Zum dritten Mal hintereinander schaffte es die junge Managerin in den grünen Bereich der Bewertungsmatrix. Als eine Direktorenstelle in ihrer Abteilung bei Unilever frei wurde, war klar, sie bekommt den Job. Die Diskussion zwischen Personalabteilung und ihrem Vorgesetzten verlief kurz und schmerzlos, denn alle Beteiligten wussten dank dem transparenten Ampelsystem, wen sie vor sich hatten.
Unilever bewertet seine Angestellten im Management nach folgenden Kriterien: Erstens müssen sie sich an ihren persönlichen Ziele, die mit dem Vorgesetzten in den Jahresgesprächen abgestimmt werden, messen lassen. Zweitens sollen die Aufgaben aus der Stellenbeschreibung erfüllen. Drittens müssen sie bestimmte Führungskompetenzen mit sich bringen.
Schneidet eine Führungskraft sehr gut ab, kommt sie in den grünen Bereich und wird als so genannter High-Potential gehandelt. Schneidet jemand sehr schlecht ab rutscht er in den roten Bereich. Dazwischen gibt es die Stufen Weiß, für eine durchschnittliche Leistung und Gelb, die als Warnung vor der roten Stufe steht.
Dabei ergibt sich laut Personalchef Ulf Werkmeister meist eine Normalverteilung. "Es ist ganz normal, dass eine gewisse Anzahl der Manager über den Erwartungen liegt und ungefähr die gleiche Anzahl unter den Erwartungen. Trotzdem kann es Teams geben in denen kein Mitarbeiter im roten Bereich liegt", betont er.
Mit dieser Normalverteilung vor Augen fällt das Urteil der Vorgesetzten meist anders aus. Denn: "Viele Vorgesetzte bewerten zu positiv, so dass auf einmal 60 Prozent der Angestellten im überdurchschnittlichen Bereich liegen", sagt Walter Jochmann, Mitglied der Geschäftsführung bei der Beratung Kienbaum. "Um dem entgegenzuwirken sind Quoten sinnvoll, so lange sie nicht zu starr sind", sagt er.
Selbst der Betriebsrat von Unilever kann dem Ampelsystem, das ab Januar 2013 auch für die Tarifbeschäftigten in der Produktion eingeführt wird, etwas abgewinnen. Zum Beispiel wenn ein Arbeiter mehrmals im roten Bereich gelandet ist: "Wir sehen früher, welcher Mitarbeiter Probleme hat. Wir können dann versuchen ihm zu helfen, bevor er möglicher Weise ernste Probleme bekommt", sagt Betriebsratschef Herrmann Soggeberg. Außerdem sei das Ampelsystem sehr transparent und auch jemand ohne Studium könne sich fürs Management empfehlen.
Ein offenes System, bei dem jeder weiß wo er steht
Trotz dieser generellen Vorteile kommt es bei der Umsetzung auf die Details an. Der Betriebsrat hat für die Mitarbeiter in der Produktion ein modifiziertes Ampelsystem durchgesetzt, denn manche Mechanismen der Managementebene seien in den Werken nicht praktikabel. So können in größeren Einheiten schon mal 60 Mitarbeiter auf einen Vorgesetzen kommen. Eine detaillierte Bewertung ist dann nicht zu leisten. Das Ampelsystem findet hier keine Anwendung.
Auch von der Normalverteilung will Soggeberg nichts hören. "Ich halte nichts davon, von vorneherein zu sagen, ein bestimmter Teil der Mitarbeiter bleibt hinter den Erwartungen zurück und rutscht damit in den roten Bereich", sagt der Betriebsrat. Seine Führungskräfte sollen sich von diesem Bild befreien, denn es könne erhebliche Folgen haben. "Wir sehen im Management-Bereich, dass dieses System enormen Druck aufbauen kann, wenn der Betroffene permanent im roten Bereich liegt. Meiner Meinung nach sind darauf einzelne Burnout-Fälle in unserem Haus zurückzuführen".
Um solche Fälle zu verhindern, schult Unilever seine Führungskräfte für den Umgang mit den Bewerteten. Auch Jochmann von Kienbaum weiß, dass Kritik nur richtig verpackt fruchtet. "Es bringt nichts seinen Mitarbeitern zusagen, du bist zum zweiten Mal im roten Bereich, du kannst nichts."
Dazu sei das Ampelsystem auch nicht da, betont Personalchef Werkmeister. Die Bewertungsmatrix sei ein transparentes System, in dem jeder genau wisse, wo er steht. "Viele Vorgesetzte taten sich früher mit einem so offenen Feedback schwer", sagt er. Doch gerade im Managementbereich führt daran oftmals kein Weg vorbei. Vor allem Manager müssten die volle Leistung abrufen, weil sie einen sehr verantwortungsvollen und oft gut bezahlten Job hätten, meint Jochmann von Kienbaum. "Sie sollten Kritik auch in dieser sehr transparenten Form annehmen."
Über die Kritikfunktion hinaus hilft die Ampel Vorgesetzten und der Personalabteilung einzuschätzen, wer auf welchem Level gefördert werden muss. Vom High-Potential bis zum Schlusslicht, denn in Unilevers-Farbenlehre heißt Rot nicht automatisch raus.
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(Quelle: Wirtschaftswoche)