Dass Embryonen und befruchtete Eizellen für Fortpflanzungszwecke eingefroren werden, ist nicht neu. Doch erst seit wenigen Jahren ermöglichen neue Techniken, dass sich auch sehr empfindliche unbefruchtete Eizellen nach dem Auftauen entwickeln können. Vor allem in den USA spielen soziale Gründe für den Wunsch nach einer späten Schwangerschaft eine immer größere Rolle.
Was ist der Ursprung des Verfahrens?
Eigentlich ging es bei dem in der Fachsprache "Kryokonservierung" genannten Verfahren darum, unbefruchtete Eizellen einzufrieren und einer anderen Frau zur Verfügung zu stellen. Da solche Eizellspenden hierzulande verboten sind, müssen Frauen, die mit eigenen Eizellen nicht schwanger werden, ins Ausland reisen. In anderen Fällen ist die Fruchtbarkeit der Frau durch eine Krebserkrankung und die erforderliche Behandlung bedroht. Die Technik soll ihr helfen, nach der Genesung noch eigene Kinder zu bekommen - trotz Bestrahlung oder Chemotherapie.
Immer mehr Frauen geben nicht-medizinische Gründe an - warum?
Seit Jahren werden Mütter im Durchschnitt immer älter. Etwa ein Viertel der Frauen ist bei der Geburt eines Kindes mittlerweile über 35. Vor allem hochgebildete Frauen gebären spät oder bleiben kinderlos. Die Fruchtbarkeit einer Frau nimmt jedoch spätestens nach dem 40. Lebensjahr rapide ab. Social Freezing soll dabei helfen, die Chance auf eine Schwangerschaft zu bewahren, wenn der Zeitpunkt in jüngeren Jahren unpassend erscheint - etwa weil der passende Partner fehlt oder um berufliche Nachteile zu vermeiden.
Wer kommt für die Kosten auf?
Gesetzliche Krankenkassen unterscheiden medizinische und soziale Gründe: Bleibt ein Ehepaar ungewollt kinderlos, werden die Kosten von mehreren Tausend Euro zumindest teilweise übernommen. Spielen soziale Gründe eine Rolle, sind die Kosten aus eigener Tasche zu tragen. Die rechtlichen Grundlagen dafür regelt das Sozialgesetzbuch.
Wie ist die aktuelle Lage in Deutschland?
Social Freezing spielt auch hierzulande eine immer größere Rolle. Ein 2006 gegründetes Netzwerk von Kinderwunschzentren will Beratung und Behandlungsmöglichkeiten verbessern. Die Experten von "Fertiprotekt" schätzen, dass 2013 mehr als 1000 Frauen Eizellen einfrieren ließen - drei Viertel von ihnen hatten medizinische Gründe. In diesem Jahr wird die Zahl der Fälle mit sozialem Hintergrund den Schätzungen zufolge auf 500 bis 1000 steigen.
Gibt es Unterschiede zu den USA?
In den USA ist das Bild eher umgekehrt: Mit 64 Prozent spielen soziale Gründe die Hauptrolle beim Einfrieren von Eizellen. Den allermeisten Frauen fehlt der Partner, berufliche und finanzielle Gründe spielen Studien zufolge bisher eine geringere Rolle.
Wie sind die Erfolgsaussichten einer solchen Behandlung?
Grundsätzlich gilt: Je jünger die Frau, desto größer sind die Aussichten auf Erfolg. Bei Frauen über 35 seien die Quoten zu gering, "um die Kältekonservierung als Instrument der Familienplanung einzusetzen", heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Frauen mit dem Wunsch nach Social Freezing sind aber im Durchschnitt schon 38. In solchen Fällen überstehe das Auftauen nur noch jede dritte Eizelle unbeschadet, warnen die Fachleute. Jenseits der 40 drohten Kind und Mutter erhebliche Gesundheitsgefahren. (dpa/rs)