41 Prozent der Unternehmen, die die Management-Methode Six Sigma mit Business Process Management (BPM) kombinieren, erzielen Umsatzrenditen zwischen zehn bis zwanzig Prozent. Unter den anderen ist es nur jede vierte Firma. Das geht aus einer Studie hervor, die der Fachbereich Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Koblenz durchgeführt hat. Ziel war es, Einsatz und Wirkung von Six Sigma und BPM zu untersuchen.
Die Wissenschaftler führen die bessere Performance der Anwender auf diese Methoden zurück. Dazu der Studienleiter, Professor Ayelt Komus: "Es ist mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 88 Prozent anzunehmen, dass der Zusammenhang zwischen Umsatzrendite und der kombinierten Anwendung von BPM und Six Sigma auf die Grundgesamtheit übertragbar ist."
Komus’ Team hat 352 Unternehmen befragt. 62 Prozent arbeiten mit BPM, 34 Prozent mit Six Sigma. Die Forscher interessierten sich insbesondere für die Firmen, die beide Methoden kombinieren. Das sind zwar nur knapp zwölf Prozent aller Befragten, aber deren Erfahrungen lassen allgemeingültige Schlüsse zu.
Die BPM/Six Sigma-Anwender wurden gefragt, wie sich die Performance seit der Einführung der Methoden verändert hat. Sie nannten kürzere Durchlaufzeiten (57 Prozent der Nennungen), verbesserte Prozess-Qualität (56 Prozent), sinkende Prozesskosten (50 Prozent) und weniger Fehler (47 Prozent) sowie flexiblere Prozesse (43 Prozent). Einige wenige Unternehmen berichten allerdings von Verschlechterungen in diesen Bereichen. Die Nennungen bleiben jedoch zwischen einem und fünf Prozent.
In der Konkurrenz der beiden Maßnahmen genießt Business Process Management eindeutig den höheren Stellenwert. 34 Prozent der Entscheider betrachten BPM als übergeordneten, ganzheitlichen Ansatz, den einzelne Six Sigma-Werkzeuge unterstützen sollen. Weitere zwölf Prozent bezeichnen Six Sigma als Hilfsmittel zur BPM-Einführung.
Immerhin 24 Prozent erklären jedoch, die Methoden gleichberechtigt anzuwenden. Eine Minderheit von 14 Prozent dreht den Blick um: Einzelne BPM-Werkzeuge unterstützen Six Sigma.
BPM ist der ganzheitliche Ansatz, Six Sigma unterstützt
Die Forscher gehen davon aus, dass Unternehmen zunächst mittels BPM für eine grundsätzliche Prozess-Orientierung sorgen wollen. Mit Six Sigma sollen die festgelegten Ziele gemessen werden.
Eines gilt jedoch für beide Methoden: Sie sind Chefsache. Entscheidungsträger sind Geschäftsführer, Bereichsleiter und Vorstände. Die Umsetzung der Maßnahmen liegt meist bei der Qualitätssicherung.
Über diese Ergebnisse hinaus wollten die Studienautoren wissen, woran es liegt, wenn Unternehmen auf BPM und Six Sigma verzichten. Zunächst einmal zu BPM: Nur 38 Prozent der Befragten arbeiten ohne dieses Mittel.
Unter diesen Firmen gibt gut jede Vierte (27 Prozent) an, es bestehe kein Interesse. 23 Prozent kennen BPM nicht und immerhin 19 Prozent können keine Gründe nennen. In jedem zehnten Unternehmen gab es offenbar Fürsprecher, BPM konnte sich aber nicht durchsetzen.
Six Sigma scheitert an Desinteresse und Kosten
Bei Six Sigma stellt sich die Situation anders dar, denn immerhin arbeiten zwei Drittel aller Befragten ohne die Methode. Von diesen Firmen erklären 33 Prozent schlicht Desinteresse. 19 Prozent wissen nicht, warum auf Six Sigma verzichtet wird. 14 Prozent scheuen die Kosten und dreizehn Prozent kennen die Methode nicht. In einem Punkt sind die Zahlen deckungsgleich: Wie bei BPM stand auch Six Sigma in jedem zehnten Unternehmen auf der Agenda, setzte sich aber nicht durch.
Die Studie "Praxis und Erfolgsfaktoren im Zusammenspiel von Six Sigma und BPM" ist an der Fachhochschule Koblenz im Fachbereich Betriebswirtschaft entstanden. Studienleiter sind Wirtschaftsinformatik-Professor Ayelt Komus und Betriebswirtschaft-Professor Bert Leyendecker. Die Autoren sind Stephanie Brechtel, Christoph Enting, Andrea Hellwig, Kerstin Kup, Mathias Röttjes und Robert Schliestedt.