Zwei Drittel der Führungskräfte sehen große Umbrüche auf das Geschäft ihres Unternehmens zukommen. Und sie sehen sich nur unzureichend dafür gerüstet. Vor allem die sich verändernden Kundenwünsche bereiten vielen Kopfzerbrechen. Neuentwicklungen in der Informationstechnologie erhöhten die Ansprüche der Kunden an Produkte und auf sie zugeschnittene Dienstleistungen immer weiter.
Das hat die Unternehmensberatung McKinsey in ihrer Studie "The McKinsey Quarterly" herausgefunden. Befragt wurden 548 CIOs und andere Führungskräfte aus Firmen verschiedener Branchen aus der ganzen Welt. Die Hälfte der Teilnehmer waren Manager von der C-Ebene.
Von vielen im Alltag genutzte Geräte und Anwendungen prägen demnach die Erwartungshaltung von Endverbrauchern. Als Beispiele nennt der Bericht Netz-Plattformen wie Facebook oder Salesforce.com, die durch ihre Nutzerfreundlichkeit und die gute Verfügbarkeit von Informationen Maßstäbe setzten. Das iPhone indes habe in punkto Bedienfreundlichkeit und mit seiner Vielzahl von Anwendungen die Erwartungen von Verbrauchern an die Bedienung aller möglichen technischen Geräte geprägt.
Viele Manager fürchten auch, dass ihre Wettbewerber neue Technologien besser nutzen, um die Herstellung oder Vermarktung ihrer Produkte und Dienste billiger zu machen. Vor allem die Führungskräfte von Hochtechnologie- und Telekommunikations-Anbietern treibt diese Sorge um, während sie etwa in der Finanzbranche weniger ausgeprägt ist.
Weniger als die Hälfte der Befragten sehen ihr Unternehmen gut auf diese Herausforderungen vorbereitet. Selbstkritisch sind vor allem die CIOs. Von ihnen glauben nur 39 Prozent, dass sie sehr gut dafür gerüstet sind. Von den übrigen Führungskräften stehen immerhin 47 Prozent im Glauben, hervorragend oder sehr gut vorbereitet zu sein.
IT-Abteilungen erfüllen Erwartungen nicht
Die IT-Abteilungen in den Unternehmen setzen in den Augen vieler derzeit die falschen Schwerpunkte. Sie sollten sich stärker darauf konzentrieren, die Schaffung neuer Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen und die Effektivität und Leistung von Prozessen zu erhöhen. Dieser Ansicht sind nicht nur Manager aus den Geschäftsbereichen, sondern auch die CIOs.
Die technikfernen Führungskräfte wünschen sich außerdem, dass die IT-Belegschaft weniger Zeit darauf verwendet, die IT-Kosten zu senken und die Befolgung rechtlicher Vorgaben sicherzustellen; allerdings soll der Standard dieser Leistungen gleich hoch bleiben wie derzeit.
Strategieplanung wird besser
Ihre Grundaufgaben erfüllen die Informationstechniker in den Firmen derzeit nach Ansicht der Befragten gut, verbesserungswürdig sei indes alles, was darüber hinaus geht. Das Business wünscht sich mehr Einsatz etwa auf Feldern, wo die IT einen finanziellen Wertbeitrag leisten kann. Das spiegelt sich auch in den Antworten der CIOs wider. Nur jeder Dritte sagt, er sei bei seiner Arbeit effektiv oder sehr effektiv darin, die anderen Geschäftsbereiche zu unterstützen.
Fortschritte macht unterdessen die strategische Planung in der Informationstechnologie. 59 gaben an, in ihrer Firma werde die IT-Strategie für mehrere Jahre vorgeplant. Das sagten im Vorjahr noch 52 Prozent. Bei 56 Prozent der Befragten werden in die IT-Strategie auch technikgetriebene Innovationen auf Geschäftsseite einbezogen. Allerdings sagen zwei von drei Managern auch, dass Geschäfts- und IT-Strategie noch besser aufeinander abgestimmt werden sollten.
Mehr als 40 Prozent wünschen sich eine besser ausgebildete IT-Belegschaft, ebenso viele wollen die Geschäftsbereiche stärker in die Verantwortung nennen, von IT-Seite angestoßene Neuerungen umzusetzen.
Wirtschaftskrise lässt IT-Budgets sinken
43 Prozent der Führungskräfte erwartet für das angelaufene Jahr ein Minus bei den operativen Ausgaben für Informationstechnologie. Nur jeder Vierte meint, er könne 2009 mehr Geld einsetzen als im Vorjahr. Letztes Jahr war noch die Hälfte der Befragten der Meinung, ihr Budget werde gegenüber dem Vorjahr steigen.
Gleichzeitig scheint das Investitionsklima nicht ungünstig. In vier von zehn Firmen werden nach Meinungen der Manager 2009 die Investitionen in neue Informationstechnologie steigen. Allerdings waren im Vorjahr noch 69 Prozent dieser Ansicht.
Mehr Technologie-Ausgaben außerhalb der IT
Die einzelnen Fachbereiche in den Unternehmen geben indes mehr und mehr Geld für Informationstechnik aus. Ein Grund hierfür sei deren einfache Verfügbarkeit, etwa Open-Source-Programme oder Software as a Service. Als Hauptmotiv für die steigenden IT-Kosten außerhalb der IT-Abteilung nennen die Befragten die Ansicht, es sei besser, wenn bestimmte Lösungen unter der Kontrolle der jeweiligen Fachbereiche stehen. Vielen ist ihre IT-Abteilung nicht schnell und flexibel genug.
Die Autoren des McKinsey-Berichts mahnen bessere Führungsqualitäten in den IT-Abteilungen an. Notwendig sei umfassendes Führungskräfte-Training. Firmen sollten sich auch nicht scheuen, hoch angesehene Nicht-IT-Manager in diesem Bereich einzusetzen. Zudem müssten sich die führenden IT-Manager noch viel stärker mit den Bedürfnissen des Firmengeschäfts vertraut machen.