Die Autoren der Studie bemühen sich um Diplomatie: 82 Prozent der Befragten seien davon überzeugt, dass durch Blackberry, Handy und Mail "der Wahrheitsgehalt im Geschäftsleben deutlich gesunken" ist. Erfreulicherweise schiebt es keiner bloß auf die Anderen, geben doch 81 Prozent der Befragten zu, selbst "sehr häufig" oder "häufig" per SMS zu lügen. Damit gebührt dem Short Message Service der zweifelhafte Ruhm, die Nummer Eins im Dienst der Lüge zu sein.
Boris Liffers, Geschäftsführer der German Consulting Group, probiert sich als Psychologe: "Da man per SMS oder Blackberry eine eher begrenzte Wortanzahl zur Verfügung hat, kommt einem auch die Lüge kleiner vor", sagt er.
Auf Platz zwei rangiert die E-Mail: Drei von vier Managern geben zu, häufig oder sehr häufig Unwahrheiten per Mail zu verschicken. Tipp für Empfänger, die am Inhalt einer Mail zweifeln: Erstmal auf den Absender gucken! Wurde die Nachricht von der Sekretärin verschickt, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine Lüge handelt, auf 48 Prozent - immerhin hat knapp jeder zweite Entscheider Skrupel, Unehrlichkeiten von der Assistentin tippen zu lassen.
Ein weiterer Rat: Wahrheitsfanatiker sollten lieber zum Hörer greifen als zur Maus. Am Telefon lügen schließlich "nur" 61 Prozent der Studienteilnehmer (beziehungsweise geben zu, das schon einmal getan zu haben).
Die Autoren der Studie haben außerdem abgefragt, was die Business-Pinocchios ihren Gesprächspartnern erzählen, wenn sie behaupten, sie seien nicht erreichbar gewesen. 15 Prozent schützen schlechte Ohren vor ("Klingeln nicht gehört"), je 14 Prozent schieben es entweder auf die Technik ("Server-Probleme") oder behaupten, sie hätten keinen Empfang gehabt - wobei die Netzabdeckung der großen Anbieter in Ballungsgebieten fast hundert Prozent erreicht.
Elf Prozent waren angeblich im Meeting, neun Prozent wollen im Flugzeug gesessen haben. Bei ebenfalls neun Prozent war leider der Akku leer.
Immerhin: Einige wenige nehmen beim Lügen die Schuld auf sich selbst, sagen sie doch, sie hätten das Handy (sieben Prozent) oder das Ladegerät (sechs Prozent) vergessen.
Hoher Kommunikationsdruck verleitet zur Flucht durch Lügen
Boris Liffers hat für all das durchaus Verständnis. Dem hohen Kommunikationsdruck der ständigen Erreichbarkeit wolle man eben manchmal entfliehen, sagt er.
Die German Consulting Group hat für die Studie "Die häufigsten Lügen im Geschäftsleben" mit 417 Führungskräften gesprochen.