Vier Präventionsmaßnahmen gegen drohenden Burnout

Wege aus der Selbstzerstörung

19.11.2008 von Riem Sarsam
Immer mehr Menschen gehen zur Arbeit, auch wenn sie psychisch oder physisch angeschlagen sind. Das sogenannte Phänomen "Präsentismus" kostet Unternehmen jährlich Milliarden, weil die Qualität leidet. Das Problem ist aber vermeidbar - Firmen müssen die alten, starren Strukturen aufbrechen.

Aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, schleppen sich viele Arbeitnehmer immer öfters krank ins Büro. Der Job wird nur noch schlecht erledigt, bei Entscheidungen werden Fehler gemacht. Psychologen sprechen von Präsentismus. Am Ende droht der Burnout.

Präsentismus kostet die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Experten jährlich rund 120 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich um indirekte Kosten. Sie entstehen durch Fehler und Leistungsverlust. Die Produktivität sinkt um bis zu 40 Prozent.

Das Grazer Consulting-Unternehmen Business Doctors hat vier Punkte zur Prävention zusammengestellt:

1. Problembewusstsein schaffen

Als erster Schritt in Richtung Prävention muss beim Management das Bewusstsein für das Problem Präsentismus entstehen. So lange die Problematik unter den Tisch gekehrt wird, kann es keine Veränderung der Situation geben.

2. Gesundheit der Mitarbeiter analysieren

Im zweiten Schritt muss jedes Unternehmen herausfinden, unter welchen gesundheitlichen Problemen die Mitarbeiter im Einzelnen leiden. Dazu kann eine formale Studie nötig sein. So weit muss es aber nicht kommen.

Zunächst kann es schon helfen, die Belegschaft unter dem Aspekt Gesundheit zu beobachten beziehungsweise zu befragen. Hier zeigt sich: Je offener und vertrauensfördernder die Unternehmenspolitik gelebt wird, umso einfacher und effizienter können Probleme gefunden und beseitigt werden.

3. In Mitarbeiterprogramme investieren

Darauf aufbauend sollte als dritter Schritt in Mitarbeiterprogramme investiert werden. Das Personal muss dahingehend sensibilisiert werden, dass es gesundheitliche Probleme richtig einschätzt. So ist sichergestellt, dass Krankheiten nicht unerkannt bleiben oder über Jahre hinweg falsch diagnostiziert werden.

Erfolgreiche Arbeitnehmer von morgen investieren nicht mehr nur in Weiterbildung, sondern vor allem in persönliches Wohlbefinden. Das Ziel ist klar: Top-Leistungen bringen.
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Ein gesunder Mitarbeiter mit seinem über Jahre gewachsenen Know-how stellt einen Wert für das Unternehmen dar. Deshalb lohnt sich auf jeden Fall, in diesen zu investieren. Zu oft wird das zu spät erkannt. Meistens erst dann, wenn ein Nachfolger gesucht und dann eingearbeitet werden muss.

4. Alte Firmenstrukturen überdenken

Die Zeiten ändern sich. Deshalb ist es angebracht, Unternehmensphilosophie, Firmenstruktur und Führungsstil zu überdenken. Starre Vorstellungen nach dem Motto "das haben wir schon immer so gemacht" blockieren so manch gute Idee der Belegschaft. Mehr Effizienz und höhere Zufriedenheit bei den Mitarbeitern ist so nicht zu erreichen.

Auch Sport erhöht die Produktivität der Mitarbeiter.
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Die Frage ist, ob es in Zeiten von PC, Handy und Internet nötig ist, acht Stunden pro Tag an einem festen Arbeitsplatz abzusitzen. Manchmal wäre es sicher sinnvoller, dem Mitarbeiter mehr Freiheiten zu lassen und ihm zu vertrauen, auch wenn man ihm als Chef nicht ständig im Nacken sitzt.

Zum Beispiel schafft die amerikanische Elektrokette Best Buy derzeit in der Firmenzentrale in Minneapolis Schritt für Schritt alle Vereinbarungen über feste Arbeitszeiten ab. Das Unternehmen will die 4.000 Mitarbeiter dazu bewegen, sich ihre Aufgabenbereiche selbst zu organisieren. Wie, wann, wo und wie viel diese arbeiten, bleibt ihnen überlassen, solange die Abläufe funktionieren und die Resultate stimmen.

Die Business Doctors beschäftigen sich seit mehreren Jahren mit dem Phänomen Präsentismus und den Ursachen des Burnouts. In ihrer Studie "Präsentismus - Nur wer bei der Sache ist, kann viel leisten" setzen sie sich mit den Ursachen auseinander und stellen Methoden zur Prävention vor.