Wenn am 8. Dezember in Stuttgart der vierte Nationale IT-Gipfel stattfindet, sind erstmals auch Anwenderfirmen dabei. Sie wollen auf der Veranstaltung des Bundeswirtschaftsministeriums unter anderem für eine bessere Ausbildung und für Green IT eintreten. "Wir legen Wert auf den Fokus ‚IT applied in Germany’", sagt Lufthansa-CIO Thomas Endres. Er nimmt auf dem Gipfel als Sprecher des CIO-Colloquiums, dem Netzwerk großer Anwenderunternehmen, an der Arbeitsgruppe zum Standort Deutschland teil.
Zu den Rahmenbedingungen für den IT-Einsatz in deutschen Firmen sollten die Einhaltung von Standards und offene Schnittstellen gehören, so Endres gegenüber CIO. In der Ausbildung von Fachkräften sei neben Produkt- auch Methodenkompetenz wichtig. Beim Thema grüne Informationstechnik sei ein "aussagekräftiges Labelling" vorstellbar. Das würde es Thomas Endres zufolge einfacher machen, beim Einkauf auf Umweltverträglichkeit zu achten. Der Lufthansa-CIO betont außerdem, dass Innovationen besser gefördert werden sollten.
Endres wünscht sich, dass die Forderungen in die Abschlusserklärung des Gipfels einfließen. Neben dem nationalen IT-Gipfel sei es wichtig, beispielsweise wettbewerbsrechtliche Fragen auf europäischer Ebene zu diskutieren. Zum Teil geschehe das bereits. So befasse sich der Interessensverbund "EuroCIO" gemeinsam mit der Europäischen Kommission mit Themen wie dem Schutz des geistigen Eigentums.
In den Foren des Gipfels bringen sich neben Endres auch Michael Gorriz, CIO der Daimler AG, Peter Kraus von ZF Friedrichshafen AG, Paul Schwefer von DHL, Kurt Servatius von Allianz SE, Jürgen Sturm von Bosch und Siemens Hausgeräte und andere ein.
Außer in den Gesprächen über den Standort Deutschland sind Anwender auch noch in einer weiteren der insgesamt neun Arbeitsgruppen auf dem Gipfel vertreten, und zwar in der zum Thema Informations- und Kommunikationstechnik im Mittelstand. IT-Querschnittskompetenzen bei Mitarbeitern mittelständischer Firmen sind hier ein Hauptthema.
Mittelständler sollen in der IT zusammenarbeiten
Solche Kenntnisse seien deshalb wichtig, weil kleine Firmen kaum spezialisierte IT-Fachkräfte beschäftigten, heißt es in einem Papier der Arbeitsgruppe. Unternehmer müssten Freiräume schaffen, damit Mitarbeiter diese Kenntnisse erlangen können.
Wegen ihrer geringen Ressourcen sollen kleine und mittelständische Firmen aus Sicht der Arbeitsgruppe auch zusammenarbeiten. Damit könnten sie "langfristig produktiver und innovativer sein als Einzelunternehmen", so Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender der Software AG. Denkbar seien zum Beispiel firmenübergreifende Plattformen zur Dokumentenablage. Die ihnen zugrunde liegende Infrastruktur müsse allerdings Schutz vor Industriespionage bieten.
Blog für Diskussionsbeiträge
In der Arbeitsgruppe, die sich diesem Thema widmet, sind Mitglieder des mittelständisch dominierten CIO-Circle vertreten, darunter Martin Urban, CIO der Berliner Stadtreinigung, Henning Stams, CIO der Almatis GmbH, der IT-Chef der Karl Storz GmbH Thomas Hemmerling-Böhmer und Karsten Vor von Honeywell Life-Safety.
Neben dem federführenden Wirtschaftsministerium beteiligen sich IT-Anbieter, Verbände wie der Bitkom und die Wissenschaft am vierten IT-Gipfel. So hat das in Potsdam ansässige Hasso-Plattner-Institut, das IT-Studiengänge anbietet, einen Gipfel-Blog eingerichtet, über das Bürger sich in die Diskussionen einmischen können. Ansprechpartner für Anwender ist Christoph Hecker von Finaki Deutschland. Er ist Geschäftsführer des Verbundes CIO-Colloquium.