Es ist ein scharfer Schnitt, den Lufthansa-Chef Christoph Franz vollzieht. Statt einer Fluggesellschaft kümmert er sich bald um einen Pharmakonzern. Dass Topmanager die Branche wechseln, ist dabei gar nicht so ungewöhnlich. In den USA sind Brüche im Lebenslauf sogar vollkommen normal, nicht nur für Manager. Auch in Deutschland sind allgemeine Management-Fähigkeiten bei der Besetzung von Spitzenposten oft wichtiger als eine tiefe Branchenkenntnis. Beispiele von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Wechseln an der Führungsspitze:
Klaus Kleinfeld: Vom Industriekonzern Siemens zum Aluhersteller Alcoa. In seinen zwei Jahren an der Siemens-Spitze (2005 bis 2007) baute der Firmenveteran den Mischkonzern massiv um, was ihm viel Kritik einbrachte. Auf sein Konto ging der Verkauf der später untergegangenen Handysparte an den taiwanischen Konzern BenQ. Kleinfeld musste im Sog der Schmiergeldaffäre gehen. Beim US-Alukonzern Alcoa kämpft er mit einem Preisverfall des leichten Metalls. Seine Antwort auf die Probleme sind Fabrikschließungen.
Peter Löscher: Vom Pharmakonzern Merck & Co. zum Industriekonzern Siemens. Der Siemens-Aufsichtsrat holte 2007 den unbelasteten Pharmamanager Löscher, um in der brodelnden Schmiergeldaffäre einen klaren Schnitt zu machen. Zwar räumte Löscher in Sachen Korruption bei Siemens auf, doch mehrten sich Branchenexperten zufolge zuletzt die geschäftlichen Fehlgriffe. Im Juli musste er gehen.
Ed Whitacre: Vom Telekomriesen AT&T zum Autobauer General Motors. Eigentlich habe er keine Ahnung von Autos, hatte Whitacre kurz vor seinem Amtsantritt bei der Opel-Mutter 2009 bekannt. Und dennoch verwandelte er den mit Staatshilfe geretteten Autoriesen nach langem Siechtum in ein profitables Unternehmen. Dazu brach der Außenseiter die verkrusteten Strukturen auf. Zuvor hatte "Big Ed", wie er wegen seiner zwei Meter genannt wird, das zerschlagene US-Telekomurgestein AT&T zu neuer Größe geführt. Whitacre übergab den GM-Chefposten 2010 an Dan Akerson - auch dieser ein Telekom- und Finanzmanager.
Alan Mulally: Vom Flugzeugbauer Boeing zum Autohersteller Ford. Mulally hatte 37 Jahre bei Boeing verbracht, bevor er 2006 den Chefposten bei dem Autobauer übernahm. Der Konzern kämpfte mit Qualitätsproblemen und überbordenden Kosten; die Kunden wandten sich ab. Der Luftfahrt-Ingenieur schloss unrentable Werke und setzte auf spritsparende Wagen. Um den Wandel zu finanzieren, verpfändete er sogar das ovale Firmenlogo. Ford überstand als einziger der drei großen US-Autohersteller die Wirtschaftskrise 2009 ohne Staatshilfe.
Thomas Ebeling: Von der Pharmafirma Novartis zum Fernsehanbieter ProSiebenSat.1. Ebelings Berufung war eine Überraschung - doch eine, die sich als Glücksfall für den Medienkonzern entpuppte. Der 2009 angetretene Manager baute erfolgreich das Digitalgeschäft aus, so dass sein Vertrag vorzeitig bis 2017 verlängert wurde. Ebeling ist ein Profi beim Branchenwechsel: Er studierte Psychologie, startete seine Karriere bei der Tabakfirma Reemtsma, arbeitete sich bei der Getränkefirma Pepsi in Deutschland hoch, um dann in verschiedenen Positionen bei der Schweizer Novartis tätig zu sein. (dpa/rs)