Automation, Plattformstrategien, Security

Was CIOs für 2017 planen

18.01.2017 von Wolfgang Herrmann
Geschäftsprozesse automatisieren, Plattformstrategien entwickeln und Analytics-Fähigkeiten ausbauen. Diese Themen stehen für CIOs im neuen Jahr ganz oben auf der Agenda. Doch auch im klassischen IT-Backend sind noch Hausaufgaben zu erledigen.

Wofür geben CIOs 2017 Geld aus und welche Prioritäten setzen Sie? Diese Frage stellte die CIO-Schwesterpublikation CIO.com US-amerikanischen IT-Entscheidern. Die Ergebnisse ähneln denen, die CIOs und Analysten auch für den deutschsprachigen Raum sehen: Nicht nur in der IT, sondern auch in den betriebswirtschaftlichen Kernfunktionen geht es verstärkt darum, Prozesse zu automatisieren. Das bringt nicht nur finanzielle Vorteile, sondern erhöht auch die Agilität und die Fähigkeit, schneller auf veränderte Kundenanforderungen zu reagieren.

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Eine wachsende Rolle spielt für amerikanische CIOs auch die Entwicklung von Plattformstrategien mit dem Ziel, ein Ökosystem für Lieferanten, Partner und Kunden aufzubauen. Gesetzt sind zudem die Themen Cyber-Security und die Migration in die Cloud. Im Rahmen von breit angelegten Digitalisierungsstrategien geht es zwar regelmäßig darum, mithilfe von Prozessen und neuen Technologien die Schnittstellen zum Kunden zu optimieren. Doch klassische Hausaufgaben wie die Konsolidierung von Business-Applikationen und die Modernisierung der IT-Infrastruktur stehen auch 2017 auf der langen To-Do-Liste. Was ausgewählte CIOs konkret planen, lesen Sie im Folgenden.

Michael Giresi, CIO der Royal Caribbean Cruise Lines: Neue Applikations-Architektur

Der Kreuzfahrtanbieter Royal Caribbean Cruise Lines verfolgt eine langfristige Strategie zur digitalen Transformation. Während Kunden des Unternehmens bereits Technologien wie Augmented Reality oder RFID-Tags für ihr Gepäck nutzen können, arbeitet CIO Michael Giresi hinter den Kulissen an einer Neuaufstellung der gesamten Applikations-Architektur. Die bestehende Infrastruktur sei schlicht nicht stabil genug, um die wachsende Zahl an Transaktionen zuverlässig bewältigen zu können, erläutert der IT-Chef.

Er hat bereits analysiert, welche Applikationen weiter genutzt und welche ausgemustert werden sollen. Die eigentliche Herausforderung liege in der Umsetzung. So müsse das IT-Team die umfangreichen Arbeiten bewältigen, ohne dabei die Customer Experience zu beeinträchtigen. Giresi: "Die bestehende Architektur skaliert nicht, wird den Erwartungen nicht gerecht und muss mehr oder weniger komplett überarbeitet werden." Für den CIO ist der Umbau geschäftskritisch, denn Kundendaten und -prozesse bildeten das Herzstück der betroffenen Anwendungen.

Stellt die Applikations-Architektur komplett neu auf: Michael Giresi, CIO von Royal Caribbean Cruise Lines
Foto: Royal Caribbean Cruise Lines

Rhonda Gass, CIO von Stanley Black & Decker: IoT und Productivty-Tools

Auch bei Stanley Black & Decker steht die Digitalisierung im Mittelpunkt. Intern will CIO Rhonda Gass beispielsweise neue Productivity-Tools für die Mitarbeiter einführen. Zu den Initiativen auf Kundenseite gehören IoT-Fähigkeiten für die diversen Elektrowerkzeuge des Herstellers.

Doch auch bei dem für seine Bohrmaschinen bekannten Konzern sind Aufräumarbeiten in der klassischen IT vonnöten. So kämpft die IT-Chefin mit mehr als 100 ERP-Systemen, die wiederum aus rund 100 Übernahmen in den vergangenen 10 Jahren stammen. 2009 fusionierte die einstige Black & Decker Corporation mit Stanley Works und heißt seitdem Stanley Black & Decker. Um das Business insgesamt agiler zu machen, will Gass die Anzahl der ERP-Systeme drastisch reduzieren.

Im Rahmen der Digitalisierungsvorhaben gelte es ferner, kontinuierlich Sicherheitsrisiken zu bewerten, erläutert die Managerin. Das betreffe insbesondere das Thema Internet of Things, das in der Werkzeugbranche eine wachsende Rolle spiele. Viele Player im Markt fragten sich, welche neuen Bedrohungen der steigende Vernetzungsgrad der Geräte mit sich bringe. Gass: "Ich kenne niemanden in diesem Bereich, der nachts wirklich gut schläft."

Elektrowerkzeuge mit IoT-Fahigkeiten stehen auf der To-Do-Liste von Rhonda Gass, CIO von Stanley Black & Decker.
Foto: Stanley Black & Decker

Bob Worrall, CIO von Juniper Networks: Automation und Analytics

Schon seit längerem verfolgt Juniper Networks eine umfassende Cloud-Migrationsstrategie. Von den einst 18 Rechenzentren ist heute nur noch ein einziges in Betrieb. Der Netzwerkausrüster steuert seine Business-Anwendungen und IT-Services mit nur 36 Server-Racks. Bis Juni 2017 werde die IT komplett in die Cloud gewandert sein, schätzt CIO Bob Worrall, der seit 2015 an Bord ist. Die Cloud-Transformation begann schon vor seinem Einstieg.

Investieren will Worrall unter anderem in die Automatisierung von Geschäftsprozessen. Das Spektrum reiche dabei vom automatischen Passwort-Reset bis hin zum Onboarding neuer Mitarbeiter. Aber auch auf Produktseite könne Automatisierung in Verbindung mit Big Data Analytics und Machine Learning dem Hersteller helfen, wenn es beispielsweise um automatisches Performance Tuning für Security- und Netzwerk-Produkte gehe. Der CIO ist sich sicher: "Der Marsch Richtung Automatisierung ist das nächste große Ding."

Die Grundlage seiner Arbeit sieht er im steten Bemühen, Security-Techniken auf dem neuesten Stand zu halten. Auf seiner To-Do-Liste für 2017 stehen diesbezüglich Predictive Analytics und Advanced Threat Protection.

Bringt die IT komplett in die Cloud: Bob Worrall, CIO von Juniper Networks.
Foto: Juniper Networks

Sanjib Sahoo, CIO von XPO Logistics: Plattform-Ökosystem für Kunden und Partner

XPO Logistics, einer der weltweit größten Logistikdienstleiser, setzt ebenfalls auf die Automatisierung von Geschäftsprozessen. CIO Sanjib Sahoo hat für 2017 aber noch ein anderes Großprojekt in der Schublade. Für die Versand- und Frachtkunden möchte er ein umfassendes Platfform-Ökoystem etablieren. Eine API-basierte Plattform soll Kunden und Geschäftspartnern künftig Logistikdaten zur Verfügung stellen.

Unterstützt werde die Initiative von sogenannten "Streams of IT", erläutert er. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein Bimodal-Ansatz des CIOs. Nach seinen Vorstellungen sollen sich einige IT-Mitarbeiter auf die Entwicklung von Innovationen konzentrieren, andere dagegen Wartung und Support der Core IT sicherstellen. Dabei gelte es, Risiken und Innovationen auszubalancieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Kernsysteme stabil laufen. Im Prinzip bleibe dies 2017 eine Priorität für alle CIOs, resümiert Sahoo: "Wir müssen Geschwindigkeit, Agilität und Qualität unter einen Hut bringen."

Sanjib Sahoo, CIO von XPO Logistics, plant ein umfassendes Plattform-Ökosystem.
Foto: XPO Logistics