Erste Business-Apps für die Apple Watch

Was taugt die Smartwatch fürs Business?

26.03.2015 von Martin Bayer
Mit der Apple Watch will das Unternehmen seine Abhängigkeit vom iPhone überwinden und sich einen neuen Markt öffnen. Doch ein Selbstläufer wird das wohl nicht. Viel hängt davon ab, ob es gelingt, attraktive Apps für das Gerät an den Start zu bringen. Einige Business-Apps sind schon fertig.

Der Erfolg der Apple Watch wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, Entwickler für das Schreiben von Smartwatch-Apps zu begeistern. Tatsächlich konnte Apple-Chef Tim Cook anlässlich der Präsentation der smarten Datenuhr bereits erste Anwendungen vorstellen, die zum Marktstart im April im Store erhältlich sein sollen. Dazu zählen Apps für Web-Dienste wie Ebay, Instagram, Twitter und die Musikerkennung Shazam, Productivity-Tools wie "Evernote", Orientierungshilfen wie "Citymapper" und "TripAdvisor", aber auch Consumer-Apps wie die Fitness-Tracker "Runtastic" und "Nike+ Running", den "Sky Guide" für Infos über Sterne oder die Rezeptsammlung "Green Kitchen".

Das sagt die Presse zur Apple Watch
Mobile Geeks, Sascha Pallenberg
„Mal davon abgesehen dass ich jeden Kaeufer einer 600 Euro Smartwatch, die mit einer Aufladung mal so gerade ueber den Tag kommt, fuer einen durchaus behandlungsfaehigen Fall halte, so sollte man vielleicht auch hierbei bedenken, dass diese Dinger in 12 Monaten alt sind. Richtig alt!“
TechCrunch, Natasha Lomas
“Well, when it comes to the battery at least, owners of Apple Watch will be able to extend its lifespan. An Apple spokesman confirmed to TechCrunch the “battery is replaceable”. Albeit, it’s not clear how much it will cost to send in your wearable to Apple to get it returned with a new cell in place.”
Süddeutsche.de, Helmut Martin-Jung
„Um den kleinen Bildschirm gut zu nutzen, hat sich Apple viel einfallen lassen. Ein seitlicher Knopf, den man drehen und drücken kann, hilft beim Vergrößern und Verkleinern des Bildschirminhalts. Der Screen ist zudem druckempfindlich.“
The Wall Street Journal, Geoffrey A. Fowler
“How might Apple Watch change my life? From what I’ve seen, it might save me time. It is a second screen—a little wrist-worn sidekick to the iPhone. But as the iPhone increasingly demands attention, distracting me more and more throughout the day, I am hoping for a gatekeeper. The Apple Watch could be the device that lets me leave my phone in my pocket, and still not miss anything important.”
Spiegel Online, Matthias Kremp
„Die Bedienung erfordert einen Lernprozess. Wischt man von unten über den Bildschirm, kann man durch eine Reihe von Apps scrollen, die man häufig benutzt. Welche Apps hier erscheinen sollen, kann man selbst festlegen. Mit der digitalen Krone an der rechten Gehäuseseite scrollt man durch Listen, etwa jene der Songs, die man auf der Uhr gespeichert hat. Das funktioniert völlig ruckelfrei.”
CNET, Scott Stein
"But, there are plenty of big, unanswered questions: can the interface work without being confusing? Even with my smartwatch experience, there are a lot of taps, swipes, turns and twists involved in the Apple Watch. Nested apps and glanceable apps and double-clicks could confuse a lot of people. It's advanced stuff."
FAZ, Marco Dettweiler
„Es gibt zwar wenige Features, die die Konkurrenz nicht bei irgendwelchen Modellen hat. Und über das Design mag man sich noch streiten können. Über die Funktionalität und Durchdachtheit aber nicht. Die Software scheint - noch hat sie keiner getestet - wieder aus einem Guss. Das ist immer der Joker, den Apple ausspielt.”
New York Times, Brian X. Chen
“Unlike the iPhone or iPad, the Apple Watch is not a stand-alone product. It relies on an iPhone to fully operate, partly because the brains of watch apps will live on the iPhone. So users will have to install watch apps on the iPhone as well.”
Bild, Sven Stein
„Die digitale Krone ist eine schlaue Erfindung, ergänzt sie doch den Touchscreen um eine Zoom- und Blätter-Möglichkeit, ohne jedoch den Blick auf den Bildschirm zu stören.“
Macworld, Susie Ochs
“It’s striking that the Apple Watch’s best features solve a problem I didn’t have before I had an iPhone. The problem is: I look at my iPhone too much. Throwing more technology at that problem seems frivolous, but if the right balance of notifications and glances actually succeeds to sift the signal from the noise? If it can reduce the number of times I unlock my iPhone to do a simple little thing like reply to a text, only to fritter away time on three or four apps? That could change my game.”
The Verge, Nilay Patel
“What matters today is the software, what it can do, and how it works. And it turns out it's actually pretty complicated.”

Business-Apps gibt es auch schon, wenn auch in Grenzen. Zu den Pionieren zählt der CRM-Spezialist Salesforce.com. Der amerikanische Anbieter hat "Salesforce for Apple Watch" vorgestellt, das aus drei Hauptkomponenten besteht. Mit der "Salesforce Analytics Cloud for Apple Watch" sollen Anwender quasi am Handgelenk Daten in der Analytics Cloud von Salesforce.com auswerten können. Die Daten ließen sich einfach zusammenstellen und nach unterschiedlichen Anforderungen anzeigen, verspricht der weltgrößte SaaS-Anbieter. Darüber hinaus könnten sich die Nutzer auf der Datenuhr relevante Dashboards und Reports zusammenstellen.

Die "Salesforce1 Mobile App" soll Anwender wie Sales- und Servicemitarbeiter sowie Marketing-Experten in Echtzeit mit Nachrichten versorgen und ihnen so Zugang zu allen Informationen verschaffen, die sie für ihr Business benötigen. Dazu gehören beispielsweise Updates oder Nachrichten aus der Community, Informationen zu Marketing-Kampagnen oder Alerts zu Kundenbeschwerden. Zu guter Letzt gibt es ein "Salesforce Wear Developer Pack for Apple Watch". Damit könnten Entwickler für die Apple Watch Enterprise Apps schreiben, die direkt mit der Salesforce1-Plattform verbunden sind.

Präsentation der Apple Watch am 9. März 2015
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Tim Cook stellt die Watch vor.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Unter anderem kann die Watch Siri, Apple Pay, Kamera vom iPhone auslösen, navigieren, Passbook für Tickets oder die Musik des Smartphones fernsteuern.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Hier sehen Sie den Homescreen der Watch.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Viel Wert legt Apple auf das Fitness-Tracking.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Man kann sich persönliche Ziele setzen...
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
... oder das Workout begleiten.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Die Watch bietet in der App "Workout" die passenden Funktionen.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
So zeigt sie beispielsweise die gelaufene Strecke an.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Ein Druck auf die Taste unterhalb der Krone gibt Zugriff auf die persönlichen Kontakte.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Auf Nachrichten lässt sich direkt antworten.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Der Herzschlag lässt sich messen und anderen Watch-Trägern aus den persönlichen Kontakten direkt senden.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Siri kann über die Watch direkt angesteuert werden.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Durch NFC eignet sich die Watch auch für Apple Pay.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Oder man betrachtet Bilder via Instagram.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Stört ein Anruf, so lässt er sich direkt auf der Watch annehmen - oder ablehnen.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Durch die Integration von Passbook auf der Watch lässt sich mit der Uhr direkt einchecken.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Die App Uber kann ein Taxi zum Flughafen rufen.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Wenn eine Hotelkette will, dann kann man die Watch auch als Schlüssel verwenden.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Eine App Alarm.com erlaubt laut Apple auch das Überwachen der Garage und das Tor öffnen durch Remote-Steuerung via Internet.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Hier sehen Sie die Möglichkeiten der App Alarm.com.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Texte lassen sich per Sprache diktieren und entweder als Audio oder eben Text verschicken.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Alle Apps von Drittanbietern werden über die iPhone-App "Apple Watch" installiert. In der App ist auch ein App Store für die Watch integriert.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
18 Stunden gibt Apple als Akkulaufzeit an; bei einem typischen Betrieb.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Das reicht, damit Apple von einer Nutzung über den ganzen Tag spricht.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Laden erfolgt über Induktion durch einen magnetisch sich fixierenden Connector.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Die Watch Sport gibt es ab 349 US-Dollar; oder in Deutschland ab 399 Euro.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Dafür bekommt man dann auch den Herzfrequenzmesser, den Sie hier im Bild sehen.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Etwas teurer sind die "normalen" Watch-Modelle im Edelstahlgehäuse.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Deutschland ist bei den ersten Ländern dabei, in denen man die Watch kaufen kann.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Ab 24. April 2015 ist es soweit.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
So werden übrigens die Watch-Modelle im Apple Store präsentiert.
Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Ungeduldige können schon ab 10. April vorbestellen und sich die Watch in selektierten Läden anschauen.

Apple will das Feld von hinten aufrollen

Apple selbst hat mit "Xcode 6.2" die jüngste Version seiner Entwicklungsumgebung vorgestellt, die bereits seit November 2014 getestet wurde und nun offiziell die Entwicklung von Anwendungen für die Apple Watch unterstützt. Dafür wurde die eigens entwickelte API "WatchKit" in Xcode integriert. Allerdings benötigt eine Apple-Watch-App immer noch eine iOS-Anwendung auf einem iPhone als Partner. Native Apps für Apples Datenuhr sollen erst später in diesem Jahr herauskommen.

Nach einigen Verzögerungen wird es die seit Langem erwartete Apple Watch nun ab dem 24. April in Deutschland zu Preisen ab 400 Euro zu kaufen geben. Apple genießt zwar größte Aufmerksamkeit in diesem Markt, ist aber ein Nachzügler. Wettbewerber aus dem Android-Lager wie Samsung haben schon seit Längerem vergleichbare Produkte im Programm. Auch das Startup Pebble, das auf der Finanzierungsplattform Kickstarter bereits den Rekordbetrag von 15 Millionen Dollar eingesammelt hat, war früher dran. Für den Apple-Chef ist das kein Problem: Man wolle unvergessliche Produkte mit besonders einfacher Handhabung machen und müsse nicht immer unbedingt der Erste sein, sagte Cook und pries die Vielseitigkeit und die Individualisierungsmöglichkeiten des jüngsten Apple-Device.

Bei der Bedienung setzt die Watch im Vergleich zu Modellen mit Android Wear nicht nur auf den Touchscreen, sondern verwendet eine sogenannte digitale Krone. Mit dem dreh- und drückbaren Knopf lässt sich navigieren oder zoomen. Die Taste unter der Krone bietet einen direkten Zugriff auf die Kontakte, mit denen man am meisten zu tun hat. Die Watch stellt Miniaturen der Kontaktbilder dar. Ein Tipp auf eine Person erlaubt eine schnelle Kontaktaufnahme durch Anrufen oder Senden einer Nachricht. Zusätzlich reagiert die Watch auf Bewegungsgesten: Trifft eine neue Nachricht ein, so genügt das Heben des Handgelenks zum Lesen; beim Senken des Arms wird die Nachricht wieder ausgeblendet.

Zum Video: Was taugt die Smartwatch fürs Business?

Mit "Force Touch" hat Apple eine Technik entwickelt, die leichtes Antippen von stärkerem Drücken unterscheiden kann. Und die "Taptic Engine" dient dazu, den Träger durch ein leichtes haptisches Signal zusammen mit einem einstellbaren Ton auf Benachrichtigungen und andere Ereignisse hinzuweisen. Die Touch-Bedienung erfolgt mit einem Finger. Telefonanrufe können direkt über die Uhr mit ihrem integrierten Lautsprecher und Mikrofon geführt werden. Will man einen Anruf nicht annehmen, so genügt bei der Watch das Auflegen der Hand für eine Stummschaltung. Für Kritik sorgte die kurze Akkulaufzeit, die Apple mit 18 Stunden bei "typischer Nutzung" bezifferte.

Analysten rechnen mit guten Erfolgsaussichten für die Apple Watch. Laut Forrester Research ist es jeder fünfte Europäer leid, ständig das Smartphone aus der Tasche ziehen zu müssen. Und der Gedanke, alles mit einem Wearable am Handgelenk erledigen zu können, fasziniere immerhin schon ein Drittel der Befragten. Die Analysten gehen von zehn Millionen verkauften Apple-Watches bis Ende 2015 aus. Forrester-Mann James McQuivey glaubt gar, dass die Uhr den Markt regelrecht beflügeln werde. Sein Kollege Van Baker von Gartner ist vorsichtiger. Zwar dürfte Apple innerhalb kurzer Zeit einige Millionen Devices verkaufen können. Die entscheidende Phase komme jedoch in zwei oder drei Quartalen, wenn sich die Fans eingedeckt hätten. Dann werde sich zeigen, ob Apple über seine Stammklientel hinaus einen neuen großen Markt erschließen könne.