Absturz, Ermittlungen, Insolvenz

Was wurde aus Unister?

13.07.2017
Im Juli 2016 stirbt der Gründer des Leipziger Internet-Unternehmens Unister bei einem Flugzeugabsturz. Es folgen Insolvenz, Ermittlungen, Prozesse. Aus dem einst gefeierten Start-up wird ein "Fall Unister".

Vor einem Jahr kam der Unister-Gründer Thomas Wagner (38) beim Absturz eines Flugzeugs in Slowenien ums Leben. Schon davor war das Leipziger Internet-Unternehmen wegen Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Dresden in die Schlagzeilen geraten. Doch nach Wagners Tod am 14. Juli 2016 überschlugen sich die Ereignisse.

Zahlreiche Gesellschaften des verschachtelten Online-Reise-Imperiums meldeten Insolvenz an. Die Umstände von Wagners letzter Reise erschienen höchst dubios. Er war auf einen Kreditbetrug in Venedig hereingefallen. Bis heute sind Ermittler in Deutschland, Slowenien und Italien mit dem Fall Unister beschäftigt.

Was ist aus Unister geworden?

Insolvenzverwalter Lucas Flöther hat große Teile des Unternehmens inzwischen verkauft. Der Reisebereich, zu dem unter anderem die Portale fluege.de und ab-in-den-urlaub.de gehören, ging an den tschechischen Investor Rockaway Capital. Noch nicht verkauft sind laut Insolvenzverwalter die Gesellschaft Capital One, das Marktforschungsinstitut Keyfacts mit 10 Mitarbeitern und die Online-Werbeplattform Ad Up mit 20 Beschäftigten.

Ist die Ursache des Absturzes in den slowenischen Alpen geklärt?

Nein. Die Ermittlungen der slowenischen Flugunfalluntersuchungsstelle dauern an, wie Dean Boznik, Sprecher der Polizei in Nova Gorica, sagte. Hinweise auf ein Fremdverschulden gab es zunächst nicht. Nach dem Absturz waren Teile des Kleinflugzeugs vermisst worden, darunter das Höhenleitruder. Dieses wurde bei einer Suche im Oktober 2016 gefunden. Bei dem Absturz starben neben Wagner drei weitere Männer.

Thomas Wagner fiel in Venedig einem "rip deal" zum Opfer. Was ist das - und sind die Hintermänner ermittelt worden?

Bisher nicht. Der Vermittler des Betrugsdeals, ein 69-Jähriger aus Unna (Nordrhein-Westfalen), wurde im März vom Landgericht Leipzig zu fast vier Jahren Haft verurteilt. Er hatte das Geschäft mit dem angeblichen israelischen Diamentenhändler "Levy Vass" eingefädelt. Dieser Vass drehte Wagner Falschgeld an und verschwand mit 1,5 Millionen Euro, die Wagner für einen 15-Millionen-Euro-Kredit als Sicherheit nach Venedig gebracht hatte. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden versucht weiter, die wahre Identität des Betrügers zu klären. Der Finanzvermittler hat unterdessen Revision gegen das Urteil eingelegt. Er will von dem Falschgeld nichts gewusst haben.

Wie steht es im Strafprozess gegen Unister-Manager?

Der Betrugsprozess gegen drei Ex-Führungskräfte läuft seit Januar am Landgericht Leipzig. Dabei geht es um das unerlaubte Betreiben von Versicherungsgeschäften, um Steuerhinterziehung und um den angeblichen Betrug an Zehntausenden Reisekunden durch "Runterbuchen". Dabei erzielte Unister hinter den Kulissen günstigere Preise als die, die den Kunden auf der Webseite angezeigt worden waren. Die Angeklagten wiesen die Vorwürfe zurück. Es gab Vorgespräche zu einem Deal, um das Verfahren abzukürzen. Aber er kam nicht zustande.

Welche Ermittlungen gibt es im Zusammenhang mit Unister noch?

Nach wie vor steht der Verdacht der Insolvenzverschleppung im Raum. Unister soll schon lange vor Anmeldung der Insolvenz pleite gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Prüfungen dazu noch nicht abgeschlossen, wie ein Sprecher sagte. Das Problem: Insolvenzverschleppung ist ein Delikt, das nur vom Geschäftsführer eines Unternehmens begangen werden kann. Bei fast allen Gesellschaften sei aber Thomas Wagner als Geschäftsführer eingetragen gewesen. Auch Flöther prüft, ob die Insolvenz zu spät angemeldet wurde - dafür gebe es Anzeichen. (dpa/ad)