Mit herausfordernden IT-Projekten hat Roman Rapoport, CIO bei der BPW Bergische Achsen KG, Erfahrung. Bei der Migration auf SAP S/4HANA musste Rapoport allerdings anders vorgehen als bei den bisherigen Projekten.
Wie bewältigt ein inhabergeführtes Traditionsunternehmen mit über 125-jähriger Geschichte aus dem Herzen der deutschen Industrielandschaft das größte SAP-Projekt der Firmengeschichte - die Migration auf SAP S/4HANA? Indem die direkt beteiligten Menschen stets im Mittelpunkt des SAP-Projektes stehen.
So ist es Roman Rapoport, Group CIO der BPW, gelungen, die jeweils besten Akteure aus unterschiedlichen Fachbereichen und der IT so einzubinden, dass sie sich komplett auf die erfolgreiche SAP-Migration fokussieren konnten. Dabei entschied sich Rapoport, der bei BPW bereits verschiedene Digitalisierungsprojekte erfolgreich durchführte für einen "Human Centric Approach", bei dem der Mensch und das Team im Mittelpunkt des Projektes stehen.
Preisträger CIO des Jahres
So gehörte CIO Rapoport mit dem Projekt "BPW Data" zu den Finalisten des CIO des Jahres 2023. Und 2018 konnte sich die IT mit dem Projekt "Internet of Transport" über eine Auszeichnung freuen. Digitalisierung ist bei BPW also kein Fremdwort. Für das langjährige SAP-Anwenderunternehmen war nun der richtige Moment gekommen, um auf die SAP-S/4HANA-Technologie zu migrieren und damit das ERP-System zukunftsfähig aufzustellen.
Innovation und Tradition
Die BPW Bergische Achsen Kommanditgesellschaft (kurz: BPW) ist ein weltweit in 27 Ländern tätiger Zulieferer der Nutzfahrzeugindustrie. Hauptsitz des familiengeführten Unternehmens ist Wiehl, 50 Kilometer östlich von Köln. BPW entwickelt und produziert Fahrwerkssysteme für Anhänger und Auflieger im Nutzfahrzeug- und Agrarbereich. Die Unternehmensgruppe beschäftigt aktuell etwa 7.000 Mitarbeitende und erzielte 2022 einen konsolidierten Umsatz von 1,731 Milliarden Euro.
Erfolgsfaktor Mensch
Blickt der CIO auf das Projekt zurück, so war für ihn der Erfolgsfaktor Mensch entscheidend für die erfolgreiche Umstellung. "Es sind die Menschen, die den Unterschied ausmachen. Die erfolgreiche Migration wurde erst durch das Engagement, die Leidenschaft und das Knowhow unseres gesamten Teams ermöglicht", erzählt Rapoport.
Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Sven Lorenz Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Falko Morlock Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Hauke Stars Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Martin Hofmann Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Michael Hilzinger Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Petra Clemens Seit Oktober 2024 leitet Petra Clemens die IT von Cariad, der Software-Tochter von Volkswagen. Sie kommt vom Eisenbahnlogistiker VTG.
Markus Bentele Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.
Dabei hätten sich die Beteiligten mit diesem Projekt von Anfang an identifiziert. "Das Bewusstsein für die Verantwortung war tagtäglich spürbar. Bis zum Ende der Stabilisierungsphase wurden die Ziele ergebnisorientiert verfolgt", blickt der CIO zurück.
Klare Ziele bei BPW
Zudem definierte BPW von Anfang an eine klare Zielsetzung für das Projekt und veränderte diese bis zum Go-live nicht. Aus Sicht von Rapoport war das ein weiterer Erfolgsfaktor: "Die festgelegten Ziele wurden vom gesamten Unternehmen getragen und durch das Top-Management aktiv unterstützt. Bei einem sportlichen Umsetzungszeitplan von 18 Monaten war die Stabilität in der strategischen Zielsetzung essenziell."
So konnte die Mannschaft ihre Energie fokussiert in die inhaltliche Arbeit investieren. Dazu wurde frühzeitig sehr präzise ausgearbeitet, was unter einer hohen Softwarequalität zu verstehen ist - und wie der Projekterfolg gemessen wird.
Verzahnung mit Fachbereichen
Eine Besonderheit des Projekts war, dass die umfangreichen Ende-zu-Ende-Tests bereits auf Basis der migrierten Daten und unter Beteiligung der Key-User durchgeführt wurden. Die erfahrenen Mitarbeitenden aus den Fachbereichen konnten von Tag zu Tag - bei insgesamt über 3.000 Testfällen - mehr Vertrauen zu dem neuen System aufbauen und gleichzeitig einen signifikanten Input zur Verbesserung der Softwarequalität liefern.
Die Zusammenarbeit zwischen Fachbereich, IT und den Implementierungspartnern war systematisch verzahnt und persönlich von der Projektleitung eng begleitet. Übergreifende Verantwortungen für "SAP Architektur" und "Testmanagement" rundeten das erweitere Projektleitungsteam ab.
Die Herausforderung bestand darin, die unternehmensspezifisch optimierten Altsysteme (unter anderem R/3 ERP, dezentrales EWM) behutsam und im laufenden Betrieb in die neue SAP-Welt zu überführen. Bei einem Produzenten und Zulieferer dieser Größe mit internationaler Ausrichtung ist das ERP-System das Herzstück der IT- und Prozess-Landschaft.
Daher zielte das Projekt darauf ab, die Geschäftsprozesse effizient auf das neue System zu übertragen und die fehlerfreie Interaktion mit Drittsystemen sicherzustellen. Mit dem Einsatz von SAP BTP können dann künftig Innovationen aus der Cloud schnell realisiert werden.
Das Resultat war eine erfolgreiche und reibungslose Umstellung zum geplanten Stichtag. Der Hochlauf der Produktionen funktionierte gar schneller als in der detaillierten Cutover-Planung vorgesehen. Technologisch ist die SAP-Landschaft nun auf dem neuesten Stand, moderne FIORI-Oberflächen erleichtern die Arbeit.
Fast 200 Mitarbeiter im Projekt
Knapp 200 Mitarbeiter umfasste das gesamte Projekt-Team. Als Partner für die Umsetzung holte sich BPW Eviden mit an Bord, da das Unternehmen umfangreiche Erfahrungen in der Migration von großen SAP-Systemen hat. Eviden ist ein Unternehmen der Atos-Gruppe mit 47.000 Mitarbeitern in mehr als 47 Ländern.
Für die BPW waren über das gesamte Projekt hinweg bis zu 45 Eviden-Mitarbeiter im Einsatz, sowohl vor Ort als auch remote - je nachdem wie es die Situation erforderte. Dabei spielten sich beide Unternehmen im Laufe der Projektlaufzeit schnell aufeinander ein. "Für BPW waren wir nicht nur ein Dienstleister, sondern ein echter Partner auf der Reise in die neue SAP-Welt", beschreibt Bernhard Beier, Client Partner SAP bei Eviden, die Zusammenarbeit.
Höhen und Tiefen
Was nach einer Bilderbuch-Transformation klingt, war in Wahrheit auch ein Projekt mit Höhen und Tiefen. Für Roman Rapoport waren besonders die Tiefen im Projekt ausschlaggebend für den erfolgreichen Go-live: "Hohe Komplexität. Jahrzehnte lange Historie in Prozessen und Daten. Mir war von Anbeginn klar, dass wir zahlreiche Hürden meistern müssen - und zwar sehr schnell und ohne ausufernde Abstimmungen."
So hat das Team das Thema Datenmigration sehr prominent durch das gesamte Projekt begleitet. Dank einer lösungsorientierten Zusammenarbeit von BPW und Eviden auf allen Ebenen, wurden auch diese Hürden gemeistert.
Lösungskompetenz
Über die Monate wurde im gesamten Projekt zudem eine robuste Problemlösungskompetenz aufgebaut. In Verbindung mit Motivation und unbedingtem Willen wussten alle Teilprojekte, so Rapoport, "dass wir im Cutover jede Hürde aus dem Weg räumen können. Der erfolgreiche Go-live war für mich daher keine Überraschung. Danke an alle Beteiligten!"
S4/HANA Lessons Learned
Die Migration auf SAP S/4HANA ist also mehr als ein IT-Projekt. Sie verlangt das Engagement des gesamten Unternehmens und der Führungsebene. Ferner ist es für den Erfolg entscheidend, dass alle Beteiligten ausreichend Freiraum für ihre Aufgaben haben und sich voll auf das Projekt konzentrieren können. Zudem sollte bei der Wahl des Partners nicht nur auf die fachlichen Fähigkeiten der SAP-Berater geachtet werden, sondern auch auf die Soft Skills und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Dienstleister.