Viele Unternehmen wollen allgemein verfügbare Ressourcen ihrer Anwendungen an einem zentralen Ort zusammenführen: auf einer sogenannten Applikations-Plattform. Kein leichtes Unterfangen, bedenkt man die Komplexität moderner IT-Umgebungen. Formell definiert hat eine oder mehrere solcher Plattformen ein Viertel aller Firmen.
Das hat eine Online-Umfrage des britischen Marktforschungs- und Analystenhauses Freeform Dynamics gemeinsam mit dem britischen Fachportal The Register ergeben. Eingefangen wurden die Stimmen von 477 Teilnehmern aus Firmen verschiedener Größen. Der mit 39 Prozent größte Teil der Befragten kommt aus Großbritannien, 18 Prozent aus dem übrigen Europa und 21 Prozent aus den USA. Die Ergebnisse haben die Berater unter dem Titel "Application Platforms. The State of Play" veröffentlicht.
Als Befürworter des Konzepts Applikations-Plattform erwiesen sich 84 Prozent der Befragten, wobei ein gutes Drittel gleichzeitig die praktische Umsetzbarkeit anzweifelt. Zu den 25 Prozent der Unternehmen, die eine definierte Plattform bereithalten, kommen weitere 37, die Komponenten einer Applikations-Plattform nutzen, diese aber nicht formell zusammengeführt haben.
Je größer ein Unternehmen ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es dort eine Applikations-Plattform gibt. Mehr Effizienz und Produktivität ist der am häufigsten geäußerte Grund, warum das Business eine solche Plattform befürwortet, und zwar unabhängig von der Firmengröße. Der Blickwinkel der IT-Abteilung ist ein anderer. Dort werden Sicherheits- und Datenschutzbelange für am wichtigsten gehalten.
Eine feste Definition, was eine Applikations-Plattform alles umfasst, gibt es den Studienautoren zufolge nicht. Sie haben eine Reihe von möglichen Bestandteilen einer Plattform abgefragt. Als die wichtigsten vier haben sich der Applikations-Server, Sicherheits-Management, Identitäts-Management und das Betriebssystem erwiesen.
Identitäts-Management einer der wichtigsten Bestandteile
Was Sicherheits- und Identitäts-Management angeht, zeigt sich in der häufigen Nennung durch die Befragten für die Marktbeobachter von Freeform Dynamics, wie wichtig diese Felder für Firmen sind. Zu regeln, wer Zugriff auf welche Anwendungen haben dürfe, sei von größter Bedeutung, unter anderem wegen strenger werdender Gesetze zum Beispiel im Bankensektor.
Von den greifbaren Vorteilen, die eine Applikations-Plattform bringen soll, steht bei den Befragten an erster Stelle die Möglichkeit, auf neue Anforderungen im Geschäft mit Updates zu reagieren. Die Gruppe der Teilnehmer, die mit einer fest umrissenen Plattform arbeiten, stellt Vorteile vor allem bei der Effizienz fest. Effizienter werden demnach die Bereitstellung von Anwendungen, die Abwicklung des operativen Geschäfts und die Integration von Systemkomponenten. Außerdem steigt der Grad, in dem bestehende IT-Ressourcen wiederverwendet werden.
IT-Abteilung wird als Unterstützung angesehen
Ein Gewinn kann der Einsatz einer Applikations-Plattform auch für den CIO und seine Mitarbeiter sein. Der Umfrage zufolge wird die IT-Abteilung in den Unternehmen am stärksten als Unterstützer des Geschäfts angesehen, die wie selbstverständlich auf dieses Konzept setzen. IT-Abteilungen mit diesem Image setzen häufiger auf eine selbst entwickelte Plattform als auf Lösungen von der Stange.
Allerdings kostet der Aufbau und Einsatz einer Plattform zunächst Zeit und Geld. Die Analysten von Freeform Dynamics betonen, dass es sich um eine Infrastruktur-Maßnahme handle, deren Wert nicht sofort zutage trete. Außerdem betrachten es die Teilnehmer der Umfrage als eines der größten Probleme, all die unterschiedlichen Anforderungen der Anwender auf einigen wenigen Plattformen zusammenzuführen.
Bei der Einführung einer Applikations-Plattform sind nach Meinung der rund 500 Befragten vor allem IT-Systemarchitekten und das höhere IT-Management gefragt. Führungskräfte aus der Geschäftsriege spielen dabei eine geringere Rolle.
Plattform nicht für die Ewigkeit
Die Berater warnen vor dem Fehler, eine Plattform als etwas zu sehen, was nach seiner Einführung für die Ewigkeit bestimmt sei. Wie alles in der Informationstechnologie sei auch eine jetzt eingerichtete Applikations-Plattform als brauchbar für die nächsten paar Jahre anzusehen, bevor man sich an eine Weiter- oder Neuentwicklung machen müsse.