Wer Software-Entwicklungsaufträge an Dienstleister in Russland, Indien oder Polen vergibt, will hohe Qualität, ohne dafür die im internationalen Vergleich - trotz neuer Bescheidenheit -immer noch hohen Programmierer-Honorare hierzulande zu bezahlen. Dahinter steckt nur das weltmarktwirtschaftliche Prinzip. Gegen das Motto "Wasch mich gründlich, aber mach mich nicht nass" ist in diesem Kontext also nichts einzuwenden, denn es bezeichnet den Zweck des Offshore-Sourcing recht präzise.
IT-Verantwortliche sind normalerweise nicht übertrieben zurückhaltend,wenn es darum geht, Spar- und andere Erfolge vorzuweisen, um ihre Position im Unternehmen zu festigen. Und wenn sie, was oft passiert, im Unternehmen kein direktes Gehör finden, bietet sich der Weg über die Öffentlichkeit an. Geschichten in CIO profitieren oft vom Informationszufluss auf diesem Umweg; insofern ist uns diese Praxis ganz recht.
Aber warum treffen wir auf so viel Zurückhaltung bei IT-Entscheidern, wenn es darum geht, über ihre Erfahrungen mit Programmierleistungen aus Billiglohnländern zu berichten? Wer das erste Projekt noch vor sich hat, könnte wertvolle Hilfen, Anregungen und Warnungen ziehen aus den Erfahrungen derjenigen, die die speziellen Probleme des Offshore-Sourcing in den Griff bekommen haben: internationale Rechtsfragen, Projektmanagement über Länder- und Sprachgrenzen hinweg, Opposition vom Betriebsrat etc.
Der letzte Absatz enthält keine Suggestivfrage; über ein paar schwach fundierte Spekulationen (eine davon: Offshore-Sourcing ist wie Fremdgehen: Man tut es, redet aber höchstens mit den Vertrautesten darüber) hinaus haben wir wirklich keine Antwort - und hoffen deshalb, dass sich unter den Newsletter-Lesern CIOs mit Offshore-Erfahrungen finden, die uns und unsere Leser daran teilhaben lassen möchten. Wie auch immer: Sorge um die geplante Offshore-Geschichte ist in keinem Fall angebracht; die Kollegen werden sich auch von zähen Recherchen in keinem Fall entmutigen lassen. Die Story kommt im Juli-Heft von CIO.