Kein Tag vergeht, ohne dass IT-Marktforschungsunternehmen die neuesten IT-Trends hinausposaunen. Cloud Computing, Mobile Computing oder Virtualisierung sollen Unternehmen in eine neue IT-Welt führen. Doch auf die Ankündigungen folgen kaum Taten. Cloud Computing etwa geistert schon seit Jahren als Mega-Trend durch die IT-Branche - ohne dieses Versprechen bisher einzulösen. In Wahrheit beschäftigen sich CIOs und IT-Leiter in den Unternehmen auch mit ganz anderen Themen. Das behauptet zumindest das Münchener IT-Beratungs- und Softwareunternehmen Consol. Er beruft sich auf Erfahrungen in Kunden-Fesprächen und identifiziert folgende fünf verborgene IT-Trends:
1. Internet Protocol Version 6 (IPv6)
Als direkter Nachfolger von IPv4 und Teil der Protokollfamilie TCP/IP wird sich IPv6 in den nächsten Jahren etablieren. Der Grund für die Einführung des neuen Protokolls liegt in der Adressknappheit von nur 4 Milliarden IP-Adressen in der Version 4.
Die IANA (Internet Assigned Numbers Authority) hat in der ersten Februarwoche 2011 zwei Achter-Blocks an IPv4-Adressen ( = 16 Millionen) an das Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC) vergeben. Damit verbleiben noch fünf Achter-Blocks. Diese sollen bis Ende 2011 an die regionalen Registries (Regional Internet Registry = RIR) verteilt werden. Diese werden in einer Übergangsphase noch IPv4-Adressen vergeben, gleichzeitig sollen jedoch auch die neuen IPv6-Adressen erhältlich sein.
Viele Unternehmen werden zunächst IPv4 und IPv6 parallel betreiben, doch die Migration ist aufgrund der fehlenden Erfahrung mit einem hohen Aufwand für Schulungen und Support verbunden.
2. Mehr Flexibilität durch NoSQL-Datenbanken
Das traditionelle relationale Datenbankmodell mit SQL-basierten Abfragen wird durch sogenannte NoSQL-Datenbanken, etwa CouchDB oder MongoDB, in Frage gestellt. Diese Datenbanksysteme, NoSQL bedeutet Not only SQL, sind sehr flexibel, denn sie legen die Daten nicht in starr strukturierten Tabellen ab.
NoSQL-Datenbanken sind zudem hoch skalierbar, denn große Datenbestände werden in einem Cluster aus Standardsystemen verwaltet. Damit lassen sich die im Web 2.0 üblichen hohen Zugriffszahlen und verteilten Datenabfragen wesentlich besser handhaben. Zudem folgen NoSQL-Datenbanken passend zu den gängigen Programmiersprachen in der Regel einem objektorientierten Datenmodell.
3. HTML5: Nutzerfreundliche Web-Applikationen
Mit dem HTML5-Standard und beschleunigten Javascript Engines bekommen Web-Anwendungen in punkto Anwenderfreundlichkeit nochmals einen Schub nach vorn. Zudem bietet HTML5 neue Einsatzmöglichkeiten, etwa durch eine bessere Einbettung von Video- und Audioinhalten. Das könnte in vielen Fällen den Einsatz des mit Sicherheitsproblemen und -lücken behafteten Flashplayers überflüssig machen.
4. Solid State Drive (SSD) statt Festplatte
Solid State Drives, kurz SSD, werden im Notebook- und vor allem im Serverbereich zu einer Alternative für die herkömmliche Festplattenspeicherung. Neben der deutlich höheren Geschwindigkeit haben SSDs weitere Vorteile: Sie sind äußerst stoßresistent, lautlos und verbrauchen sehr wenig Strom.
Damit Unternehmen die Performance von SSDs optimal ausnutzen können, müssen Betriebssysteme und Datenbanken gemäß deren Anforderungen konfiguriert werden. Für die IT-Abteilung ist dies mit einem höheren Administrationsaufwand verbunden.
5. Agil entwickeln mit Scrum
Als agile Software-Entwicklungsmethode tritt Scrum (deutsch: Gedränge) inzwischen zunehmend in Konkurrenz mit traditionellen Vorgehensweisen, wie etwa dem Wasserfallmodell. Als "schlanke" Methode ist Scrum unter anderem gekennzeichnet durch ein iteratives Vorgehen mit einigen wenigen Schlüssel-Artefakten sowie Selbstorganisation und Eigenverantwortung in interdisziplinären Teams. Um Scrum, wie auch andere agile Methoden, erfolgreich anzuwenden, müssen CIOs dafür die Rahmenbedingungen schaffen und Hierarchien umkrempeln.