Der Blackberry Bold 9700 ist das erste RIM-Produkt aus dem deutschen Entwicklungslabor des kanadischen Herstellers, der bisher seine Geräte fast ausschließlich im kanadischen Waterloo entwickelte. Research in Motion hatte den Think Tank im letzten Jahr nach Nokias Flucht nach Rumänien gegründet. Im Gegensatz zum weit verbreiteten Bild in der Öffentlichkeit sitzt RIMs Deutschland-Team nicht in den ehemaligen Nokia-Produktionsstätten, sondern direkt auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum. Also in Reichweite von Forschung und Wissenschaft, um so auch gezielt Mitarbeiter zu rekrutieren. Denn die Kanadier wollen ihren deutschen Standort weiter kräftig ausbauen.
Laut Mike Lazaridis, President und CO-CEO von RIM, sollen in Bochum in naher Zukunft 500 Mitarbeiter Smartphones der neuesten Generation entwickeln. Derzeit beschäftigen die Kanadier rund 200 Leute in Bochum, was einer Steigerung der Mitarbeiterzahl von 66 Prozent in einem Jahr entspricht. Zwar seien die Kosten am Standort Bochum höher, dafür sei aber das R&D-Team effizienter. Im Gegensatz zu Nokia, die wegen der hohen Kosten nach Rumänien flüchteten, scheint sich das Ganze für die Kanadier unter dem Strich zu rechnen. Zusätzlich soll in Bochum noch das europäische Qualitäts-Management-Zentrum entstehen.
Blackberry Bold mit europäischen Design
Anlässlich der Vorstellung des neuen Bold war Lazaridis voll des Lobes für das deutsche Team. Unter anderem habe auch die solide deutsche Ingenieurskunst den Ausschlag dafür gegeben, ein Entwicklungslabor in Deutschland zu gründen. Für den Anwender hat das Made beziehungsweise Engineered in Germany einen grundsätzlichen Vorteil: Der Bold entspricht mehr europäischen Design-Vorstellungen als sein Vorgänger.
Auch ansonsten muss sich der deutsche Blackberry nicht verstecken. Er kann zwar nicht mit einem Multitouch-Userinterface wie das iPhone aufwarten, besitzt aber ansonsten alles, was bei einem Smartphone für den Business-Einsatz heute "State of the art" ist. RIM-Chef Lazaridis sieht im Fehlen eines Touchscreen kein Problem: "Apple spielt mit dem iPhone in der Consumer-Liga, der Bold als unser Flaggschiff adressiert den Business-Kunden."
Ferner ist der Bold das zweite Gerät, das anstelle eines Trackballs ein Trackpad besitzt, das auf Infrarot-Technik basiert. Offiziell hat sich RIM damit endgültig vom Trackball verabschiedet, da diese Technik in der Vergangenheit zu viele Probleme bereitete. So mussten etliche Anwender bereits nach einem Jahr ihren Trackball austauschen.
Herzstück des Bold 9700 ist eine 627 Mhz schnelle CPU, die auf 256 MB Flash Memory zugreifen kann. Per MicroSD-Speicherkarte kann die Kapazität auf bis zu 32 GB erhöht werden. Kommunikation mit der Außenwelt nimmt der Blackberry per WLAN (802.11b/g) oder HSDPA sowie Bluetooth auf. Wo verfügbar, kann das WLAN auch zum VoIP-Telefonieren per UMA genutzt werden.
Längere Blackberry-Akkulaufzeit
Besonders stolz ist man bei RIM nicht nur darauf, dass der neue kleiner als sein Vorgänger ist, sondern auch eine längere Akkulaufzeit aufweist. Mit einer Batterieladung soll etwa 38 Stunden Musikhören möglich sein. Als Standby-Zeit geben die Kanadier zwei bis drei Tage an. Erreicht werden die langen Akkuzeiten dadurch, dass konsequent nicht benötigte CPU-Teile abgeschaltet werden.
Allerdings warnen Blackberry-Techniker davor, dass auch die modernste Technik nicht die Gesetze der Physik aushebeln könnten: Wer etwa ohne Außenantenne von Hamburg nach München fahre, brauche sich nicht wundern, wenn selbst im Standby hinterher der Akku leer sei. Aufgrund der schlechten Empfangsverhältnisse im Auto belaste hier schlicht der ständige Wechsel zwischen UMTS und GSM den Akku.
Als drittes Kommunikationsmodul hat RIM im Bold 9700 noch einen GPS-Empfänger verbaut. Damit eignet sich das auch als Navi oder für Location-based-Applikationen. Der Bold 9700 soll ab November bei den beiden großen deutschen Mobilfunk-Providern erhältlich sein. Mit Vertrag wird das Gerät bei T-Mobile ab 109 Euro erhältlich sein.
Quelle: Computerwoche