Das Auto, das allein die Spur halten kann, der Ofen, der die Lebensmittel ganz von selbst richtig backt oder die Zahnbürste, die weiß, ob ihr Nutzer korrekt die Zähne putzt: Möglich machen soll dies das Internet der Dinge. Nicht mehr nur Computer und Smartphones sind ans weltweite Datennetz angeschlossen, sondern alle möglichen Geräte - von der Kaffeemaschine bis zum Garagentor. Die Einsatzmöglichkeiten scheinen nahezu unbegrenzt. Unternehmen wie Bosch oder Intel haben dies erkannt und gründen eigene Unternehmenszweige für den neuen Markt. Der Halbleiter-Riese will sich gar an die Spitze setzen. "Wir wollen alle Geräte smart machen", gab Intel-Chef Brian Krzanich kürzlich die Devise aus.
"Jede Sensation, die über Nacht kommt, wurde 20 Jahre lang vorbereitet. So ist es auch mit dem Internet der Dinge", sagte Intel-Vizepräsident und Chef der gleichnamigen Sparte, Doug Davis, auf der Nürnberger Messe Embedded World. "Das Internet der Dinge verändert, wie Firmen arbeiten und wie wir leben." Es wird eine riesige Bewegung: Bis zum Jahr 2020 werde es mehr als 50 Milliarden vernetzte Geräte weltweit geben, schätzt der weltgrößte Netzwerk-Ausrüster Ericsson.
Beispiele seien etwa ein Hersteller für Autobatterien, der über das Internets jede einzelne Batterie verfolgen könne. "Die haben all diese Informationen in ihrem Datenzentrum und wissen immer, wo jede Batterie ist, wie alt sie ist und wie viel Energie sie noch hat." Oder ein Logistik-Unternehmen, das seinen Lastwagenfahrern mit Hilfe der Technik zeigen könne, wie sie noch effizienter fahren.
"Und auch für Konsumenten gibt es viele faszinierende Möglichkeiten - etwa eine App auf dem Smartphone, mit der man vom Arbeitsplatz aus prüfen kann, ob man zu Hause die Garagentür zugemacht hat", sagt Davis. Oder der Ofen, der anhand eines Strichcodes auf der Kuchenverpackung erkennt, wie die Süßspeise perfekt zubereitet wird. "Ich nehme den Kuchen aus der Gefriertruhe und stelle ihn nur rein - und der Backofen taut ihn auf, stellt dann die perfekte Temperatur für die Füllung ein und am Ende bräunt er die Kruste."
Intel will hier an allen Stellen der Kette präsent sein: Mit Chips und Prozessoren etwa für Smartphones und andere Kleingeräte, aber auch an den Schnittstellen, der Netz-Infrastruktur und auch bei den Servern. Die neueste Entwicklung: Der Mikro-Computer "Edison", der so groß wie eine SD-Speicherkarte ist. Junge Unternehmen und Forscher sollen damit in kürzester Zeit ihre Ideen für vernetzte Technik umsetzen können. Der Kleinstcomputer soll im Lauf des Jahres auf den Markt kommen, zu den Kosten äußert sich Intel noch nicht. Ein Anwendungsbeispiel ist eine Art Baby-Strampelanzug, der Schlaf, Herzrate und Atemfrequenz überwacht und den Eltern über eine vernetzte Kaffeetasse übermittelt.
Diese ganzen neuen Möglichkeiten könnten dem einen oder anderen schon Angst machen, gibt Davis zu. "Ich glaube nicht, dass sich die Welt dadurch dramatisch ändern wird. Aber das Internet der Dinge kann die Gegenstände, mit denen wir jeden Tag umgehen, nützlicher, effizienter und sicherer machen."
Eines der Hauptprobleme beim Internet der Dinge ist jedoch die Datensicherheit. Erst kürzlich hatte das Sicherheitsunternehmen Proofpoint darauf hingewiesen, dass Hacker mit Hilfe vernetzter Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik wie Smart-TV und Kühlschrank ein sogenanntes Botnetz errichtet haben, aus dem Hunderttausende von Spam-E-Mails verschickt wurden. "Das Thema Sicherheit ist fundamental für alles, worüber wir hier reden", sagt Davis. "Die Geräte müssen sicher sein, die Daten, die sie erzeugen, müssen geschützt sein und auch deren Auswertung muss privat bleiben, wenn man das will."
Daher werde am besten schon in die Prozessoren und Chips ein Antivirenprogramm eingebaut. "Es ist immens wichtig, in diese Technik zu investieren." Aus diesem Grund habe Intel vor drei Jahren auch den Hersteller von Antivirensoftware McAfee übernommen.
Datenschützer bleiben skeptisch. "Wir haben bei dem Thema durchaus sicherheitsrechtliche Bedenken", sagt Miriam Meder vom bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht. Zugunsten der Nutzerfreundlichkeit werde die Datensicherheit bei vielen Geräten wahrscheinlich eher hintenan stehen. Wenn sich die Zahl der Dienstleister erhöhe, steige auch die Missbrauchsgefahr. "Transparenz ist uns dabei sehr wichtig. Die Nutzer müssen erfahren, was mit ihren Daten passiert, wie sie verknüpft werden, wer Zugriff darauf hat und wo sie gespeichert werden."
Eine weitere Schwierigkeit sind neben den enormen Datenmengen auch bisher noch fehlende einheitliche Standards für den Datenaustausch zwischen verschiedenen Geräten. "Um gemeinsame Standards zu entwickeln, müssen wir mit anderen Unternehmen in dieser Branche zusammenarbeiten", sagt Davis. (dpa/rs)