Die gute Nachricht zuerst: CIOs, die Server, Desktops oder Storage virtualisieren, senken die Infrastruktur-Kosten im Schnitt um 18 und die Versorgungskosten um 15 Prozent. Dennoch ist Virtualisierung kein Wundermittel. Der Erfolg hängt nicht vom "Ob", sondern vom "Wie" ab. Das geht aus einer Studie von Aberdeen hervor.
Die Analysten teilen die Befragten in drei Kategorien ein: Besonders erfolgreiche Firmen ("Best in Class"/BiC), Mittelfeld und Schlusslichter ("Laggards"). Dabei zeigt sich, dass die Laggards mit ihren Virtualisierung-Projekten - zumindest zum Zeitpunkt der Studie - erheblich zu kämpfen hatten.
Im Klartext: Aberdeen hat als Indikatoren die Dauer für das Beheben von Störungen bei Applikationen zugrunde gelegt, die Reaktionszeit von Anwendungen und die Verfügbarkeit. In allen drei Punkten müssen die Schlusslichter Verschlechterungen hinnehmen.
Anders die übrigen Unternehmen. Seit sie virtualisieren, verringern die BiCs die Reparaturzeit von Störungen um 32 Prozent. Die Reaktionsgeschwindigkeit ihrer Anwendungen steigt um 36 Prozent, die Verfügbarkeit um 31 Prozent. Die Firmen im Mittelfeld verzeichnen eine um fünf Prozent geringere Reparaturdauer und steigern Reaktionsgeschwindigkeit um ein Prozent sowie Verfügbarkeit um elf Prozent.
Die Schlusslichter dagegen brauchen seit dem Start ihrer Virtualisierungs-Projekte sechs Prozent länger, um Störungen bei Applikationen zu beheben. Außerdem verzögert sich die Reaktionszeit um neun Prozent und die Verfügbarkeit der Anwendungen ist um 17 Prozent gesunken.
Virtuelle Architektur grafisch darstellen
Dabei haben - oder hatten - alle Unternehmen Probleme mit der Leistung ihrer Applikationen in virtualisierten Umgebungen zu überwinden. Hauptschwierigkeit ist der fehlende Einblick in den gesamten Ablauf von Transaktionen (55 Prozent der Nennungen). Außerdem ist es schwierig, die Leistung einzuschätzen, während das Virtualisierungsprojekt aufgesetzt wird (49 Prozent).
Fast jeder Zweite (46 Prozent) kann die Erfahrung der End-Nutzer nicht messen. 43 Prozent haben zudem Probleme, Service Level Agreements (SLAs) bei den Anwendungen zu managen.
Dass die einen dennoch so erfolgreich sind, während Virtualisierung bei den anderen floppt, liegt an einem Mix aus technischen und organisatorischen Faktoren. Eines der Schlüsselwörter lautet Kommunikation: Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der BiCs richten formale Kommunikationskanäle zwischen allen an der Virtualisierung Beteiligten ein. Unter den Laggards macht das nur rund jeder Fünfte (22 Prozent).
Außerdem können sich die Vorzeige-Firmen im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von ihrem Projekt machen: 82 Prozent von ihnen stellen die virtuelle Architektur grafisch dar. Bei den Laggards sind es nur 23 Prozent.
Was die Tools angeht, so arbeiten die Klassenbesten überdurchschnittlich oft mit Unified Platforms zu Überwachung von physischer und virtueller Infrastruktur. Dasselbe gilt für Werkzeuge zur Automatisierung von Engpässen. Außerdem setzen sie häufiger als der Durchschnitt Netzwerk-Emulatoren ein. Insgesamt sind die BiCs eher in der Lage, Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen virtuellen und physischen Systemen zu begreifen.
Nicht die Komplexität von Virtualisierung unterschätzen
Die Analysten raten nicht von Virtualisierung ab. Deren Vorteile, erklären sie, gehen weit über Kostensenkung hinaus. Virtualisierung kann Unternehmen im Wettbewerb durch mehr Flexibilität erhebliche Vorteile bringen. CIOs müssen sich aber der Komplexität eines solchen Projektes bewusst sein.
Aberdeen hat für die Studie "Virtual Vigilance: Managing Application Performance in Virtual Environments" Entscheider aus 137 Unternehmen befragt.