Aufgrund des demographischen Wandels steigt in deutschen Unternehmen der Anteil an Angestellten, die über 50 Jahre alt sind. Um Produktivitätseinbußen zu vermeiden, setzen bereits viele Betriebe gezielte Personalmaßnahmen ein. Das ist das Ergebnis einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Für diese wurden die Daten von fast sieben Millionen Beschäftigten und rund 8500 Betrieben ausgewertet.
Es konnte festgestellt werden, dass ältere Angestellte nicht weniger produktiv sind als Jüngere. Um davon zu profitieren, müssen Firmen ihnen allerdings die richtige Unterstützung bieten. Das scheinen allerdings nicht alle zu machen. Denn in vielen Unternehmen zeigt sich, dass die Produktivität sinkt, wenn der Anteil an Älteren steigt. Weil das Durchschnittsalter der Beschäftigten seit 1990 bereits um drei Lebensjahre gestiegen ist und sich dieser Trend weiter fortsetzt, müssen Betriebe jetzt dringend Maßnahmen ergreifen, um weiteren Produktivitätseinbußen entgegenzuwirken.
Die Studie hat ergeben, dass Ältere in Betrieben mit einer altersspezifischen Ausstattung der Arbeitsplätze, wie etwa einer besseren Beleuchtung oder kontrastreicheren Bildschirmen, eine bessere Leistung erbringen als Ältere in Unternehmen, die solche Vorkehrungen nicht treffen. Zudem sind sie produktiver, wenn sie eine altersgerechte Tätigkeit, die große Erfahrung voraussetzt, zugewiesen bekommen. Das kann beispielsweise eine weniger körperlich belastende Arbeit sein.
Ein wichtiges Ergebnis ist, dass ältere Mitarbeiter besonders gute Leistungen bringen, wenn sie in Teams mit jüngeren Kollegen zusammenarbeiten. Wo das der Fall ist, arbeiten auch die Jüngeren besser. Offensichtlich profitieren jüngere Mitarbeiter auch im direkten Arbeitskontakt von der Expertise und langen Berufserfahrung der älteren Kollegen.
Neben den Personalmaßnahmen, die tatsächlich etwas bringen, gibt es auch Aktivitäten, die Unternehmen keinen Gewinn bringen. Dazu zählen unter anderem Weiterbildungsmaßnahmen für ältere Angestellte. Das liegt häufig daran, dass die Mitarbeiter nach der Weiterbildung oft die gleichen Aufgaben erledigen wie vorher und ihre Tätigkeit sich nicht verändert.
Altersteilzeit bringt keine Produktivität
Auch die Altersteilzeit bringt keinen Nutzen für einen Betrieb. Der Grund: In Deutschland überwiegt das so genannte Blockmodell. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter meist früher in den Ruhestand gehen, die Arbeitszeit davor wird allerdings nicht reduziert. Es handelt sich also um eine versteckte Form der Frühpensionierung und es geht nicht darum, Ältere weniger zu belasten und die dadurch freigesetzte Energie zu nutzen.
„Die Unternehmen in Deutschland sollten angesichts dieser Ergebnisse den innerbetrieblichen Umgang mit Weiterbildungen und Altersteilzeit überdenken - schon aus ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse heraus", sagt Thomas Zwick, Research Associate am ZEW und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians Universität in München. So sollten Betriebe die Arbeitszeit älterer Beschäftigter im Rahmen einer Altersteilzeitvereinbarung kontinuierlich reduzieren, um ein flexibles Auspendeln in den Ruhestand und eine damit verbundene Weitergabe von Erfahrungswissen an jüngere Beschäftigte zu ermöglichen.