Kurznachrichtendienst

Wen der Twitter-Börsengang reich macht

07.11.2013
Der Twitter-Börsengang macht viele Leute reich, zumindest auf dem Papier. Das gesamte Unternehmen brachte zum Handelsbeginn rund 25 Milliarden Dollar auf die Waage. Besitzer des Kurznachrichtendiensts sind neben den Gründern auch zahlreiche Investoren, die nach und nach Geld in das Unternehmen gesteckt haben, um es groß zu machen.

Die drei Mitgründer halten höchst unterschiedliche Anteile. So ist der zeitweise Firmenchef Evan Williams der mit Abstand größte Aktionär mit einer Beteiligung von 10,4 Prozent. Seine 56,9 Millionen Aktien sind zum Startkurs von 45,10 Dollar knapp 2,6 Milliarden Dollar wert. Dabei hatte er sich schon vor einigen Jahren bei Twitter zurückgezogen und kümmert sich jetzt um neue Projekte wie das Medien-Start-up Medium.

Mitgründer Jack Dorsey, auf dessen Idee Twitter zurückgeht, hält einen deutlich geringeren Anteil von nun 4,3 Prozent, die zum Startkurs 1,1 Milliarden wert sind. Dorsey ist der einzige aus dem Gründer-Trio, der noch die Geschicke von Twitter mitbestimmt - er ist als Vorsitzender des Verwaltungsrats der starke Mann im Hintergrund.

Vom dritten Kompagnon Biz Stone, der zusammen mit Williams weitergezogen ist, fehlt im Börsenprospekt jede Spur. Der aktuelle Firmenchef Dick Costolo kommt auf einen Anteil von 1,4 Prozent nach dem Börsengang.

Unter den frühen Investoren mit einem Anteil von jeweils rund fünf Prozent sind bekannte Risiko-Kapitalgeber wie Union Square Ventures, Benchmark Capital Partners, Spark Capital sowie DST Global aus Russland. Hauptaktionär ist der bislang kaum in Erscheinung getretene Investor Rizvi Traverse mit 15,6 Prozent (3,8 Milliarden Dollar); die größte US-Bank JPMorgan Chase hält 9,0 Prozent (2,2 Milliarden Dollar).

Twitter-Meilensteine

Twitter ist in den vergangenen sieben Jahren von einem Experiment zu einer der wichtigsten Plattformen für die Verbreitung schneller Nachrichten geworden. Eine Chronologie:

2006: Twitter entsteht aus dem gescheiterten Podcastin-Projekt Odeo. Ende März schickt Jack Dorsey die erste Twitternachricht: "just setting up my twttr", tippt er, "Ich richte gerade meinen Twitter ein".

2007: Twitter wird offiziell als eigenständige Firma gegründet. Jack Dorsey ist CEO.

2008: Mit dem Bekanntheitsgrad nehmen auch die Computerprobleme zu. Immer wieder brechen die Server unter dem Ansturm zusammen.

2008: Jack Dorsey räumt den Chefsessel zu Gunsten von Evan Williams. Williams führt künftig die Geschäfte als CEO, Dorsey wird Vorsitzender des Verwaltungsrats. Twitter hat etwa drei Millionen Nutzer.

2009: Der US-Schauspieler Ashton Kutcher und der Fernsehsender CNN liefern sich ein öffentlichkeitswirksames Wettrennen, wer als erster auf eine Million Abonnenten bei Twitter kommt. Kutcher gewinnt.

2009: Das Nachrichtenmagazin "Time" nimmt "die Jungs von Twitter" in seine jährliche Liste der einflussreichsten Menschen auf. Angela Merkel und Barack Obama stehen ebenfalls drauf. Twitter hat zu der Zeit gut 30 Mitarbeiter.

2010: Erneuter Wechsel an der Spitze: Dick Costolo wird Twitter-Chef. Etwa 165 Millionen Menschen nutzen den Dienst.

2011: Demonstranten im Nahen Osten nutzen Netzwerke wie Twitter und Facebook, um ihren Widerstand gegen repressive Regimes zu organisieren. Im Lauf des sogenannten "Arabischen Frühlings" werden Staatschefs in Tunesien, Libyen und Ägypten gestürzt.

Januar 2012: Twitter kündigt an, Inhalte künftig in einzelnen Ländern zu blockieren, wenn die Firma rechtlich dazu aufgefordert wird. Nutzer kritisieren den Schritt, weil sie die freie Meinungsäußerung auf Twitter in Gefahr sehen.

Mai 2012: Twitter eröffnet ein Deutschland-Büro in Berlin.

November 2012: Barack Obama feiert seine Wiederwahl als US-Präsident via Twitter. Die Nachricht mit einem Foto in inniger Umarmung mit seiner Frau Michelle wird fast 800 000 Mal weitergegeben - bis heute Rekord.

November 2013: Twitter geht an die Börse. Die Einnahmen des Börsengangs belaufen sich auf zunächst 1,8 Milliarden Dollar. Nach Firmenangaben nutzen mehr als 230 Millionen Menschen den Dienst.

Zahlen und Fakten zu Twitter