Ich bin kein Eingeweihter und erhebe auch nicht den Anspruch, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Trotzdem glaube ich Indizien für einige Verbesserungen erkannt zu haben, die sich dieses Jahr in den neuen Releases von iOS, tvOS und watchOS manifestieren werden. Ich möchte Ihnen meine aus persönlichen Meinungen abgeleiteten Herleitung hierzu gerne näher bringen - ob Apple die Funktionen tatsächlich umsetzt, steht freilich auf einer anderen Karte.
watchOS wird erwachsen
Ich sehe für watchOS eine rosige Zukunft. Obwohl die Apple Watch sicherlich in der heutigen Version noch hardwarebedingte Limitierungen hat (Performance, Akku, Sensorik) gehe ich davon aus, dass sich dies in diesem Jahr massiv ändern wird. Analog zu den Verbesserungen des iPad 2 wird die nächste Apple Watch meiner Meinung nach einen Quantensprung darstellen: Neue Sensorik (die evtl. sogar für die erste Watch bereits geplant, aber nicht eingebaut wurde), neue Technologien für mehr Akkuleistung und Performance (S2 Chip), die die Wartezeiten für Anwender weiter reduzieren.
Aber auch das Bedienkonzept wird sich ändern. Die Möglichkeit, "Zeichnungen" zu machen, um diese an Freunde mit einer Apple Watch zu senden, ist für mich ein derartiges Spielzeug, dass ich "hoffe", es bald abschalten zu können. Einen Hardwarebutton dafür bereit zu stellen ist in meinen Augen eine absolute Verschwendung von Zeit, Ressourcen und Material.
Bei watchOS steht und fällt alles mit Bedienkomfort, Performance und Funktionalität. Apple hat mit der ersten Watch (ich möchte die Analogie zum iPad 1 noch einmal bringen) so viel "gelernt", dass die nächste Generation (nicht nur in der Software) massiv verbessert wird. Das Potential der Glances, Komplikationen usw. wird aber auch als Widgets (endlich) in iOS Einzug halten.
iOS wird produktiver und "noch" moderner
Es ist keine Frage, Apple wird uns wieder neue tolle Funktionen in iOS präsentieren. Dabei werden Anwender wie Entwickler bedacht. Zig tausend neue API Calls werden wieder angepriesen. Diese kommen nicht von ungefähr, wenn man alleine den heutigen Umgang mit 3D-Touch-Gesten anschaut.
Aber auch Unternehmen werden bedacht, denn Apple hat die Produktivitätspotentiale von iOS nicht nur durch die Partnerschaft mit IBM erkannt. Dieses Potential bringt mich zu der in meinen Augen größten Herausforderung: das iPad Pro. Wenn es Apple mit diesem Gerät ernst meint, muss es bei der nächsten iOS-Version zwischen den iPhone und dem iPad trennen. Spätestens mit bzw. seit dem iPad Pro ist der Homescreen absolut veraltet. Viel zu luftig aufgestellt. Der Platz zwischen den Icons der installierten Apps zeigt jedem noch so unerfahrenen Anwender, dass das Bedienkonzept nie für große Bildschirme gedacht war. Widgets, wie sie aus dem watchOS-Umfeld zwischenzeitlich bekannt sind, werden hoffentlich Einzug halten. Die Raumaufteilung zwischen den Apps und die Icons selbst werden optimiert werden.
Auch die Nutzung von Funktionen wie das Kontrollzentrum, das in den Bildschirm gewischt wird, wirkt für kleine Geräte bereits in die Tage gekommen, auf einem iPad Pro ist das Feature völlig deplatziert. Das Multitasking hingegen macht auf einem iPad Pro tatsächlich Sinn. Die Möglichkeit eines sauberen Drag&Drops zwischen den offenen Apps ist genau so notwendig wie ein anständiger App Launcher. SlideOver Apps über eine (dynamische) App Icon Liste auszuwählen, ohne Bezug zu der Ablage auf dem Homescreen bzw. in der Reihenfolge ändernd, irritiert den Anwender maßlos.
3D Touch und Apple Pencil werden sicherlich zusammen finden. Stand heute ist es so, dass dem iPad Pro nicht alle Systemgesten der iPhone-6s-Modelle zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit, sich z.B. einen Link per Vorschau anzuzeigen und ggf. tatsächlich zu öffnen (Peek & Pop), ist mit dem Stift nicht möglich. Auch der Zugriff auf das Multitasking (Druck am Außenrand des Bildschirms), der Aufruf des Kontextmenüs einer App im Springboard stehen dem Apple Pencil nicht zur Verfügung. Dies führt in iOS9 zu einem Medienbruch, der meiner Meinung nach im nächsten Release gelöst wird. Auch eine tiefere Integration von 3D Touch in die Systemfunktionen (z.B: 3D Touch auf Systemfunktionen) erwarte ich für den nächsten App Release.
Mit iOS9 wurde die Möglichkeit einer Tastaturintegration optimiert, fühlt sich aber immer noch nicht komplett durchdacht an. Eine Bedienung eines iOS-Gerätes per Tastatur bringt den Anwender stetig an Grenzen. Dies fängt bereits im Hauptbildschirm (Springboard) an, bei dem die Apps nicht mit den Cursor-Tasten erreichbar sind. Mit Blick auf die "Fokus"-UI in tvOS, bei dem Auswahlvorgänge über verschiedene Elemente, durch die Fernbedienung, hinweg gelingen (wie z.B. App Icons), bleibt zu hoffen, dass diese Funktion sehr bald auch in iOS Einzug hält.
tvOS entwickelt sich zu einem Ökosystem
Apple hat mit tvOS in 2015 den Markt der Unterhaltungselektronik neu beschritten. Für eine erste Version ist tvOS sehr gut gelungen und wurde, gerade bei der AppStore Integration, auch stetig weiter gepflegt. Trotzdem fehlen Funktionen und Möglichkeiten. Die Performance ist bereits heute sehr gut, um aktuelle Spieletitel der PlayStation und Co zu unterstützen, braucht das tvOS jedoch, wiederum meiner Meinung nach, nur noch wenige Komponenten.
Ein Apple TV mit dem A8X Chip sowie ein erweitertes tvOS dürfte diesen Spielekonsolen endgültig das Leben schwer machen. Das Spielen über das Internet, sowohl für rollenbasierte Spiele als auch für Ego-Shooter, dürfte mit einer Aktualisierung von GameCenter ermöglicht werden. Das Spielen gegen Freunde, egal ob diese ein Apple TV, ein iOS Endgerät oder "nur" einen MAC haben, hebt die Möglichkeiten enorm an. Die Performance für den App Download und die Installation muss ebenfalls erhöht werden. Wartezeiten sind hier - zumindest bei mir - nicht unerheblich und störend.
Auch für die Mehrwertdienste im IoT- (Internet of Things) Umfeld sind stärkere Integrationen der bestehenden iOS-Frameworks in tvOS notwendig. Aber auch Produktivitätspotentiale sind möglich, wenn ein Entwickler für das AppleTV bereits Zugriffe für Kalender, eMail und Co erhält. Auch die Integration in MDM Szenarien muß Apple erweitern, um die Verbreitung der Geräte als Datenvisualisierungseinheiten in Unternehmen zu positionieren.
Ein im Unterhaltungsumfeld wesentlicher Faktor ist jedoch das Thema Familienutzung. Sicherlich möchte Apple mehrere Geräte verkaufen. Für ein iPhone oder ein iPad kann ich mir das, mit viel gutem Willen, noch erklären. Für eine Spielekonsole unter einem TV nicht mehr. Ich möchte hier nicht den Spielstand meines Sohnes ruinieren oder meine Musik meiner Frau aufzwingen. Eine Multiuser-Umgebung (gerne mit TouchID in der Siri Remote) ist hier zwingend notwendig.
Auch die Überführung der App-übergreifenden Suche auf die eigenen Datentöpfe (z.B. Privatfreigabe eines auf einem PC/MAC installierten iTunes) stellt für mich eine konsequente Weiterentwicklung dar.
Fazit
Ich weiß nicht, ob Sie meine Meinung teilen, oder wie Apple diese Themen sieht, bewertet bzw. angeht. Für mich ist das Jahr 2016 jedoch mit einer gewissen Erwartungshaltung an Apple versehen, die so genannten "tiefhängenden" Früchte zu ernten.
Natürlich ist für alle Plattformen noch ein Wunsch zu äußern: "Softwarequalität muß gewährleistet sein". Gerade in den iOS-Vorgängerversionen (iOS7 und iOS8) gab es hier - wieder in meiner persönlichen Wahrnehmung - einige Mängel zu verzeichnen. Mit iOS9 hat Apple jedoch angefangen, diese anzugehen. Ich hoffe, das sich dieser Trend fortsetzt.
Haben Sie noch Anmerkungen oder Features? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.