Auf den ersten Blick hat sich an der Outsourcing-Freude deutscher Firmen und CIOs nicht viel verändert in den vergangenen Jahren. Diesen Eindruck gewinnt man zunächst, wenn man die aktuelle Sourcing-Studie von IDG Business Media schnell überfliegt. Wer genauer hinschaut, entdeckt jedoch, dass sich Triebfeder, Kalkül und Probleme in der Outsourcing-Frage teilweise gravierend verschoben haben.
"Es ist zu erwarten, dass Outsourcing mit Hilfe von Offshore-Dienstleistern schneller wächst als Onshore oder Nearshore", fasst Achim Schäfers, Sales Director bei IDG Business Media, eines der hierzulande nicht selbstverständlichen Ergebnisse zusammen. „Die Gründe gegen Outsourcing schwinden – im IT-Kerngeschäft und sogar bei der Business Process Optimization (BPO)“, so Schäfers weiter.
Für die aktuelle Studie wurden mehr als 313 CIOs befragt. Es ist die 3. Auflage der Studie, nachdem bereits 2008 und 2010 Befragungen zum Thema durchgeführt wurden. Im Vergleich zeigt, dass nach einer Delle vor zwei Jahren wieder stärker ausgelagert wurde. Das Niveau von 2008 ist allerdings noch nicht wieder erreicht – möglicherweise begnügen sich die Anwender auch dauerhaft damit, nur einen Teil ihrer Prozesse nach draußen zu geben.
9,3 Prozent haben über 80 Prozent des Potenzials ausgeschöpft
Aktuell haben 9,3 Prozent der Firmen mehr als 80 Prozent ihres Outsourcing-Potenzials ausgeschöpft. Dieser Wert ist geringer, als in den vergangenen Befragungen. Seinerzeit lag der Anteil jeweils bei 10,6 Prozent. Obwohl also die Outsourcing-Flaute insgesamt überwunden wurde, setzen weniger Unternehmen denn je voll auf die Auslagerungskarte.
32,4 Prozent haben 40 bis 80 Prozent ihres Potenzials ausgeschöpft. Das sind deutlich mehr als die 25 Prozent im Jahre 2010, aber auch deutlich weniger als die 38 Prozent im Jahre 2008. In der Mitte liegen auch die 58,3 Prozent, die aktuell weniger als 40 Prozent ihrer Möglichkeiten nutzen. 2008 waren das 42,5 Prozent, vor zwei Jahren 64,4 Prozent.
Hälfte hat Qualitätsbedenken
Die durchschnittliche Outsourcing-Rate liegt alles in allem wie bereits 2010 bei knapp unter 40 Prozent. Vor Ausbruch der Finanzkrise war dieser deutlich höher angesiedelt, nämlich bei fast 44 Prozent.
Qualitativ zeigen sich signifikante Veränderungen, wenn man beispielsweise nach den Risiken von IT-Outsourcing fragt. 72 Prozent nennen hier Kommunikationsprobleme – in dieser Hinsicht hat sich seit 2008 nicht viel getan. Deutlich schwerer ins Gewicht fallen im Vergleich mit 2008 jedoch Sicherheitserwägungen und rechtliche Probleme, die von 59 beziehungsweise 55 Prozent ins Feld geführt werden.
Im Vergleich dazu haben alle anderen wesentlichen Risiken nach Einschätzung der CIOs an Relevanz verloren. Zwar sorgen sich immer noch 52 Prozent ob der gelieferten Qualität, 2008 waren das aber noch 58 Prozent. Deutlich gesunken ist ebenso die Skepsis wegen strategischer Überlegungen (aktuell 39 Prozent), Verzögerungen beim Projektablauf (26 Prozent) und Compliance-Fragen (15 Prozent).
Kosten und Fachkräftemangel sprechen dafür
Ebenso auffällige Verschiebungen gibt es bei den Gründen, die zum Outsourcing motivieren. Immer noch nennen 68 Prozent Kostenvorteile – das sind 4 Prozentpunkte weniger als 2008. Ambivalent wirkt sich offenbar der zunehmende Fachkräftemangel aus. 48 Prozent nennen die permanente Verfügbarkeit von Ressourcen als Argument zum Auslagern – das ist ein deutlicher Anstieg.
Personell scheinen die IT-Abteilungen aber noch ausreichend bestückt. Nur 24 Prozent nennen einen Mangel an internen Skills als Triebfeder für Outsourcing. 2008 waren das noch 33 Prozent. An Bedeutung gewonnen hat zum einen das Ziel, das eigene Geschäftsmodell zu globalisieren, zum anderen der von „Run“ in Richtung „Build“ verschobene IT-Fokus.
Für die kommenden fünf Jahre verfolgen viele deutsche Firmen weitere Outsourcing-Pläne. Bei der Software-Entwicklung und -Adaption ist mit einem Ausbau der Nearshore-Kapazitäten von 21 auf 29 Prozent zu rechnen, Offshore von 9 auf 15 Prozent. Demgegenüber stagniert der Onshore-Bereich hier bei 26 Prozent.
Infrastruktur-Outsourcing wächst
Beim Applikationsbetrieb planen die CIOs einen Nearshore-Zuwachs von 22 auf 37 Prozent. Offshore ist ein Plus von heute 10 Prozent auf 17 Prozent in fünf Jahren zu erwarten. Von 33 auf 30 Prozent entwickelt sich demgegenüber das Onshore-Outsourcing zurück.
Durchgängige Zuwächse sind beim Auslagern von Infrastruktur-Services zu erwarten. Der Offshore-Anteil zieht hier von 7 auf 16 Prozent mächtig an, ebenso der Nearshore-Anteil von heute 18 Prozent auf 30 Prozent im Jahr 2017. Onshore bewegt sich der Anteil von 26 auf 29 Prozent.
Die Optimierung ihrer Geschäftsprozesse wollen die Firmen ebenfalls verstärkt in fremde Hände. Intern erledigen das derzeit noch zwei Drittel, in fünf Jahren sollen es nur noch 43 Prozent sein. Jeweils etwa ein Viertel will 2017 Onshore- und Nearshore-Kapazitäten einsetzen. Das Offshore-Segment wächst hier auf niedrigem Niveau von 3 auf 7 Prozent.
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