Eine Übersicht

Was ist was bei der VMware Desktop Virtualisierung

11.11.2011 von Johann Baumeister
Die Vielzahl von Desktop-Virtualisierungs-Lösungen bei VMware verwirrt. Wir bringen Licht ins Dunkel und erklären die einzelnen Programme und deren Anwendungsgebiete.

In puncto Servervirtualisierung ist VMware mit seinen Produkten uneingeschränkter Marktführer. Der Virtualisierungsspezialist führt aber auch die Benutzergeräte in virtuelle Sphären über. Hierzu hat VMware sein Portfolio an Desktop-bezogenen Techniken und Produkten in den vergangenen Jahren beständig ausgebaut.

Auf der Website von VMware finden sich dazu unter der Rubrik Desktop- und Endanwenderlösungen unter anderem die folgenden Produktgruppen: VMware View, VMware ThinApp, VMware ACE, VMware Player und auch die VMware Workstation. Hinzu kommen gänzlich neue Techniken und Verfahren wie etwa AppBlast und Horizon. Der VMware vCenter Converter Standalone schließlich hilft bei der Übertragung (Konvertierung) von virtuellen oder physischen Systemen in virtuelle Umgebungen.

VMware-Virtualisierung
VMware Player Player
Mit dem VMware Player lassen sich bestehende virtuelle Maschinen importieren oder neue anlegen.
VMware View
VMware View stellt virtuelle Desktops bereit.
VMware Workstation
Die VMware Workstation 8 kommt in neuem Gewande – mit neuem GUI.
VMware ThinApp
ThinApp untersucht den Rechner und prüft alle installierten Module und Registry-Einträge.
VMware ACE
VMware ACE erlaubt die dynamische Verteilung von Client-Umgebungen.
VMware Converter
Mit dem vCenter Converter bietet VMware ein Tool an, das physikalische und virtuelle Systeme in VMware-Formate verwandelt.
Horizon AppManager
Der AppManager von VMware bündelt unterschiedliche Anwendungstechniken in einem Zugangsportal.
Horizon AppManager
Komplex: der Windows-Desktop im Kontext der Horizon-AppManager

Um angesichts dieser Vielfalt der VMware-Produkte nicht den Überblick zu verlieren, erklären wir in diesem Beitrag die Virtualisierungslösungen einzeln und im Detail. Das soll es Ihnen erleichtern, das richtige Produkt für Ihr Einsatzgebiet zu finden.

VMware Player

VMware liefert mit dem VMware Player einen kostenlosen Hypervisor, mit dem sich virtuelle Maschinen auf dem Desktop starten lassen. Der Player ist im Endeffekt eine abgespeckte Version der bekannten Workstation, mit dem spezielle virtuelle Maschinen für Softwaretests erzeugt werden können. Verglichen mit der VMware Workstation fehlen dem Player aber Features wie der Netzwerkmanager oder die Teamfunktion, mit der sich mehrere virtuelle Instanzen zu einem Team zusammenschließen können.

Kostenlose Virtualisierungslösung: Mit dem VMware Player lassen sich bestehende virtuelle Maschinen importieren oder neue anlegen.

Mit dem VMware Player lassen sich im Vergleich mit der Vorgängerversion nicht nur virtuelle Images starten, sondern auch neue virtuelle Maschinen erstellen. Dabei unterstützt ein Assistent den Anwender bei der Konfiguration der Systeme. Zusätzlich können erstellte virtuelle Maschinen nachträglich mit neuer Hardware ausgestattet werden. So ist es zum Beispiel möglich, neue Prozessoren oder Netzwerkkarten nachzurüsten oder zu entfernen sowie die Größe des Arbeitsspeichers zu verändern. Der VMware Player unterstützt dabei eine breite Palette an Betriebssystemen; diese reichen von Windows bis hin Linux jeweils in der 32- oder 64-Bit-Version.

VMware View

Mithilfe von VMware View können Unternehmen ihre Desktops in die virtuelle Welt überführen. Ein "Desktop" im Sinne von View ist ein vollständiger Arbeitsplatz eines Benutzers. Dazu gehören das Betriebssystem samt der Windows-Verwaltungsoberfläche und alle Anwendungen. Dabei sind verschiedene Modelle zur Umsetzung möglich. VMware View gliedert sich auf in einen "Individuellen Desktop", einen "Automated Desktop Pool", einen "Manual Desktop Pool" und den "Microsoft Terminal Services Desktop Pool".

Arbeitsstationen: VMware View stellt virtuelle Desktops bereit.

Die vier Modelle unterscheiden sich in der "Ausführumgebung", also der Umgebung, in der der virtuelle Desktop letztendlich läuft. Dies kann beispielweise ein lokaler PC, ein Blade-Einschub im Rechenzentrum oder ein Desktop-Image in einem Server sein. Ein virtueller Desktop ist aber immer ein vollständiges System aus Betriebssystem und Anwendungen. Durch

VMware View erfolgt die Verwaltung der Desktops zentralisiert aus dem Datacenter. Hierzu dient der View Administrator. Er ist die zentrale Verwaltungskonsole für eine VMware-View-Umgebung. Mit Unterstützung des View-Administrator richtet der IT-Verwalter die View-Infrastruktur ein und passt sie an die eigenen Anforderungen im Unternehmen an. Zu diesen Aufgaben gehören die Verwaltung der View-Umgebung und das Einrichten der Desktops für die Benutzer.

Statt der Installation von Software auf den Benutzergeräten kommen in der Regel Templates oder Pools zum Einsatz. Aus diesen Templates oder Desktop-Pools werden dann die individuellen Arbeitsplätze der Anwender abgeleitet. Daher müssen für virtuelle Desktops lediglich diese Templates eingerichtet werden. Der Benutzer erhält dann einen dieser virtuellen Arbeitsplätze zugewiesen. Über ein Zugangsportal werden dem Benutzer die virtuellen Desktops zur Verfügung gestellt.

Eine Connection Server übernimmt die Rolle des Brokers. Der Benutzer bindet sich mit seinem Endgerät an den View Connection Server an. Dieser nimmt die Benutzeranfrage entgegen und schleust sie an die nachgeschaltete View-Infrastruktur weiter. Zu den Aufgaben des Connection Servers gehört außerdem die Authentifizierung der Benutzer. Anschließend wird für den User der ihm zugewiesene Desktop ausgewählt. Ein View-Desktop benötigt daher in jedem Fall eine performante und enge Netzwerkanbindung an die zentralen IT-Dienste, die ihm seinen Arbeitsplatz bereitstellen. VMware View ist mittlerweile in Version 5. x verfügbar.

VMware ThinApp

Durch ThinApp werden Anwendungen virtualisiert. Dies umfasst die gesamte Arbeitsumgebung für diese Anwendung inklusive der Basisbausteine und der speziellen Softwarebibliotheken. ThinApp sorgt für die Virtualisierung einer einzelnen Applikation, VMware View hingegen virtualisiert einen vollständigen Desktop. Bei der Applikationsvirtualisierung wird die Arbeitsumgebung für eine Anwendung virtuell nachgebildet. Dadurch soll die Applikationsvirtualisierung die Softwareverteilung auf die Arbeitsplätze vereinfachen. Die Benutzerprogramme werden dabei nicht auf dem Client-Gerät installiert, sondern auf einem zentralen Server vorgehalten.

Details: ThinApp untersucht den Rechner und prüft alle installierten Module und Registry-Einträge.

Die Bereitstellung einer Anwendung mit ThinApp läuft in fünf Schritten ab. Im ersten Schritt analysiert ThinApp den Zustand eines Rechners und dessen Softwaresystem. Anschließend erfolgt die Installation eines Prototyps der Anwendung; dieser Vorgang wird von ThinApp überwacht. Dabei registriert ThinApp alle Änderungen am Dateisystem, an der Registry und an weiteren Systemeinstellungen.

Bestehende Anwendungen müssen für die Nutzung in virtuellen Szenarien aber neu geschnürt werden. Die virtualisierte Anwendung wird in ein Paket verpackt und dem Benutzer zur Verfügung gestellt. Die erzeugten Pakete umfassen somit alle Änderungen, die notwendig sind, um den Rechner aus dem Ursprungszustand - vor der Installation der Anwendung - in den Zielzustand zu überführen. In diesem "virtuellen" Zielzustand weist der Rechner den gleichen Aufbau auf, als wäre die Anwendung direkt auf dem Rechner installiert worden.

Der Anwender kann dann über einen Link auf seinem Rechner-Desktop die virtuellen Anwendungen von einem freigegebenen Laufwerk direkt vom Server abrufen. Durch die Technologie der AppLink lassen sich auch Platzhalterzeichen für Verzeichnisdateien und Dateinamen verwenden. Dadurch wird auch der Zugang zu den Verzeichnissen und Dateien ermöglicht.

Dennoch müssen bei dieser Aktion die virtualisierten Applikationen erst vom zentralen Server auf das Benutzergerät gelangen. Dies kann entweder beim ersten Aufruf der Applikation passieren, oder es erfolgt im Vorfeld eine Verteilung der virtualisierten Programme. Beim Aufruf der Anwendung wird diese dann auf den Desktop des Rechners geladen. Verglichen mit den traditionellen Softwareinstallationen sollen sich ThinApp-Anwendungen bedeutend schneller und einfacher verteilen.

VMware Workstation

Die VMware Workstation schafft eine virtuelle Hülle, ähnlich einem Hypervisor, in dem weitere Betriebssysteme als Gastsysteme ausgeführt werden. Die Workstation zielt vor allem auf den Einsatz in Test- oder Entwicklungsumgebungen und dient Demonstrationszwecken, ganz im Gegensatz zum ESXi-Server, der den produktiven IT-Betrieb im Fokus hat. Die unterschiedlichen Einsatzszenarien münden wiederum in unterschiedliche Funktionsumfänge der Produkte. Die VMware Workstation kann aber auch für Testszenarien im Kontext von vSphere-Strukturen herangezogen werden. Selbst der größere ESX-Server kann als virtuelle Maschine im der Umgebung der VMware Workstation ausgeführt werden. Hinzu kommt: VMware unterstützt den Austausch von Imagedateien zwischen den unterschiedlichen Lösungen. Mithilfe des VMware Converters lassen sich dabei auch weitergehende Transformationen erzielen.

Neu: Die VMware Workstation 8 kommt in neuem Gewande - mit neuem GUI.

Die VMware Workstation selbst läuft auf einem bestehen Betriebssystem des Hosts. Das kann Windows oder Linux sein. Die VMware Workstation ist nunmehr bereits in Version 8 vorhanden. Zu den Neuerungen zählen Verbesserungen bei der Platzierung der virtuellen Maschinen und bei der Integration in vSphere-Strukturen, ferner eine Leistungsoptimierung und eine neues Benutzer-Interface.

Insgesamt hat VMware dem Release mehr als 50 neue Funktionen verpasst. Diese verbessern laut VMware den Aufbau und die Verwaltung von virtuellen Maschinen, sowohl von PCs aus als auch in privaten Unternehmens-Cloud-Szenarien. So sollen sich virtuelle Maschine (VMs) einfacher aufbauen, teilen und auch auf vSphere laden lassen. Durch Remote Connections können Remote-Verbindungen einfach erstellt werden, um laufende Workstation, VMware vSphere und VMware vCenter zu hosten.

Das neue Benutzer-Interface wurde um einfachere Menüs, Live-Miniaturansichten, verbesserte Einstellungsbildschirme und eine neue VM-Bibliothek für leichteres Suchen erweitert. Neu ist auch die Funktion "Share VMs". Sie erlaubtes den Benutzern, virtuelle Maschinen zu teilen, sodass Teammitgliedern einfacher Zugang gewährt wird. Und schließlich lassen sich die virtuellen Maschinen per "Drap & Drop" in vSphere-Umgebungen transferieren.

VMware ACE 2

Hilfreich: VMware ACE erlaubt die dynamische Verteilung von Client-Umgebungen.

Die VMware-Lösung ACE hilf dabei, standardisierte Client-PC-Umgebungen innerhalb von zentral gemanagten virtuellen Maschinen bereitzustellen. Als Laufzeitumgebung wird die VMware Workstation herangezogen. Zum Umfang einer ACE-Umgebung gehört ein vollständiger Client-PC, einschließlich Betriebssystem und allen Anwendungen. Insbesondere für mobile Mitarbeiter, die mit Notebooks ausgestattet sind oder über Remote-Geräte Zugang zum Firmennetz haben, bietet sich ACE an. In Kombination mit der VMware Workstation lassen sich ACE-Images auch auf portablen Speichergeräten wie etwa USB-Devices und portablen Festplatten installieren.

Der Außendienstmitarbeiter kann somit einen zentral gesicherten PC überallhin mitnehmen und hält dennoch die Sicherheitsregeln des Unternehmens ein. Der ACE Management Server ermöglicht Administratoren dynamische Policy-Updates auf lokale und Remote-ACE-Instanzen zu übergeben sowie Aktivierung und Deaktivierung der ACE-Pakete zu kontrollieren. Durch die dynamische Policy-Konfiguration wird der Zugang der Endgeräte und Netzwerke kontrolliert.

VMware vCenter Converter

Wandlungsfähig: Mit dem vCenter Converter bietet VMware ein Tool an, das physikalische und virtuelle Systeme in VMware-Formate verwandelt.

Der kostenlose VMware vCenter Converter, von VMware auf der Download-Seite auch als VMware vCenter Converter Standalone bezeichnet, hilft bei der Konvertierung zwischen unterschiedlichen Formaten an virtuellen Maschinen. Dazu gehört auch die Übertragung von physischen Computern unter Microsoft Windows oder Linux sowie Image-Formaten anderer Anbieter.

Der Converter unterstützt eine breite Palette an Betriebssystemen. Dies sind unter anderem Windows-Systeme ab Windows XP / SP3, Windows Server 2003, Windows Vista, Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2. Meist werden sowohl die 32-Bit-Versionen als auch die 64-Bit-Varianten der Betriebssysteme unterstützt. Aus der Welt der Unix/Linux-Derivate gibt es Support für Red Hat, Suse Linux und das Ubuntu-Derivat. Auch dabei werden jeweils mehrere Varianten und Bitbreiten unterstützt.

Horizon Application Manager

Steuerzentrale: Der AppManager von VMware bündelt unterschiedliche Anwendungstechniken in einem Zugangsportal.

Der Horizon AppManager ist ein neues Modul aus dem VMware-Produktportfolio für das End-User-Computing. Durch den AppManager sollen Anwendungen einfacher bereitgestellt werden können. Zum Umfang des AppManager gehört u. a. ein Webportal. Dies erlaubt den Nutzern unterwegs den Zugriff auf ihre Applikationen. Eine Besonderheit des AppManager ist die Fähigkeit, unterschiedliche Applikationstechniken unter einem Hut zu kombinieren. Dies können webbasierte Applikationen oder Private- und Public-Cloud-Dienste sein.

Der AppManager soll damit zum zentralen Knotenpunkt für die Anwendungen werden. VMware spricht in dem Zusammenhang auch von einem Hub für die Benutzeranwendungen. Um unerwünschte "Besucher" von diesem Zugriff abzuhalten, müssen ausgefeilte Sicherheitsbarrieren aufgebaut werden. Dies wiederum übernimmt die Single-Sign-On-Komponente des AppManagers.

Komplex: der Windows-Desktop im Kontext der Horizon-AppManager.

Bei der Identitätsermittlung der Anwender setzt das Werkzeug auf einen verteilten Sicherheitsmechanismus. Der AppManager generiert aus den verteilten Identity-Fragmenten und unterschiedlichen Authentifizierungstechniken eine einheitliche Identität in der Cloud. Um die Sicherheit weiter zu erhöhen, setzt man auf die Multifaktorauthentifizierung. Zum Umfang des AppManagers gehören Reporting-Funktionen für Compliance-Anforderungen und die Ermittlung der benötigten Lizenzen.

VMware AppBlast

Mit AppBlast möchte VMware die Bereitstellung von User Desktops oder Applikationen weiter vereinfachen. Es sollen vollständige Benutzer Desktops oder einzelne Anwendungen via HTML 5 zum Benutzer gebracht werden. Zwar gibt es bereits heute mehrere vergleichbare Techniken, diese sind in der Regel aber immer ein wenig umständlich und erfordern mehr Vorbereitung. Terminaldienste wie etwa Microsoft Terminal Services, Citrix XenApp oder auch VMware View setzen in der Regel auf eigene Protokolle (RDP- Remote Desktop Protocol, ICA- Independent Computing Architecture, PCoIP - PC over IP).

Diese Protokolle müssen aber vorher auf den Endgeräten installiert werden. HTML jedoch beherrschen die Browser ohne Softwareinstallation. Wenngleich derzeit HTML 5 noch nicht in allen Browsern vollständig umgesetzt ist, so ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis die Browser HTML5 in vollen Umfang beherrschen. Desktops via AppBlast bereitzustellen verlangt dann keinerlei vorherige Softwareinstallation mehr. (TecChannel)