Die Frage ist also nicht, ob EDI genutzt wird, sondern welche Technologie zum Einsatz kommt. Die großen Produzenten und Ketten haben ihre starke Position am Markt eingesetzt, um eigene Formate zu entwickeln, und erwarten nun eine verbindliche Nutzung von ihren Lieferanten, Partnern und Kunden. Aber: Solche Insellösungen bewirken keine Vereinheitlichung, sondern potenzieren vielmehr den Aufwand für die Beteiligten. Ein Händler mit einer breiten Produktpalette muss sich so an verschiedene Netzwerke gleichzeitig anschließen.
Um die jeweils benötigten Prozesse abzubilden, wurden in letzter Zeit auch dedizierte Branchenstandards statt individueller Unternehmenslösungen eingeführt, z.B. in der Bio-Branche oder der Getränkeindustrie. Mit einem einheitlichen Interface und Übertragungsweg für alle Daten steigen bereits die Synergieeffekte.
Ein weiterer wichtiger Trend: Statt EDI-Software zu kaufen, die von jedem Unternehmen intern gehostet werden muss, wird zunehmend auf Outsourcing-Lösungen zurückgegriffen. Sowohl aus technischer als auch finanzieller Sicht sprechen verschiedene Faktoren dafür: Hohe Anfangsinvestitionen entfallen und es kann sofort mit EDI gestartet werden. Beim Anschluss an einen weiteren Produzenten muss weder neue Software gekauft noch Schnittstellen entwickelt werden, denn der externe Anbieter verfügt bereits darüber. Bezahlt wird in jedem Fall lediglich die tatsächliche Anzahl der übertragenen Dokumente.
Ein weiterer Vorteil einer offenen Outsourcing-Lösung ist die Einbindung von Informationen, die über die Stamm- und Bewegungsdaten hinausgehen, z.B. die digitale Signatur und Daten aus RFID-Signalen. So werden Informationen vom Produzenten bis zur Buchhaltung verarbeitet. In Zukunft wird EDI also den gesamten Produktzyklus abbilden und der Handel ist dabei lediglich ein Aspekt. Single-Lösungen erscheinen langfristig nicht praktikabel und die genutzte Lösung zur Elektronisierung muss auf diese Entwicklung adäquat reagieren.
Stefan Tittel, Managing Director der indatex SCI GmbH / Crossgate AG