Befugnisse und Qualifikationen

Was ein Top-CISO beherrschen muss

15.07.2019 von Sabine Thiemann  
Die Jahresgehälter von CISOs übersteigen mittlerweile 200.000 Euro. Sie müssen unternehmerisch denken, sehr gut kommunizieren und nach außen repräsentieren können.
  • Die Jahresgehälter liegen bis zu 40 Prozent höher als noch vor zwei bis drei Jahren.
  • Ein CISO muss die Autorität besitzen, mit seinen Ansichten und Empfehlungen frühzeitig gehört zu werden und diese auf Vorstandsebene zu diskutieren
  • Ein Top-CISO muss auch im Krisenfall der Öffentlichkeit erläutern, was geschehen ist

Meine Kollegen bei Heidrick & Struggles haben kürzlich junge Vorstände aus DAX, MDAX und den größten Familienunternehmen Deutschlands befragt. Ein Ergebnis: Alle Teilnehmer der Studie "Die neue Generation. Junge Vorstände: was sie denken, wie sie führen, was sie bewegt" haben sich bereits mindestens einmal mit dem Thema Cyber Security auseinandergesetzt, über die Hälfte gaben den Eindruck zu Protokoll, dass ihre berufliche Kommunikation in irgendeiner Form von außen "mitgehört" wird. Und 74 Prozent sagten, dass Cyber Security mittel- bis langfristig das Top-Management intensiv beschäftigen wird.

Der CISO-Check: Taugen Sie zum IT-Security-Manager?
Glauben Sie ...
... an die Möglichkeit, ihre Systeme gründlichst verteidigen zu können und versuchen Sie daher, alles dafür zu tun, alle Bereiche des Unternehmens jeden Tag ein bisschen besser zu schützen?
Schauen Sie ...
... sich nach neuen Instrumenten um, die Funktionsumfang und -tiefe der bestehenden Security-Werkzeuge verbessern?
Überwachen Sie ...
... alle Sensoren Ihres Netzes - sowohl visuell als auch mit technischen Mitteln?
Suchen Sie ...
... kontinuierlich nach neuen Wegen, um Sensordaten besser zu untersuchen und zueinander in Beziehung setzen zu können?
Widmen Sie ...
... der Sicherheit Ihrer geschäftskritischen Anwendungen samt der dort verarbeiteten vertraulichen Daten erhöhte Aufmerksamkeit?
Versuchen Sie ...
... Tag für Tag, Ihr Business besser zu verstehen, damit Sie die IT-Risikoanalyse dem anpassen und stetig verbessern können?
Behalten Sie ...
... Ihre Zulieferer im Blick, damit der Zugriff von Dritten auf vertrauliche und sensible Daten kontrolliert werden kann?
Arbeiten Sie ...
... eng mit den Geschäftsentscheidern zusammen, um die Aufmerksamkeit für das Thema IT-Sicherheit konstant hoch zu halten und über das gesamte Unternehmen hinweg eine Awareness zu erzeugen?
Bewegen Sie ...
... sich in neuen Geschäftsfeldern, in denen disruptive Technologien zum Einsatz kommen und in denen Sie Ihr Security-Wirken schon entfalten können, bevor es richtig ernst wird?
Verlieren Sie ...
... nie die Security-Grundlagen aus den Augen - wie beispielsweise das regelmäßige Patchen?

Damit rückt ein Thema auf die Agenda, das wir uns vor einem Jahrzehnt nicht hätten träumen lassen. Die Antwort: Es ist ein neues Berufsbild entstanden, der Chief Information Security Officer, international kurz CISO genannt, der dafür Sorge tragen muss, dass Kommunikation und Daten eines Unternehmens sicher sind.

CISO-Einkommen nicht mehr weit vom CIO entfernt

Wie sehr der CISO in den Fokus rückt, belegen auch die ansteigenden Gehälter, die für diesen Fach-Experten inzwischen gezahlt werden. Meine britischen Kollegen besetzten kürzlich eine CISO-Position für 175.000 Britische Pfund und auch in Deutschland werden inzwischen Jahresgehälter von mehr als 200.000 Euro für den richtigen Mann oder die richtige Frau bezahlt. Das sind rund 40 Prozent mehr an Vergütung als noch vor zwei bis drei Jahren. Der oberste Sicherheitschef ist damit beim Einkommen nicht mehr weit vom CIO entfernt.

Und dieser Trend wird sich auch nicht mehr umkehren: Zunehmende Digitalisierung, Industrie 4.0, Big Data und vielfältige Vernetzungen der Unternehmen mit dem Internet schaffen immer mehr Einfallstore für Angriffe. Cyberkriminalität hat sich zu einem eigenen Wirtschaftszweig entwickelt. Messbare Schäden werden für die Unternehmen zunehmen. Der CISO wird damit immer wichtiger, sein Wertbeitrag steigt, die Zeit spielt für ihn.

8 Merkmale eines Top-CISO

Was ein bestens qualifizierter CISO können muss:

  1. Ein CISO muss grundsätzlich in der Lage sein, mit seinem Team ein Informationssicherheits-Managementsystem aufzubauen (Design/Architektur und Sicherstellung der Anwendung); er muss die Fachkompetenz seiner Mitarbeiter in den Themenfeldern Kommunikationssicherheit, IT-Sicherheit, Netzwerksicherheit sowie des Datenschutzes und der Datensicherheit sicherstellen

  2. Der CISO muss in der Lage sein, eine "unabhängige" Organisationeinheit für die Informationssicherheit aufzubauen, damit die Umsetzung der entsprechenden Sicherheitsziele garantiert wird; dazu gehört auch das Aufsetzen einer internen und externen Auditierung

  3. Eine unternehmerische Denkweise (der business-orientierte CISO) ist ebenso wichtig in dieser Rolle als auch die Kommunikationsstärke, um eine Informationssicherheitskultur im Unternehmen zu prägen, d.h. das Bewusstsein aller Unternehmensmitarbeiter für sicherheitsrelevante Themen zu schaffen bzw. durch Schulungen zu sensibilisieren

  4. Neben der Steuerung der Informationssicherheit, sollte sich der CISO in das unternehmensweite Risikomanagement einbinden lassen, mit dem Ziel notwendige Handlungsempfehlungen direkt auszusprechen

  5. Ein CISO muss im Stande sein, den Vorständen, die in der zweiten Hälfte ihrer Karriere stehen und nicht mit den neuen Technologien aufgewachsen sind, die Zusammenhänge, Gefahren und Abwehrstrategien plausibel zu erläutern

  6. Best Practice CISOs fokussieren auf Kultur und Prozesse, in dem sie den Mitarbeitern erläutern, wie diese ungewollte operative Fehler vermeiden.

  7. Es geht also nicht nur darum Reparaturbetrieb zu sein, sondern die ganze Organisation so weiterzubilden, dass Angriffe von außen geringe Chancen haben.

  8. Ein Top-CISO muss das Unternehmen auch nach außen repräsentieren können, er erläutert der Öffentlichkeit im Krisenfall, was geschehen ist und was das Unternehmen gegen die Angriffe unternimmt.

Weil der CISO eine noch relativ neue Führungsverantwortung ist, lautet eine zentrale Frage: Wie soll er organisatorisch aufgehängt sein? Hier hat sich noch kein Standard durchgesetzt. Eine Studie hat herausgefunden, dass derzeit 15 Prozent der CISOs direkt an den CEO berichten, Tendenz künftig stark steigend. Der CISO als Mitarbeiter des CIO ist natürlich auch denkbar, wobei einige Experten von einem gewissen Wettstreit der beiden Funktionen ausgehen, zwischen denen nicht immer die gleichen Interessen bestehen.

Der CISO muss sich auch einmal mit einem "Nein" durchsetzen

In jedem Fall muss bei den Themen Cyber-, Informations- beziehungsweise IT-Sicherheit sichergestellt sein, dass eine klare Funktionstrennung vorliegt, so dass die Sicherheit von Prozessen und Kundeninformationen gewährleistet ist. Der CISO muss sich auch einmal mit einem "Nein" durchsetzen, wenn es Risikobedenken gibt. So gesehen kann der CISO auch in anderen Funktionsbereichen, etwa im Risikomanagement oder der Rechtsabteilung verankert sein.

Wenn Cloud Security dem CISO den Schlaf raubt
Security-Verantwortlichkeiten
Ihr Cloud-Provider ist für die IT-Sicherheit seiner Infrastruktur verantwortlich. Ihr Unternehmen ist hingegen dafür verantwortlich, welche Nutzer Zugriff auf seine Ressourcen und Applikationen erhalten. Mit anderen Worten: Sie müssen sich um das Management der Zugriffsrechte kümmern und dafür sorgen, dass sich User und Devices, die Cloud-Zugriff benötigen, authentifizieren. <br><br /> Tipp für CISOs: Erstellen Sie Security-Protokolle wie Authentifizierungs-Richtlinien, Verschlüsselungs-Schemata und Datenzugriffs-Richtlinien. Benutzen Sie IAM (Identity & Access Management) um den Nutzerzugriff auf Services und Daten abzusichern und einzuschränken. Außerdem sollten Sie ein Audit durchführen, um Compliance-Verstöße oder unauthorisierten Zugriff sichtbar zu machen.
Unmanaged Traffic
Es gab eine Zeit, da war es in Unternehmen Gang und Gäbe, dass alle User Connections durch einen allgemeingültigen Security-Checkpoint müssen. In Zeiten von Netzwerk-Vielfalt und mobilen Devices ist das nicht mehr praktikabel. Unmanaged Traffic bezeichnet im Übrigen Bandbreitennutzung, über die Sie nichts wissen. Das kann von Usern verursachter Datenverkehr sein, oder Cloud-to-Cloud-Traffic, der in der Regel signifikant ausfällt. Datenverkehr, der Ihnen nicht bekannt ist, kann auch nicht durch den Security Checkpoint geleitet werden. <br><br /> Tipp für CISOs: Cloud Services mit einem Checkpoint - also Proxy - abzusichern, sorgt für zahlreiche Sicherheitslücken. Sie sollten deshalb Nutzer und Daten des Cloud Services über APIs absichern. Unauthorisierten Zugriff decken sie über Monitoring, privilegierte Administratoren und Apps von Drittanbietern auf.
Managed Traffic
Wenn Sie sich dafür entscheiden, den Datenverkehr, über den Sie Bescheid wissen - also den Managed Traffic - durch einen zentralen Checkpoint zu leiten, kann darunter die Performance leiden. Der Grund: große Datenmengen sorgen für Stau im Netzwerk. Fällt die Performance ab, führt das wiederum dazu, dass frustrierte User Wege suchen, den Stau zu umgehen. <br><br /> Tipp für CISOs: Bewerten Sie in Frage kommende Sicherheitslösungen nach Ihren Use Cases. Einige Drittanbieter haben Security Tools im Programm, die sämtliche Cloud Services - also SaaS, PaaS und IaaS - ohne zentralen Checkpoint absichert.
User-Eigenmacht
Eigenmächtige User können für die Entstehung neuer Sicherheitsrisiken sorgen, wenn sie unbemerkt Traffic verursachen. Eine weitere Folge kann ein Erstarken der sogenannten Schatten-IT sein. In diesem Fall könnten User ohne Wissen der IT-Abteilung Applikationen und andere Ressourcen nutzen, die nicht authorisiert sind. <br><br /> Tipp für CISOs: Schatten-IT sorgt für Compliance-Verstöße und kann für ineffiziente und inkonsistente Prozesse verantwortlich sein. Sie sollten deshalb gemeinsam mit Ihrem Team die Nutzung von Schatten-IT im Unternehmen identifizieren und auf dieser Grundlage Richtlinien entwerfen, die nicht nur der IT-Abteilung, sondern auch allen anderen Abteilungen helfen, im Sinne der IT-Sicherheit produktiv und effizient zusammenzuarbeiten.
Kein Mut zur Lücke
Die meisten Cloud-Security-Lösungen legen ihren Fokus auf den Schutz von SaaS-Applikationen - was wiederum für grobe Sicherheitslücken sorgen kann. Für eine ganzheitliche Security-Strategie sollten Sie den Schutz aller Daten, User und Devices über SaaS-, IaaS- und PaaS-Applikationen forcieren. <br><br /> Tipp für CISOs: Die Risiken und Schwachstellen von IaaS-, PaaS- und SaaS-Modellen unterscheiden sich grundlegend. Sie sollten deshalb nach einer ganzheitlichen Lösung Ausschau halten, die die Cloud in ihrer Gesamtheit abdeckt.
Wahl der richtigen Security-Lösung
Derzeit gibt es zwei grundlegende Ansätze für das Deployment einer Cloud-Security-Lösung: den Proxy- und den API-Ansatz. Beide haben ihre vOr- und Nachteile - aber woher weiß man, welcher Ansatz der richtige ist? <br><br /> Tipp für CISOs: Denken Sie an die Bedürfnisse Ihres Unternehmens. Suchen Sie nach einer Proxy-Lösung, die Überwachung in Echtzeit ermöglicht? Oder ist der ganzheitliche API-Ansatz besser geeignet, der eine serviceübergreifende Absicherung aller Daten, Nutzer und Devices ermöglicht?

Eine vorausschauende Security-Strategie macht sich auch Gedanken, was im Ernstfall geschehen soll, wenn massiv Daten abgesaugt wurden und dies insbesondere Kunden betrifft. In diesem Fall bilden CEO, CIO und CISO den Krisenstab. Im Zusammenspiel dieser drei Funktionen werden Lösungen gesucht und entschieden sowie die Kommunikation des Vorfalls inhaltlich vorbereitet.

Ein CISO braucht Autorität

Wie immer die Berichtslinien und hierarchische Aufhängung im konkreten Fall aussehen, der CISO muss die Autorität besitzen, mit seinen Ansichten und Empfehlungen frühzeitig gehört zu werden und diese auf Vorstandsebene zu diskutieren.