Gerade die Retail-Branche bemüht sich seit Jahren, den mehr oder weniger geheimen Wünschen der Kundschaft auf die Spuren zu kommen. Infratest oder GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) erforschen hierzulande schon seit Jahrzehnten den Konsumenten und was ihn so umtreibt.
Plakatwände zum Beispiel stehen bevorzugt in Ampelnähe, und subtile Mess- und Befragungsmethoden ermitteln, wie oft der durchschnittliche Autofahrer während des obligatorischen Ampelstopps die Kernbotschaft des Plakats (meist nur ein Satz) "mitnimmt“ und bei sich "abspeichert“. In den Supermärkten stehen Obst und Gemüse gleich nach dem Eingang zum Mitnehmen bereit – der grüne und umweltbewusste Konsument von heute weiß das zu schätzen und geht frohgestimmt durch die weiteren Regale. Das hat zumindest die Marktforschung schon vor Jahren herausgefunden.
Alle Protagonisten von Big Data/Analytics einschließlich IBM gehen davon aus, dass sie neue realtime-fähige Methoden für die Markterforschung anzubieten haben. IBM hat sich sogar letztes Jahr von seiner Kassen-Hardware getrennt (jetzt bei Toshiba), um sich ganz auf Software, Consulting und Analytics für Retail konzentrieren zu können.
Auf einer europäischen Retail-Konferenz vom 18. bis 20. Juni in Monaco will IBM eine Reihe neuer Lösungen, Marktstudien und Referenzen rund um die Themen Big Data, Cloud Computing, Mobilität und Social Business zeigen – immer mit dem Focus auf Retail. Mit Hilfe moderner Technologien könnten Unternehmen ihre Kundenbindung verbessern, die Lieferkette beschleunigen und so ihre Gewinne steigern.
Als Event-Highlight gilt die erstmalige Präsentation der schon vor zwei Jahren vorgestellten Watson-Technologie in ihrer Weiterentwicklung für "Smarter Commerce“. Bisher war die High-Performance-Computing-Lösung (HPC) für künstliche Intelligenz bekannt geworden als fiktiver Partner von Quizsendungen, besonders in der Quiz-Show "Jeopardy!“. Im Bereich kognitives Computing stellt IBM jetzt den "Watson Engagement Advisor“ vor.
Intelligent verkaufen mit IT
Dabei handelt es sich laut Hersteller um einen "intelligenten digitalen Einkaufsberater, mit dem sich Konsumenten in natürlicher Sprache zu ihrem Einkauf beraten lassen können“. Das System lerne dabei aus den Interaktionen und gebe Einkaufs-Tipps oder löse Probleme. Kunden könnten sich von ihrem Smartphone oder von einem Computer aus direkt an "Ask Watson“ wenden und in einer Art Konversation ein "persönliches“ Gespräch führen. Dabei soll Spracherkennungs-Software von Nuance oder anderen Herstellern nach dem Vorbild von Apples "Siri“-App zum Einsatz kommen.
Weitere IBM-Innovationen gibt es seit kurzem bei "MobileFirst“: "Tealeaf“ umfasst demnach auch "IBM Worklight“, wodurch Unternehmen bei der Entwicklung mobiler Apps "zur Verbesserung des Kundenerlebnisses“ unterstützt werden. Darüber hinaus bringt IBM mobile Versionen der Emptoris Procurement-Lösungen sowie von Digital Marketing, Web Analytics und WebSphere Commerce heraus. IBM Research demonstriert in Monaco eine neue Technologie namens „Presence Zone“, mit der "Kundenverhalten und -vorlieben analysiert und für eine personalisierte "Cross-Channel-Kundenerfahrung“ genutzt werden können.
IBM plant die Watson-Technologie für weitere Branchen anzubieten. Die Software soll in der Art eines Betriebssystems fungieren, das für verschiedene Anwendungen von künstlicher Intelligenz zur Verfügung steht. Laut New York Times gab Virginia M. Rometty, CEO von IBM, Mitte Mai auf einer Investorenkonferenz einen Einblick in die neue Strategie: "Wir werden ein Ökosystem herausbringen, in dem Watson als Service im Mittelpunkt steht. Anwender können dann darauf aufbauend ihre eigenen Anwendungen entwickeln.“
IBM-Summit Smarter Commerce in Monaco, 18. bis 20. Juni 2013
Unter dem Motto "Smarter Commerce: Your customer in context“ findet der europäische Commerce Global Summit 2013 in Monaco statt. Die Veranstaltung mit über 2000 Entscheidern und Praktikern aus den Bereichen Marketing, Vertrieb, Einkauf und Supply Chain soll laut IBM "Trends, Innovationen und neueste Technologien“ präsentieren. Weitere Informationen hier.