iPad Pro 2024

Warum sich das Warten lohnt

19.06.2023 von Simon Lohmann und Martyn  Casserly
Das Jahr 2023 dürfte keine neuen iPads Pro bringen, die aktuellen Geräte stammen aus dem Oktober 2022. Im Jahr 2024 jedoch steht für das iPad Pro ein großer Wandel an – lohnt es sich, darauf zu warten?
Das aktuelle iPad Pro ist schon wieder knapp ein Jahr alt, aber ein Nachfolger wird erst für 2024 erwartet. Kaufen oder warten?
Foto: Apple

Das iPad Pro ist in beiden Versionen mit 11 Zoll und 12,9 Zoll Apples Spitzenprodukt im Tablet-Segment und macht mit seinen M2-Chips selbst Laptops Konkurrenz - auch denen aus dem eigenen Haus. Hobby- oder Profi-Kreative schätzen das iPad Pro besonders wegen des Apple Pencil, der mit dem M2-Chip neue Tricks gelernt hat und wegen des Magic Keyboard, das sich schnell an- und wieder abstöpseln lässt.

Zuletzt hatte Apple das iPad Pro im Oktober 2022 aktualisiert, gegenüber dem Vorgänger aus dem Frühjahr 2021 brachte es zwar kaum Verbesserungen, denn das war schon recht gut. Die aktuellen iPads Pro haben es aber in sich:

iPad Pro 2024: OLED statt Mini-LED

Zuletzt hatte Apple das iPad Pro im 18-Monats-Rhythmus aktualisiert. Es spricht wenig dagegen, von diesem Schema abzuweichen. So sollte es neue Versionen erst wieder im Frühjahr 2024 geben - das Jahr 2023 könnte komplett ohne neue iPads verstreichen, wenn nicht Apple das Einsteigergerät wieder nach einem Jahr aktualisiert.

Dafür wird das iPad Pro von 2024 wesentliche Neuerungen bringen, wie der vornehmlich gut informierte Bloomberg-Redakteur Mark Gurman wiederholt in seinem Newsletter "Power On" schreibt.

Die wesentliche Neuerung bestehe daher in einem OLED-Display, wie man es vom iPhone und schon länger von der Apple Watch kennt. OLED führt zu noch höheren Kontrasten bei geringerem Energieverbrauch als das aktuell im iPad Pro 12,9? verbaute Mini-LED, ist aber nicht so leicht in den verlangten Größen zu produzieren.

Der Display-Spezialist Ross Young (CEO von Display Supply Chain Consultants) hat im Dezember 2022 in einem Tweet an seine Super-Follower-Abonnenten behauptet, Apple wäre Anfang 2024 bereit für OLED im iPad Pro und dem Macbook Air - das würde ins Bild passen. Der Analyst Ming-Chi Kuo stützt diese These mit einer eigenen Einschätzung. Denkbar ist, dass Apple OLED den größeren und teureren Modellen vorbehalten wird, das iPad Pro in 11 Zoll könnte dabei von LCD auf Mini-LED wechseln.

Immer mehr Indizien - und ein höherer Preis

Im April dieses Jahres berichtet die koreanische Publikation "The Elec" über eine neue Ätz-Technik für den OLED-Bildschirm künftiger iPads Pro, die LG entwickelt habe. Dabei werde das Glassubstrat gleichzeitig geätzt und in Zelleneinheiten geschnitten, was das Display insgesamt dünner geraten lasse. Auch Samsung arbeite an einer solchen Technik, vor dem Jahr 2024 werden die Lösungen aber kaum marktreif sein.

Womöglich greift Apple weiter auf eine Technologie mit zwei OLED-Schichten zurück, zwischen denen ein LTPO-TFT verbaut ist, also ein Dünnfilmtransistor aus Low-Temperature Polycrystalline Oxide. Dieser könnte Bildwiederholraten bis zu 1 Hz ermöglichen - kennt man vom iPhone 14 Pro (Max). Nur so lässt sich ein Always-On-Display realisieren, das für ein iPad Pro eine sinnvolle und attraktive Neuerung wäre. Der Nachteil: Die Preise für das iPad Pro würden weiter steigen.

Design: Was sich ändern könnte - und was nicht

Beim Umstieg von LCD und Mini-LED auf OLED soll es aber nicht bleiben. Laut Gurman will Apple auch wieder das generelle Design ändern, an sich ist das überfällig. Dazu gibt es aber erst einige vage Informationen.

Das iPad Pro hatte zuletzt 2018 ein ziemlich bedeutendes Redesign: Damals war es das erste iPad mit Face-ID und einem Vollbildschirm dank kleinerer Ränder und der Entfernung des Home-Buttons. Mittlerweile kommen auch iPad Air, iPad Mini und das iPad ab der 10. Generation in diesem Design, jedoch nicht mit Face-ID, sondern mit einer Touch-ID in der seitlichen Einschalttaste.

Glasrückseite für kabelloses Laden

Von vorne betrachtet, bleibt das iPad Pro beinahe wie gehabt. Die neuen Modelle von 2024 sollen den Spekulationen zufolge eine Glasrückseite anstelle des derzeit verwendeten Aluminiums erhalten, wodurch sich auch iPads erstmals kabellos aufladen ließen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Technologie bereits bei den iPhones verfügbar ist, ist es nur logisch, dass sie auch bei den Tablets von Apple Einzug halten wird.

Die Frage ist, ob es das Standard-Qi-Ladeverfahren verwenden oder ob es den Magsafe-Weg einschlagen und ein Magsafe-ähnliches Ladegerät zum kabellosen Laden verwenden wird. Interessant wird es aber, sollte das iPhone 15 ab Herbst 2023 tatsächlich bidirektionales Laden ermöglichen - denn das wäre auch für das iPad Pro von 2024 eine Option.

Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass Apple die Pläne für eine Glasrückseite fallen gelassen hat, weil diese zu zerbrechlich wäre. Stattdessen wird wohl nur das Apple-Logo aus Glas sein, was die Magsafe-Technologie jedoch weiterhin ermöglichen würde.

M3-Chip

Apple stattet seine Pro-Tablets immer gerne mit den besten Prozessoren aus. Das ist einer der Gründe, warum sie so unglaublich leistungsstark sind. Das iPad Pro war das erste iPad, das einen M1-Chip erhielt, kurz darauf machte das iPad Air den gleichen Schritt.

Im Herbst 2022 hielt der M2 in das iPad Pro Einzug. Damit ist eine etwas bessere Leistungsfähigkeit bei geringerem Stromverbrauch verbunden und der Apple Pencil beherrscht einen neuen Trick: Man muss den Stift nicht mehr auf das Glas aufsetzen, sondern kann ihn auch knapp darüber schweben lassen, um einige Aktionen auszuführen.

Einen deutlicheren Performance-Sprung sollte jedoch die nächste Chip-Generation M3 bringen. Diese dürfte Apples Zulieferer TSMC im 3-nm-Verfahren fertigen. Erste Macs mit M3 könnten Ende 2023 erscheinen oder auch erst im Frühjahr 2024. Der M3 dürfte aber nicht nur dem Mac einen bedeutenden Performance-Schub bringen, sondern auch dem iPad Pro.

iPad Pro: Dynamic Island eher für das iPhone

Die Dynamic Island im iPhone 14 Pro ersetzt die Einkerbung (Notch) am oberen Bildschirmrand und verwandelt sie in einen Bereich, in dem Informationen auf verschiedene Art und Weise dargestellt werden können. Der Weisheit letzter Schluss ist sie nicht, die Frontkamera und die Infrarotsensoren brauchen Platz - noch können sie nicht durch den Bildschirm hindurch arbeiten.

Seit den Macbooks Pro mit M1 Max/Pro in 14 und 16 Zoll, die Apple im Oktober 2021 herausbrachte, prangt auch auf dem Macbook eine Notch. Apple hat den Rahmen rechts und links davon dünner gemacht und somit den Platz auf dem Bildschirm vergrößert. Schade nur, dass diese Kameraeinhausung nicht gleich eine Dynamic Island geworden ist.

Wäre das aber etwas für künftige iPads Pro? Eine Notwendigkeit für eine Notch oder Dynamic Island besteht eher nicht, da die Face-ID und Frontkamera genügend Platz im Gehäuserahmen finden. Zudem lässt sich das iPad sowohl im Hoch- als im Querformat nutzen, eine derartige Lösung würde in mindestens einer Ansicht sehr stören, zumindest mehr als auf einem fest orientierten Macbook.

In den nächsten iPad-Generationen könnte die Frontkamera mitsamt Face-ID von der kürzeren auf die längere Seite wechseln, wie das bereits beim iPad der zehnten Generation geschehen ist. Dann müsste sich der Apple Pencil womöglich einen neuen Platz suchen.

Es scheint also unwahrscheinlich, dass Apple die Dynamic Island bald in einer anderen Produktkategorie verwendet als im iPhone - das iPad Pro 2024 dürfte auch keine Notch bekommen.

Riesiger 15-Zoll-Bildschirm

Wer mehr Platz auf dem iPad-Pro-Bildschirm wünscht, der soll eben zum größeren Modell greifen. So kursieren recht plausible Gerüchte, Apple werde die Reihe des iPad Pro um eine noch größere Version erweitern - und neben 11 Zoll und 12,9 Zoll auch 15 Zoll anbieten. Quellen in der Lieferkette haben angedeutet, dass ein Apple-Zulieferer (BOE) an riesigen 15-Zoll-OLED-Panels arbeitet, die irgendwann in der Zukunft in einem iPad landen könnten.

Darüber hinaus behauptete Bloomberg-Reporter Mark Gurman schon im Juni 2021, dass Apple selbst 14- bis 16-Zoll-iPads getestet habe und dass Geräte mit einem solchen Formfaktor "die Grenzen zwischen Tablet und Laptop weiter verschwimmen lassen werden":

Das 12,9-Zoll-Display ist viel zu klein für jemanden, der an ein 16-Zoll-MacBook Pro gewöhnt ist

Mark Gurman / Juni 2021

Alter Falter

Ob faltbare Smartphones wirklich der Bringer sind, ist noch lange nicht erwiesen. Apple scheint keine Anstalten zu machen, ein iPhone Fold zu entwickeln. Hingegen könnte aber ein faltbares iPad ab dem Jahr 2024 das Portfolio ergänzen, behauptet der Analyst Ming-Chi Kuo seit Anfang 2023. Bis zu 16 Zoll soll dessen Bildschirmdiagonale im ausgeklappten Zustand betragen, wie klein es sich falten lässt, darüber sagt Kuo bisher nichts.

Seine Quellen aus der Lieferkette haben ihm aber ein interessantes Detail unterbreitet: Das faltbare iPad solle einen Ständer aus Carbon mitliefern. Wie das gestaltet ist - völlig ungewiss. Denkbar wäre ein Mechanismus, mit dessen Hilfe man aus einem flach auf dem Tisch liegenden iPad so etwas wie ein Notebook machen könnte. Der weiterhin plan liegende Teil wäre dann die virtuelle Tastatur, der hochgeklappte Bildschirm wird dann von einem Ständer auf der Rückseite in Position gehalten. Aber das entspringt unserer Fantasie aus den vagen Informationen.

Fazit

Wenn es Sie im Sommer 2023 dringend nach einem iPad Pro 11 Zoll oder 12,9 Zoll verlangt, dann schlagen Sie zu. Das Warten auf die nächste Generation könnte sich zwar lohnen, wird aber noch bis mindestens Frühjahr 2024. Günstiger werden iPads Pro auch nicht. Allenfalls eine Erweiterung der aktuellen Modellreihe auf 15 oder gar 16 Zoll könnte noch in diesem Jahr anstehen. (Macwelt)