Mehr Sicherheit, mehr Komfort, Infotainment-Angebote: Moderne Fahrzeuge verfügen über eine Vielzahl von Funktionen, die über Software bereitgestellt werden. Im Idealfall lassen sich die Anwendungen und Einstellungen in Software-definierten Fahrzeugen nach dem Kauf kabellos aktualisieren. Möglich ist das mit so genannten Over-the-Air-(OTA) Updates, die Sicherheitserweiterungen und Funktionsverbesserungen per Mobilfunk oder WiFi beispielsweise auf den neuesten Stand bringen oder neue Funktionen freischalten.
Over-the-Air-Update - Definition
Grundsätzlich bezeichnet das Over-the-Air-Update eine Methode, um Softwareaktualisierungen über eine Funkschnittstelle - in der Regel kommen hier WLAN oder Mobilfunk zum Einsatz - auf ein mobiles Gerät zu überspielen. Bislang wurde die Methode vor allem für das Aufspielen neuer Firmware bei Smartphones genutzt. Mit dem steigenden Einsatz von Computertechnologie im Fahrzeugbau kommt die Technologie auch hier immer häufiger zum Einsatz.
Im Automobilbereich kommen die Vorteile von OTA vor allem bei aktiven Sicherheits-Features wie Fahrerassistenzsystemen zum Tragen - etwa Abstandswarnern, Notbremssystemen und Einparkhilfen. Das gilt vor allem für zentralisierte Elektrik/Elektronik-Architekturen (E/E), zu denen die OEMs in zunehmendem Maße übergehen. Die Zentralisierung der Datenverarbeitung stellt sicher, dass Aktualisierungen so effizient wie möglich ablaufen. Eine geringere Anzahl von Kontaktpunkten trägt dazu bei, dass sie auch sicher durchgeführt werden.
Wie bei Smartphones erfolgt der OTA-Download auch von Anwendungen im Automobilbereich drahtlos - über ein 4G-LTE-Mobilfunknetz, via WLAN oder über andere Technologien. Mit der weiteren Entwicklung des 5G-Mobilfunknetzes dürfte dieses es in den kommenden Jahren der führende Übertragungsstandard für Over-the-Air-Transfers im Automobilbereich sein.
OTA-Updates - kostengünstig und kundenfreundlich
Ein großer Vorteil von OTA-Updates ist, dass die Fahrzeugbesitzer keinen Händler aufsuchen müssen, um ihre Softwarefunktionen zu aktualisieren. Das erhöht die Kundenzufriedenheit. Die OEMs wiederum sparen Kosten ein, da das Einspielen von Over-the-Air-Updates keine manuellen Tätigkeiten durch einen Servicetechniker erfordert. Darüber hinaus können sie mit OTA-Updates Reparaturen/Nachbesserungen im Rahmen der Gewährleistungspflicht innerhalb weniger Tage erledigen. In Verbindung mit Fahrzeugdiagnose-Tools und entsprechenden Prozessen lassen sich durch Over-the-Air-Updates die Garantiekosten für softwarebezogene Komponenten um bis zu 50 Prozent reduzieren.
Mithilfe von Analysefunktionen können die Hersteller zudem aussagekräftige Erkenntnisse aus den Daten gewinnen, die in den Fahrzeugen erfasst und per Funk übermittelt werden. Damit lassen sich schon Fehler identifizieren, ohne dass eine physikalische Verbindung zum Fahrzeug erforderlich ist. Dieses frühzeitige Erkennen von Problemen spart nicht nur Kosten, sondern sorgt auch für ein besseres Kundenerlebnis und ein nachhaltiges Beziehungsmanagement.
Die Vorteile von Over-the-Air-Updates zahlen sich vor allem bei einer weitgehenden Zentralisierung der E/E-Architektur und der damit verbundenen Abstraktion von Software und Hardware aus. Empfangen werden die Over-the-Air-Updates meist von einem "Central Vehicle Controller", das im Fahrzeug installiert ist. Dieses Gerät lädt die Updates herunter, validiert sie und aktualisiert zum geeigneten Zeitpunkt alle anderen im Auto implementierten Softwaresysteme.
Die Aktualisierung mithilfe von Over-the-Air-Updates gewinnt im Automobilbereich zunehmend an Bedeutung. Zum einen integriert die Branche immer komplexere Infotainment- und User-Experience-Funktionen in ihre Fahrzeuge. Vor allem aber entwickeln sich die Features für das automatisierte Fahren permanent weiter - vom teilautomatisierten bis hin zum vollständig autonomen Fahren. Die schnelle und unkomplizierte Aktualisierung von Software, die solche Funktionen ermöglicht, wird daher immer wichtiger. (hi)