Schon seit einigen Jahren werden Fuckup Nights international immer beliebter. Lesen Sie, was dahintersteckt und wie solche Events aufgebaut sind.
Im Jahre 2012 in Mexiko entstanden, sollen Fuckup Nights ("Fuck up", zu Deutsch etwa "Missgeschick") eine konstruktive Fehlerkultur etablieren. Ziel ist es, sich das eigene Scheitern einzugestehen, daraus zu lernen und die Erfahrungen an andere weiterzugeben.
Zweck einer Fuckup Night
Ursprünglich von Gründern für Gründer gedacht, sind Fuckup Nights mittlerweile auch in einigen klassischen Unternehmen angekommen. Der Gedanke dahinter: In den Abteilungen eine fehlerfreundliche Kultur zu etablieren, um die Innovationsfähigkeit und die gegenseitige Akzeptanz zu steigern.
Dem Publikum soll Mut gemacht werden, offen mit Missgeschicken umzugehen, aktiv nach deren Ursachen zu suchen und sie als Chance für Wachstum zu verstehen. Zu erfahren, dass andere auch Fehler machen, soll außerdem dazu führen, mit Konflikten und Misserfolgen im Team oder in der Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen besser umzugehen.
Für die Sprecherinnen und Sprecher auf so einem Event kann es mitunter befreiend sein, offen über Fehler zu sprechen. Das Tabu wird zum Thema. Den eigenen Misserfolg für den Vortrag noch einmal strukturiert zu analysieren, bietet darüber hinaus Gelegenheit, neue Facetten des Problems zu entdecken, die bis dato nicht betrachtet wurden.
Projekte retten, bevor sie scheitern
Probleme frühzeitig wahrnehmen Damit man ein Projekt gar nicht erst in die "Notaufnahme für Projekte" schicken muss, hat Projektberaterin Andrea Ramscheidt ein paar Tipps zusammengestellt. Je früher sich ein Entscheider dazu Gedanken macht, desto besser.
Viel Zeit am Anfang Welche Ziele ein Projekt erreichen soll, dafür sollte man sich gerade am Anfang viel Zeit nehmen. Menschen neigen dazu, schnell etwas zu beginnen. Dass man am Ziel vorbeischießt, merkt man erst nach einer Weile. Da kann es schon zu spät sein. Am Beginn eines Projekts sollte daher eine Stakeholder-Analyse stehen, mit Inhalts- und Ablaufplanung.
Nicht unter Druck setzen lassen "Sagen Sie nicht Termin, Budget und Teilziele zu, bevor Sie einen ganz genauen Überblick haben“, rät Ramscheidt. Eine valide Prüfung braucht Zeit, schließlich muss alles genau berechnet werden. Die Zeit muss man sich als Projektleiter nehmen. Hat man alles genau geprüft und hält Zeitplan und Budget für enigermaßen realistisch, kann man loslegen. So muss man später nicht „nein“ sagen.
An einen Kollegen wenden Bewährt habe sich, so Ramscheidt, sich früh an einen Externen zu wenden oder – noch besser – an einen Kollegen, der die Firma kennt, aber nicht im Projekt mitarbeitet. „Das gibt eine zusätzliche Sichtweise und ist für jedes Projekt wertvoll.“ Eventuelle Probleme können besprochen werden, bevor sie akut werden.
Offene Kommunikation etablieren Ein Projektleiter sollte darauf achten, wie die Kommunikation im Team funktioniert. „Tauschen sich die Beteiligten nur während der Meetings aus oder reden sie auch mal beim Mittagessen über mögliche Probleme?“, sagt Ramscheidt. Es sei Aufgabe des Projektleiters, eine offene Kommunikation zu etablieren.
Besser als nichts „Ein Projektleiter muss sich die Frage stellen, ob das Vorhaben noch Sinn macht oder ob es man es aufgeben sollte“, sagt Ramscheidt. „Er sollte aber auf jeden Fall Ruhe bewahren.“ Hat sich der Projektleiter eingestanden, dass das Projekt im Argen ist, muss er sich vor Augen führen: „Wie ist die Situation jetzt und welche Handlungsalternativen habe ich? Kann ich vielleicht noch Teilziele erreichen oder etwa eine Software nur mit Teilfunktionen live gehen lassen“, sagt Ramscheidt. Das ist immerhin noch besser, als das Projekt ganz abzuschreiben.
Schuldzuweisungen bringen nichts Eines muss klar sein: Schuldzuweisungen bringen keine Lösungen. Vielmehr sollte sich der Projektleiter darauf konzentrieren, welcher Mitarbeiter im Team welche Ressourcen braucht, um seinen Teil noch zu schaffen. Wenn es nicht zu retten ist, sagt Ramscheidt: „Den Mut aufzubringen, zuzugeben, dass es gescheitert ist: Das ist eine der Aufgaben des Projektleiters.“
Rahmen für eine Fuckup Night
Um Fehler salonfähig zu machen, bietet das Format Fuckup Night einen lockeren und humoristischen Ansatz. Statt Scham und Häme stehen Offenheit und Ehrlichkeit im Zentrum.
Meist präsentieren drei oder mehr Vortragende ihre Erfahrungen in jeweils zehn- bis 15-minütigen Redeeinheiten. Präsentationen oder anderes Anschauungsmaterial können den Bericht unterstützen. Der Vortragsstil ist meist ungezwungen, mitunter auch emotional und selbstironisch.
Im Idealfall beinhaltet jeder Vortrag mindestens drei markante Erkenntnisse, aus denen das Publikum etwas lernen kann. Anschließend hat das Publikum Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Meeting-Formen
Fuckup Night Im Jahre 2012 in Mexiko entstanden, sollen Fuckup Nights ("Fuck up", zu Deutsch etwa "Missgeschick") eine konstruktive Fehlerkultur etablieren. Ziel ist es, sich das eigene Scheitern einzugestehen und die Erfahrungen an andere weiterzugeben.
Agile Coffee Agile Coffee ist ein strukturiertes, meist informelles Meeting ohne vorgegebene Agenda, das auf demokratische Themenfindung baut. Das Format basiert auf dem Konzept "Lean Coffee", das von Jim Benson und Jeremy Lightsmith erarbeitet wurde. Die Idee dahinter: Meetings abhalten, die für alle Teilnehmer Mehrwert bieten und aktive Teilnahme fördern, ohne unnötigen Ballast.
Team Huddle Im Sport kommt das Team in einem „Huddle“ (etwa „Haufen“) zusammen, um vor dem Spiel oder in der Pause den Teamspirit zu stärken oder die nächsten Spielzüge zu besprechen. Team Huddles sollen diese Praxis auf Unternehmen übertragen. Team Huddles sind dazu gedacht, knapp und zielgerichtet das Wichtigste fürs Tagesgeschäft zu besprechen. Ziel ist es, den Stand und die Prioritäten laufender oder anstehender Aktivitäten im Team zu diskutieren und Probleme früh zu erkennen.
Brown Bag Session Eine Brown-Bag-Session ist ein Event, bei dem die Teilnehmenden informiert oder geschult werden, während sie essen. Der Rahmen ist meist informell. Da die Meetings oft in (Mittags-)Pausen stattfinden, ist die Teilnahme in der Regel freiwillig.
Offsite Ein Arbeitsmeeting außerhalb der gewohnten Arbeitsumgebung - das bedeutet Offsite-Meeting grob zusammengefasst. Ziel ist es, Teammitglieder in einem Umfeld außerhalb des Home Office oder des Büros zusammenzubringen.
Town Hall Meeting Ein Town Hall Meeting, auch als All Hands Meeting bezeichnet, ist im Unternehmenskontext eine von der Geschäftsleitung initiierte Versammlung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hauptzweck eines Town Hall Meetings ist es, dass das Management der Belegschaft Rede und Antwort steht.