Der Fehlzeiten-Report 2011 zeigt, dass gute Chefs die Gesundheit ihrer Mitarbeiter positiv beeinflussen können. Wie die Ergebnisse des vom Wissenschaftlichen Institut der AOK erstellten Reports verdeutlichen, haben Mitarbeiter, die von ihren Führungskräften gut informiert werden und Anerkennung erfahren, weniger gesundheitliche Beschwerden und identifizieren sich häufiger mit ihrem Unternehmen.
Für den Report mit dem Schwerpunktthema "Führungsaufgabe Gesundheit" wurden auch Mitarbeiterbefragungen von mehr als 28.000 Teilnehmern aus insgesamt 147 Unternehmen ausgewertet. 54,5 Prozent der Befragten werden nach eigenen Angaben selten oder nie von ihren Vorgesetzten gelobt. 41,5 Prozent der Umfrageteilnehmer berichten, dass der Chef ihre Meinung bei wichtigen Entscheidungen nicht beachtet. Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer (35,5 Prozent) ist allerdings überzeugt, dass mehr Einsatz des Vorgesetzten für die Mitarbeiter die gesundheitliche Situation am Arbeitsplatz verbessern kann.
Am häufigsten vermissen die Befragten von ihrem Chef Rückmeldung. 62,4 Prozent von ihnen geben an, dass sie diese selten oder nie bekommen. 36,2 Prozent der Angestellten bemängeln, dass ihr Vorgesetzter selten oder nie ihre Aufgaben ausreichend mit ihnen bespricht. Ein gutes Drittel (34,6 Prozent) ist außerdem der Meinung, dass ihr Vorgesetzter nur selten oder nie dafür sorgt, dass die Arbeit gut geplant wird. Fast ebenso viele (32,4 Prozent) finden, dass der Chef sich nur selten oder nie ausreichend Zeit für ihre Anliegen nimmt. 31,2 Prozent bemängeln, dass der Vorgesetzte sie nur selten oder nie rechtzeitig und ausreichend informiert.
Mittlere Führungsebene leidet unter starkem Zeitdruck und hoher Arbeitsdichte
"Ein gesundheitsfördernder Führungsstil beeinflusst das Befinden der Mitarbeiter positiv und hilft auch die Fluktuation im Unternehmen gering zu halten", sagt Helmut Schröder, Mitglied der Geschäftsführung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Laut einer dem Fehlzeiten-Report vorangegangenen Befragung stehen aber auch die Führungskräfte selbst unter Druck. Vor allem in unteren und mittleren Führungsebenen leiden sie unter starkem Zeitdruck und hoher Arbeitsdichte, heißt es in einer Mitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Führungskräfte gaben in der Befragung an, nur an durchschnittlich 4,8 Tagen im Jahr krank gewesen zu sein. Andere Erhebungen zeigen, dass sie im Gegenzug an 8,3 Tagen trotz Krankheit zur Arbeit gingen, sich bei Krankheit nicht angemessen erholten und zu früh an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten.
Wie im Vorjahr betrug der Krankenstand 4,8 Prozent, die Zahl der Krankheitstage hat allerdings leicht zugenommen. Im Durchschnitt dauerte 2010 eine Arbeitsunfähigkeit 17,6 Tage. Die Daten basieren auf den Fehlzeiten von mehr als zehn Millionen bei der AOK versicherten Erwerbstätigen. Laut dem Fehlzeiten-Report sind ältere Arbeitnehmer zwar seltener krank als jüngere, fehlen dafür dann aber länger am Arbeitsplatz. Während 20- bis 24-Jährige bei einem Krankheitsfall durchschnittlich fünf Tage lang am Arbeitsplatz fehlen, sind es bei den 60- bis 64-Jährigen mehr als 20 Tage.
Zunahme psychischer Erkrankungen
Insgesamt entfielen die meisten Krankheitstage auf die Gruppe der Muskel- und Skeletterkrankungen (24,2 Prozent). An zweiter und dritter Stelle folgen akute Verletzungen (12,9 Prozent) und Atemwegserkrankungen (zwölf Prozent).
In 9,3 Prozent der Fälle waren psychische Erkrankungen der Grund für Krankheitstage. Der Trend zur Zunahme psychischer Erkrankungen setzt sich nach wie vor fort, heißt es in den Ergebnissen des Fehlzeiten-Reports. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund dieser Erkrankung um 0,7 Prozentpunkte angestiegen.
Der Fehlzeiten-Report 2011 wurde vom Wissenschaftlichen Institut der AOK in Kooperation der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin veröffentlicht. Für den Report wurden Mitarbeiterbefragungen von 147 Unternehmen mit insgesamt 28.223 Teilnehmern analysiert.