diese Zusammenarbeit ist Google Apps. Für die Implementierung dieser Office-Anwendung in Großunternehmen arbeitet der amerikanische Anbieter mit Capgemini zusammen. Gerade vor kurzem ging Google Apps bei einem großen Automobilzulieferer mit mehreren Zehntausend Desktops live. Auch hier sorgt die Kooperation zwischen SaaS-Anbieter und IT-Integrator für die individuelle Anpassung der Software und die Einhaltung der Compliance-Vorschriften.

Veränderte Software-Landschaft - veränderte IT-Landschaft

Vor dem Hintergrund sich verändernder Arbeitsumgebungen aufgrund der Verbreitung von Internetapplikationen, immenser Speicherkapazitäten, geforderter Mobilität und global verteilten Arbeitsplätzen haben SaaS-Lösungen einen festen Platz in unserer zukünftigen Arbeitswelt. Und gerade in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage ist auch der Aspekt der Kosten nicht zu unterschätzen. Bereits jetzt ist zu erkennen, dass die von den Großkunden erzielten Einspareffekte erheblich sind.

Capgemini registriert weltweit große Nachfrage nach diesen Dienstleistungen, die die IT-Landschaft - das kann man ohne Übertreibung sagen - erheblich verändern werden. Unternehmen und Anwender sind gut beraten, sich mit dem Thema SaaS zu beschäftigen, und sowohl Hardware- und Software-Anbieter als auch die IT-Dienstleister werden ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen müssen. Denn das Thema wird nicht auf die typischen Office-Applikationen beschränkt bleiben.

ERP-Anbieter arbeiten an SaaS-Modellen

Führende ERP-Anbieter denken intensiv über ähnliche Geschäftsmodelle für mittelständische Kunden nach, denn tendenziell bietet sich SaaS für alle Standard-IT-Anwendungen an. Dies ist auch das Ergebnis einer Gartner-Studie: Sie geht davon aus, dass bis zum Jahr 2012 mindestens ein Drittel der Ausgaben für Business Application Software auf Software as a Service-Modellen basieren anstatt auf Produktlizenzen.

Oliver Schwarz ist Principal in der Capgemini Outsourcing-Einheit in Zentraleuropa.