iPhone 5S und 5C

Was Marktbeobachter zum Apple-Event sagen

13.09.2013 von Manfred Bremmer
Apple hat auf dem iPhone-Event am Dienstag die erwarteten zwei Smartphones iPhone 5S und iPhone 5C vorgestellt. Wir haben – nachdem sich der aufgewirbelte Staub etwas gesetzt hat - die Reaktionen von Analysten, Medienvertretern, Wettbewerbern und anderen Marktbeobachtern für Sie zusammengestellt.

iPhone 5C

Die meisten Details zu dem iPhone-Modell mit buntem Polycarbonat-Gehäuse waren bereits im Vorfeld durchgesichert, so dass als eigentliche Überraschung fast nur der Preis blieb. Dieser ist mit 599 Euro für das Einstiegsmodell mit 16GB Speicher relativ hoch, wenn man sich bedenkt, dass es sich dabei größtenteils nur um ein neugestaltetes iPhone 5 handelt. Das in den Farben Blau, Grün, Pink, Gelb und Weiß erhältliche iPhone 5C teilt sich mit seinem Vorgänger nämlich unter anderem das Vier-Zoll-Display, den A6-Prozessor und die 8-Megapixel-Kamera. Neu ist hauptsächlich neben der bunten Verpackung, dass das Smartphone bei LTE nun 13 Bänder unterstützt. Das iPhone 5 funkte nur hierzulande im 4G-Netz der Telekom.

Richtig begeistert war entsprechend kaum jemand bei der Vorstellung des iPhone 5C. Bei diesem Preis sei das iPhone 5C nicht wirklich eine Antwort auf das China-Problem, kritisierte etwa James Chandler, Mobile-Chef bei der britischen Medienagentur Mindshare UK, die Apple-Strategie. Es sei kein Low-End-Device für den chinesischen Markt, wo Android ein sehr hohes Wachstum verbucht. Bei den Kollegen von Heise hieß es passend in einem Kommentar zum verkappten „Billig-iPhone“, man habe Apples Gier unterschätzt. Die Redaktion hatte intern mit einem Preis zwischen 299 und maximal 450 Euro gerechnet.

Für Ovum-Analyst Tony Cripps war der hohe Preis indes von vorne herein klar: „Wer erwartet habe, dass Apple mit dem iPhone 5C wirklich niedrigere Preislagen adressiert, hat sich was vorgemacht.“ Sollte dies passieren, würde die Company klar signalisieren, dass sie keine weiteren Expansionsmöglichkeiten mehr besitzt, so Cripps weiter. Allerdings deutet die Aufspaltung an, dass die Nutzer im oberen Bereich des mittleren Marktsegments zunehmend nach eigenen Geräten suchen und sich nicht mehr mit veralteten oder abgespeckten Versionen früherer Flaggschiff-Geräte zufrieden geben, erklärt der Ovum-Mann. Farbvariationen und ein klares eigenes Design seien dazu ein geeigneter Weg und Apple sei sicherlich nicht stolz, es hier seinen Rivalen gleichzutun. Durch die Verwendung eines deutlich unterschiedlichen Designs beim iPhone 5C habe Apple das Risiko, seine teureren iPhone-Modelle zu kannibalisieren minimiert, stimmt ihm Ian Fogg, Analyst bei IHS Screen Digest, zu.

Tomi Ahonen, Ex-Nokia-Manager und Mobile-Analyst weist im Zusammenhang mit dem iPhone 5C darauf hin, dass das Gerät fast doppelt so teuer sei als der von IDC ermittelte Durchschnittspreis (372 Dollar). Es sei entsprechend unwahrscheinlich, dass Apple signifikante Zuwächse in den Preislagen verbuchen wird, wo die meisten Smartphones verkauft werden. Als Resultat erhalte Android noch bessere Wachstumschancen, der große Gewinner sei erneut Samsung, so Ahonen. Gleichzeitig wies der Ex-Nokianer darauf hin, dass sein ehemaliger Arbeitgeber als erster verschiedenfarbige Variationen eines Smartphone-Modells mit Touchscreens gebracht hatte, nicht erst jetzt bei der Lumia-Reihe, sondern schon früher beim Meego-Gerät N9.

Nokias kunterbunte Lumia-Reihe
Foto: Nokia

Der finnische Handy-Hersteller selbst nahm die Sache locker: Imitation ist die beste Form von Schmeichelei, kommentierten die Finnen das bunte Treiben auf Facebook und Twitter.

iPhone 5S

Besser fielen die Kritiken für das neue Flaggschiffmodell aus. Auch hier standen die meisten Fakten im Vorfeld schon fest, es war klar, dass das iPhone 5S eher Evolution als Revolution darstellt. Umso mehr überraschte Apple mit der Ankündigung, dass Innenleben aufgefrischt und verbessert wurde. So sorgt etwa der neue A7-Prozessor mit 64-Bit-Architektur für eine doppelte Performance gegenüber dem iPhone 5. Auch die Grafik-Performance hat sich laut Apple wieder verdoppelt.

In einem Launch mit signifikanten Upgrades bei den Spezifikationen jenseits der üblichen Verbesserungen der Bildschirmauflösung brauche man keine zusätzlichen Gimmicks beim iPhone 5S, urteilte Ovum-Analyst Tony Cripps. Mit dem Wechsel auf 64-Bit-Computing habe Apple etwas wirklich Neues auf die Smartphone-Party mitgebracht. Dieser Schritt sollte es der Company helfen, die Vorreiterrolle bei mobilen Spieleplattform weiter zu zementieren und der Android-Gemeinde Grund zum Nachdenken geben. Aus Sicht von Cripps ist es auch ein guter Schachzug von Apple, sich mit neuen Sensoren in die aufkeimende Gemeinschaft von Entwicklern im Bereich Health- und Fitness-.Anwendungen zu integrieren.

Touch-ID

Geteilt war die Meinung der Marktbeobachter zu dem im Home-Button integrierten Fingerprint-Sensor Touch-ID. Zwar versichert Apple, dass die Fingerabdruck-Informationen im Inneren des A7-Chip verschlüsselt abgelegt und nicht etwa in der iCloud gespeichert werden. Bereits während der Veranstaltung wurde etwa auf Twitter über Apples mögliche Pläne zum Aufbau einer gemeinsamen Biometrie-Datenbank mit der NSA gewitzelt. Andere Nutzer spöttelten, sie müssten demnächst fürchten, dass ihnen ihr Smartphone geklaut werde - und ein Finger abgeschnitten werde.

Marc Rogers, Sicherheitsspezialist bei Lookout, weist darauf hin, dass der Fingerabdrucksensor kein Hochsicherheits-Feature sei. Deswegen würden etwa die meisten militärischen Einrichtungen als biometrisches Merkmal eher Retinascanner oder Handgeometrie nutzen. Es sei möglich, einen Fingerabdruck zu kopieren und die dazu nötigen Techniken würden immer raffinierter, so Rogers. “Es ist unklar, ob der Fingerprint-Sensor überhaupt sicherer als eine vierstellige PIN ist”, stimmt ihm Scott Matsumoto, Principal Consultant beim Sicherheitssoftwareanbieter Cigital bei. So gesehen, würde nur eine Technik die andere ersetzen.