Egal, welcher Herstellername auf dem Flachbildfernseher, Smartphone oder Notebook steht, in den meisten Fällen kommen Geräte und Komponenten aus der Fertigung anderer Firmen. Die Original-Hersteller beschränken sich oft auf Forschung und Entwicklung, tatsächlich gebaut wird die Hardware von Auftragsfertigern, die in erster Linie in China und auf Taiwan sitzen.
Beispiel Fernseher: Hier vertrauen gerade die Hersteller aus Japan verstärkt auf Partner für die eigentliche Produktion, teilweise sind diese sogar in die Produktentwicklung einbezogen. Ein Grund liegt im starken Yen, der TVs aus dem eigenen Land zu teuer macht. So ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Fernseher nicht von den Herstellern selbst, sondern vielmehr von größtenteils chinesischen und taiwanischen ODMs (Original Development Manufactures) gebaut werden. Insbesondere japanische TV-Hersteller wie Sony, Panasonic und Sharp, die gerade sehr unter Druck stehen, lassen ihre Produkte von anderen bauen. Das betrifft sowohl die Einzelteile als auch den Zusammenbau der TVs.
Dass diese Entwicklung auch in den nächsten Jahren anhalten wird, zeigt eine aktuelle Analyse von IHS iSuppli zu Flachbildfernsehern: Ihr zufolge sollen bis zum Jahr 2016 insgesamt 43,7 Prozent der TVs von Auftragsfertigern stammen. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es noch 33,5 Prozent der Fernseher, die nicht von den Herstellern selbst gebaut wurden. Als Top-TV-Bauer nennt der Bericht TPV Technology – das Unternehmen, das die TV-Sparte von Philips übernommen hat.
TVs: Woher die Bauteile kommen
Auch das Innenleben von TVs, Smartphones und anderen Produkten kommt aus den verschiedensten Quellen. Im Falle der Fernseher stammen beispielsweise die LED-Backlight-Module oft von Firmen wie I-Chiun Precision Industry oder Global Lighting Technologies (GLT). Die LEDs letzterer Firma stecken etwa in Sharp-TVs mit Bildschirmdiagonalen von 55 bis 60 Zoll.
Panels liefert etwa Compal Electronics – ein taiwanisches Unternehmen, das auch zweitgrößter PC-Auftragsfertiger und zusammen mit Wistron für Firmen wie Toshiba und Sony tätig ist. Panels stellen auch Chimei Innolux oder AU Optronics her. Den Angaben von IHS iSuppli zufolge ist jedoch Han Hai der absolute Marktführer unter den EMS (Electronics Manufacturing Services) im Fernseherbereich. Der Konzern sagt Ihnen vielleicht im ersten Moment nichts. Um so mehr aber das Unternehmen Foxconn, das zu Han Hai gehört und als Apple-Auftragsfertiger aufgrund der Arbeiteraufstände gerade wieder in den Schlagzeilen gelandet ist. Neben Apple gehören auch Sony und Sharp zu dessen Auftraggebern.
Gegner und Partner: Apple und Samsung
Apple und Samsung sind in mehreren Ländern in Patentstreitigkeiten verwickelt. Gleichzeitig kommt der US-Konzern nicht ohne den südkoreanischen Multi aus. Denn Samsung liefert laut Reuters weiterhin die Mikroprozessoren für iPad und iPhone, Displays sowie die NAND- und DRAM-Speicherchips. Aber auch der Samsung-Konkurrent LG Electronics kommt bei Apple zum Zug. So haben findige Tüftler von iFixit herausgefunden, dass der Bildschirm in den Notebooks der MacBook-Pro-Reihe von LG Display stammt.
Dass Apple nach mehr Unabhängigkeit von Samsung strebt, zeigen aktuelle Gerüchte um das Mini-iPad: Dessen Bildschirm soll laut Digitimes von AU Optronics geliefert werden. Der Branchenbeobachter nennt hier auch eine konkrete Zahl von 500.000 Stück für das 7,85-Zoll-Tablet. Dass neben asiatischen Partnern auch ein englisch-deutsches Unternehmen am Innenleben jedes iPhone 5 beteiligt ist, demonstriert Dialog Semiconductor. Das Unternehmen baut den Chip fürs Power-Management des Smartphones.
Es geht nicht ohne: Auftragsfertigung bei Tablet-PCs
Gerade bei Tablet-PCs sind die Auftragsfertiger von zentraler Bedeutung. Marktbeobachter IHS iSuppli kommt jüngst in einer Analyse zu dem Schluss, dass neun von zehn Tablet-PCs beim Auftragsfertiger vom Band laufen. Das entspräche einer Outsourcing-Quote im Jahre 2012 von 89,2 Prozent. Tendenz steigend. Wichtigste Player sind demnach Hon Hai beziehungsweise Foxconn und Quanta. Ersterer bringt es im letzten Jahr auf gewaltige 62 Prozent Marktanteil. Dem gegenüber gibt es jedoch noch Hersteller, die auf eigene Produktion vertrauen. So seien die Tablets von Samsung und Motorola in eigenen Werken hergestellt.
Notebook-Bauer – die Hoffnung ruht auf Ultrabooks
Die Auftragsfertiger mobiler Rechner produzieren zwar inzwischen auch Tablet-PCs, sehen sich aber gleichzeitig bei Mobilrechnern stark unter Druck. Denn hier sind die Umsatzmargen seit rund vier Jahren rückläufig. Die neue Hoffnung heißt nun Ultrabook oder Ultrathin. Um hier auf Profite zu kommen, investieren gerade die Unternehmen in Taiwan in spezialisierte Partner, die beispielsweise ausschließlich Notebookgehäuse fertigen. Da Foxconn und Catcher Technology (China) fest mit Apple verbandelt sind und für den US-Konzern die Gehäuse etwa des MacBook Air herstellen, müssen sich Auftragsfertiger wie Quanta Computer, Compal Electronics, Wistron, und Pegatron in den vertikalen Märkten nach Partnern umsehen.
Zum Kundenstamm von Quanta gehört HP. Glaubt man dem Branchenmagazin Digitimes, soll der US-Konzern bereits im August 2012 die Hälfte seiner Notebook-Aufträge an das taiwanische Unternehmen vergeben haben. Compal wiederum arbeitet unter anderem für Acer; Wistron für Dell, Lenovo, RIM und Sony. Pegatron ist nach wie vor eng mit Asus verbandelt, immerhin gehörte das Unternehmen bis 2008 zur Asutek Computer Inc.
Egal, ob Flachbildfernseher, Smartphones oder Notebooks, es steckt immer ein Stück Asien drin. Denn auch deutsche Unternehmen wie etwa die Fernsehhersteller Metz oder Loewe kommen nicht ohne Zulieferer aus Fernost aus. So verbaut Metz Panels beispielsweise von LG, Loewe vertraut hier unter anderem auf Samsung. Und damit kommen neben Südkorea auch Produktions- und Montagestätten in China ins Spiel. (PC-Welt)