Ab sofort kein Fahrer mehr, unfreiwilliger Verzicht auf Statussymbole und Privilegien eines Top-Managers. "Das war ein Einbruch, der mich getroffen hat“, gibt Nilsson heute zu fünf Jahre später. Der Top-Manager war raus aus dem Machtgefüge eines Konzerns, wurde "nicht mehr so oft angerufen und zu Veranstaltungen eingeladen". Doch heute, sagt der 58-jährige Wirtschaftsingenieur, "interessiert mich das alles nicht mehr."
Nilsson hatte sein Beratungshaus, die CIO Consults Group, schon parallel zu seiner Tätigkeit bei Bertelsmann aufgebaut. "Es ist eine andersgeartete Verantwortung", meint Nilsson, "man ist mehr für sich selbst verantwortlich, nicht so sehr für den Umsatz." Macht und Firmenpolitik stünden jetzt nicht mehr im Fokus: "Trotzdem bin ich noch auf Augenhöhe mit dem Top-Management, nur heute kann ich über Themen reden und muss mich nicht um Politik scheren."
Als Interims-CIO und in Beratungsprojekten zu Themen wie Governance, Assessment und IT-Strategie ist seine Meinung sehr wohl gefragt, nur entscheiden heute andere. "Ich bringe die Neutralität rüber, die nötig ist. Und ich sage denen da drüben, die Politik machen: Kümmert euch doch um die wesentlichen Aufgaben!"
Ruhiger ist sein Alltag allerdings durch den Seitenwechsel nicht geworden. Eher mehr würde er jetzt arbeiten. "Das liegt in meinem Naturell. Was ich tue und wie ich es tue, entscheide ich heute freier."
Ein wenig vermisst Nilsson jedoch sein Büro in New York und seine vielen Reisen ("Meine Meilen reichen für mehrere Menschen") - die Internationalität also, die mit seinen früheren Aufgaben oft verbunden war. Dem versucht seine 17-jährige Tochter offenbar nachzueifern, die zurzeit in Wales ihr internationales Abitur macht: "Sie wollte das, ich habe sie dazu nicht getrieben", konstatiert Nilsson, der seine Tochter dennoch alle zwei Wochen sieht: "Von Düsseldorf bis Manchester dauert der Flug ja gerade mal ein Stunde." Und da kommt er wieder durch, der unruhige Pol in Nilsson.
Ob es völlig ausgeschlossen ist, dass er noch einmal als CIO eines Konzerns ins Operative zurückkehrt? "Kann sein, weiß man nicht", meint Nilsson, "vielleicht kommt ja demnächst eine Ringeltaube vorbei."