Echo-Lima-Yankee-Tango-Romeo-Alpha: Das ist, im Flieger-Alphabet, der Name seines neuen Unternehmens: Elytra. Seit seinem Abschied von der Deutschen Bank im vergangenen Jahr ist Clemens Jochum, 59, nicht nur buchstäblich zum Überflieger geworden: Vor wenigen Wochen hat seine neue Firma die allgemeine Luftfahrtlizenz erhalten. Ab sofort kann das Lufttaxiunternehmen mit seiner zweimotorigen Turboprop-Maschine von Frankfurt aus Fluggäste in die weite Welt Europas hinausbringen.
Bis seine Kunden in den Genuss kommen, von Clemens Jochum selbst geflogen zu werden, wird es allerdings noch dauern: Die Pilotenlizenz ist zwar schon seit seiner Zeit bei der Deutschen Bank in Arbeit, muss aber immer wieder wichtigen beruflichen Aufgaben weichen.
Obwohl: Clemens Jochum arbeitet gar nicht mehr so viel. Statt 150 Prozent, wie für die Deutsche Bank, gibt er heute nur noch 100 - und ist nach seinem Ausscheiden, wie er sagt, "endlich Herr meines eigenen Terminkalenders". Der ist dennoch gut gefüllt: Als Honorarprofessor für Wirtschaftsinformatik an der Goethe-Universität in Frankfurt widmet er sich der Ausbildung des IT-Nachwuchses und schafft für das eFinance Lab der Uni Sponsoren aus der Wirtschaft heran.
Zudem berät Jochum Viewpoint Capital, eine Private-Equity-Firma, die nicht zufällig vor allem in junge IT-Firmen investiert. So bleibt er der IT verbunden und frönt zugleich seiner Liebe zu technischen Spielereien aller Art, macht aber dennoch auch was Neues: Es sei halt Zeit dafür gewesen, sagt der promovierte Chemiker und Mathematiker, der sich den steten Wechsel zur Lebensaufgabe gemacht hat und über zahlreiche Stationen, damals vorläufig, nicht endgültig, bei der Deutschen Bank gelandet ist.
Als Group Chief Technology Officer (CTO) war er unter anderem für die Lösung des Y2K-Problems mitverantwortlich, hat die Bank-IT auf Euro umgestellt und die Infrastruktur an IBM ausgelagert. Und macht sich Gedanken über das Berufsbild des CIOs: "Wenn die gesamte IT-Infrastruktur erst zur Commodity geworden sind, dann gibt es keinen Grund mehr für eigene Unternehmensrechenzentren", sagt er.
Wer als Informatiker mit neuen Ideen und flexiblem Denken auf diesen Wandel reagiere, der werde keine Probleme mit dem sich ändernden Berufsbild eines CIOs haben, gibt er dem Nachwuchs mit auf den Weg, den er selber in diesem Sinne ausbildet. Und damit schließt sich wieder einer der vielen Kreise, in denen Clemens Jochum sich bewegt, respektive: vollendet sich eine weitere Platzrunde.