Die Entwicklung von Windows 8 schreitet stetig voran, sowohl auf Client-Seite als auch beim Server. Der im September 2011 vorgestellten Developer Preview folgt die so genannte Windows 8 Consumer Preview, die inzwischen bei Microsoft zum Download parat steht. Diese richtet sich wohl weniger an Entwickler, sondern eher an Endanwender und Administratoren. Insbesondere für Letztere bringen die neuen Betriebssysteme von Microsoft einiges an Neuerungen mit sich.
Das gilt nicht nur für die Serverversion, auch der neue Windows-Client beinhaltet einiges, was speziell im Unternehmenseinsatz eine Rolle spielen kann. Und das gilt zunächst für die neue Metro-Oberfläche.
Metro-Oberfläche und Apps
Das Erste, was nach der Installation von Windows 8 auffällt, ist die neue kachelbasierte Oberfläche, die an Windows Phone 7/7.5 erinnert. Sie ist auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig und eher für Touchscreens optimiert. Eine Bedienung mit der Maus ist möglich, für Anwender in Unternehmen und Administratoren bei einer Kacheloberfläche aber eher ungewohnt. In der aktuellen Version lässt sich die Oberfläche zwar deaktivieren, allerdings verlieren Sie dann auch die neuen Ansichten des Task-Managers und einige neue Features.
Der Startbildschirm in Windows 8 ersetzt das Startmenü. Sobald Anwender auf den neuen Startknopf klicken, zeigt Windows 8 einen neuen Teil des Bildschirms an, kein Startmenü. Der reine Desktop ist weiterhin verfügbar, stellt aber nur eine der Apps im Startbildschirm da.
Um den klassischen Windows-7-Desktop in der Developer Preview von Windows 8 zu aktivieren, suchen Sie im Startbildschirm nach regedit und starten den Registryeditor. Navigieren Sie zu HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Windows\CurrentVersionxplorer und setzen Sie den Wert RPEnabled von 1 auf 0. Nach einem Neustart sieht Windows 8 wieder so aus wie Windows 7.
Basis des Startbildschirms sind die neuen Metro-Apps. Diese stellen die neue Version der Mini-Anwendungen von Windows 7 dar. Grundlage dieser Apps sind HTML, CSS, XAMLS und JavaScript. Auch Visual Basic und C# sowie C++ kommen zum Einsatz. Die Apps können Anwender nur aus dem Windows-Appstore installieren.
Jede App muss die Systemänderungen und Dateien beschreiben, die die App installiert. Auf diese Weise will Microsoft sicherstellen, dass Apps Windows-PCs nicht beschädigen oder mit Viren infizieren. Unternehmen können Metro-Apps direkt auf Windows 8-Computer verteilen.
Installierte Apps lassen sich auf mehrere Windows-8-Computer synchronisieren. Der Austausch erfolgt über die Cloud. Microsoft wird Windows 8 wesentlich enger an Windows Live anbinden und auf diesem Weg zum Beispiel auch den Cloud-Speicher SkyDrive direkt über das Betriebssystem zugänglich machen. Die Begrenzungen für maximalen Upload will Microsoft dazu deutlich erhöhen, Gerüchten zufolge auf etwa 300 MByte. Insgesamt bietet SkyDrive bis zu 25 GByte Speicherplatz.
Den Startbildschirm kann der Nutzer konfigurieren und auf diese Weise die Anwendungen oder Dokumente als Kacheln ablegen. So lässt sich zum Beispiel bei künftigen Outlook-Versionen bereits vor dem Start anzeigen, ob neue E-Mails im Postfach des Exchange-Servers liegen oder Termine anstehen.
Mehr Sicherheit
Windows 8 überwacht beim Starten den Boot-Sektor auf Viren und kann im Bedarfsfall den Startvorgang abbrechen. Für diese Sicherheit ist Windows Defender zuständig. Dieser kann in Windows 8 nicht nur Spyware und Adware entfernen, sondern auch Viren. Seine Definitionsdateien erhält das Tool über Windows-Update.
Frisch installierte Rechner mit Windows 8 sind also automatisch schon vor Viren geschützt. Windows 8 unterstützt in diesem Zusammenhang auch die neue SecureBoot-Funktion bei Rechnern mit UEFI-BIOS. Windows 8 verwendet eine erweiterte Version des Sicherheitsstandards Address Space Layout Randomization (ASLR). Bei dieser Technik speichert Windows Teile seiner Daten an zufälligen Bereichen im Arbeitsspeicher.
Der neue Internet Explorer nutzt gleichfalls ASLR. Angreifer aus dem Internet können daher nicht so einfach den Browser kapern. BitLocker verschlüsselt beim Starten nur bereits verwendete Festplattensektoren und fügt neu beschriebene Sektoren inkrementell hinzu.
Windows 8 nutzt für das komplette Betriebssystem die Smartscreen-Technologie des Internet Explorers. Diese überprüft beim Starten von Anwendungen, ob das entsprechende Programm eine Sicherheitsgefahr darstellt.
Windows Explorer mit neuen Funktionen
Microsoft hat dem Windows-Explorer eine zu Office 2007/2010 passende Ribbon Bar (Menüband) spendiert.
Ebenfalls neu ist das Kopieren/Verschieben von Dateien. Die Vorgänge lassen sich in Windows 8 pausieren und fortsetzen.
Der Dialog des Kopiervorgangs zeigt jetzt auch mehr Informationen an, zum Beispiel die Netzwerkbandbreite, und auch der neue Task-Manager ist mitteilungsfreudiger. Windows 8 kann direkt über den Windows-Explorer ISO-Dateien und VHD-Dateien mounten und bereitstellen. Windows 8 enthält die Version 3.0 der PowerShell. Diese soll leichter zu bedienen sein.
Verbesserte Wiederherstellung - Reset und Refresh
Wenn Sie die Windows Recovery Environment in Windows 8 starten, zum Beispiel über die Installations-DVD, präsentiert sich auch dieser Bereich in der Metro-Oberfläche. Über Assistenten können Anwender selbst ihren PC wiederherstellen.
Sie können auswählen, ob Windows die Systemdateien ersetzen (Refresh) oder den PC zurücksetzen soll. Damit wandert eine Funktionalität ins Betriebssystem, die bislang meist von den OEMs in unterschiedlicher Art und Weise bereitgestellt wurde.
Beim Zurücksetzen (Reset) löscht Windows alle Daten und installiert sozusagen Windows 8 neu in den Standardeinstellungen. Das ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn Anwender den PC weitergeben oder löschen wollen oder wenn der PC nicht mehr richtig funktioniert. Beide Funktionen sind bereits nach der Installation voll einsatzbereit, ohne dass der Anwender oder Administratoren zuvor die Datensicherung konfigurieren muss. Die Vorgänge laufen über einen Assistenten in wenigen Schritten ab. Bei diesem Vorgang entfernt Windows 8 alle vorhandenen benutzerdefinierten Dateien und nachträglich installierten Anwendungen. Beim Refresh Vorgang bleiben die persönlichen Daten hingegen erhalten, ebenso die wichtigsten Einstellungen und die Metro Apps. Prinzipiell handelt es sich hier auch um eine Art Neuinstallation von Windows, dem Nutzer bleiben jedoch nach dem Neustart die üblichen Willkommensbildschirme mit den Basiseinstellungen erspart. Ebenso bleiben die angelegten Benutzer erhalten.
Gelingt es nicht, den PC mit einem Refresh wiederherzustellen, ist ein Reset der nächste Weg zur Wiederherstellung. Wenn also ein Computer mit Windows 8 nicht mehr korrekt funktioniert und keine wichtigen Daten mehr vorhanden sind, lässt sich mit wenigen Klicks das System wiederherstellen.
In der Systemsteuerung von Windows 8 haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, über den Bereich System and Security\File History die Datensicherung von Dateien einzurichten. Dazu muss mit dem System aber eine externe Platte verbunden sein, oder Sie müssen eine weitere physikalische Festplatte im System verfügbar haben. File History ist die neue Version der Schattenkopien. In Windows 8 kann das Betriebssystem die Dateien in frei gewählten Zeitpunkten nach einem Zeitplan sichern, wie in den Serverversionen. Windows 7 hat Schattenkopien nur dann angelegt, wenn ein Systemwiederherstellungspunkt manuell oder durch die Installation eines Patches erstellt wurde.
Neuerungen in Windows 8 Server
Parallel zur Client-ersion von Windows 8 arbeitet Microsoft auch an der Serverversion, dem Nachfolger von Windows Server 2008 R2 SP1. Die wichtigste Neuerung im Server ist sicherlich Hyper-V 3.0. Die neue Version kann jetzt virtuelle Server asynchron zwischen verschiedenen Hyper-V-Hosts im Netzwerk replizieren und synchronisieren.
Ein Cluster ist dazu nicht notwendig. Die Replikation erfolgt über einen Zeitplan oder manuell. Microsoft zeigt diese Funktion in einem Video. Interessant wird der Film ab Minute 36:50. Virtual PC und der Windows XP-Modus soll in Windows 8 durch Hyper-V-Core ersetzt werden, also eine Arbeitsstation-Version von Hyper-V.
Administratoren können virtuelle DHCP-Server vom Netzwerk trennen und falsche DHCP-Nachrichten filtern lassen (DHCP Guard). Die gleichen Einstellungsmöglichkeiten gibt es auch für Router (Router Guard).
Virtuelle Festplatten dürfen eine Größe von bis zu 16 TByte erreichen. Virtuellen Servern lassen sich bis zu 512 GByte Arbeitsspeicher und deutlich mehr Prozessoren zuweisen. Mit der Live-Migration kann man in der neuen Version virtuelle Server priorisieren und vor allem mehrere Server auf einmal zwischen Knoten übertragen.
Sie können in Windows Server acht Fibrechannel-Adapter in Hyper-V einbinden und Speicherplatz zu einem Pool zusammenfassen sowie Netzwerkkarten als Team betreiben. Virtuelle Server in Hyper-V 3.0 haben mehr Möglichkeiten, direkt auf Netzwerkkarten in Hyper-V-Hosts zuzugreifen. Auf diesem Weg lassen sich auch netzwerklastige Server besser virtualisieren. Die Netzwerkbandbreite virtueller Server lässt sich in der neuen Version ebenfalls steuern. Bisher war das nur mit speziellen Karten und entsprechenden Treibern möglich. Der Servermanager hat eine überarbeitete Oberfläche erhalten und kann über das Netzwerk auch Serverrollen und -Features über das Netzwerk installieren.
Rollen und Features lassen sich in der neuen Version mit einem einzelnen Assistenten installieren, und das auf jedem Server im Netzwerk. Auf diese Weise ersparen sich Administratoren Neustarts und die Abarbeitung verschiedener Assistenten, denn sie können alle notwendigen Aufgaben auf einmal durchführen. Die Installation lässt sich als XML-Datei exportieren und auf diesem Weg auf anderen Servern automatisieren und skripten.
Die neue Version des Server-Message-Block (SMB)-Protokolls 2.2 erlaubt mehrere parallele Zugriffe und ermöglicht das Speichern virtueller Festplatten und großer Dateien auf NAS-Systemen.
Sicherheit, Verschlüsselung und Remote-Desktop-Dienste
Windows 8 Server arbeitet mit der neuen dynamischen Zugriffsberechtigung. Mit ihr können Sie Berechtigungen für Dateien, Ordner und SharePoint-Bibliotheken dynamisch auf Basis von Metadaten steuern. Unabhängig vom Speicherplatz können Anwender dann auf die Daten zugreifen. Heimarbeitsplätze, Computer in Internet-Cafés oder Smartphones lassen sich über Richtlinien aussperren. BitLocker unterstützt auch Cloud-basierte Laufwerke und Cluster-Laufwerke.
In Windows 8 Server hebt Microsoft die Grenze von verwalteten Dienstkonten auf. Diese können in der neuen Version auf mehreren Servern genutzt werden. Core-Installationen lassen sich in Windows 8 Server zu einer vollständigen Installation aktualisieren, es ist kein Neustart mehr notwendig. Einen stundenlangen Test der Festplatten bei einem Neustart gibt es nicht mehr.
Chkdsk läuft in der neuen Version deutlich schneller ab, wenn Probleme mit dem Dateisystem oder den Datenträgern gefunden werden. Dazu überprüft Windows 8 im laufenden Betrieb den Zustand der Festplatten.
Neues Dateisystem ReFS
Das Dateisystem ReFS (Resilient File System, unverwüstliches Dateisystem) soll in der Lage sein defekte Dateien automatisch zu reparieren. Das neue Dateisystem arbeitet mit den neuen Speicherpools in Windows 8 zusammen. Speicherpools erlauben das Zusammenfassen mehrerer physikalischer Datenträger zu einem logischen Pool.
ReFS integriert Microsoft zunächst nur in der Serverversion von Windows 8. Nach einiger Zeit will Microsoft auch auf dem Client-System ReFS integrieren. ReFS unterstützt Datenträger mit einer Größe von 16 Exabyte. Verzeichnisse auf ReFS-Dateiträgern können - zumindest theoretisch - Trillionen Dateien speichern, und Dateinamen können eine Länge von 32.000 Zeichen erreichen.
Physische Datenträger können Administratoren in Windows 8 zu Speicherpools zusammenfassen. Storage Spaces sind wiederum eine Untermenge von Storage Pools. Hierbei handelt es sich um zugewiesenen Speicherplatz, den Anwender wie ein normales Laufwerk verwenden
Active Directory in Windows 8 Server
Um einen virtuellen Domänencontroller mit Windows 8 Server zu virtualisieren und zu klonen sind keine Tools oder komplizierte Aktionen mehr notwendig.
Sie kopieren einfach die virtuelle Maschine und geben dem Klon einen neuen Namen im Netzwerk. Durch die neue Gen-ID in Windows 8 Server und deren Unterstützung in Hyper-V 3.0 erkennt der neue Server das Active Directory und bindet sich ein.
Die Installation von Active Directory findet über die Installation der Serverrolle oder mit der PowerShell statt. Dazu hat Microsoft neue CMDlets integriert. Die Befehle sehen Sie, wenn Sie in der PowerShell 3.0 in Windows 8 Server zunächst das entsprechende Modul mit Import-Module ADDSDeployment laden.
Die Befehle lassen Sie sich zum Beispiel mit
get-command *adds*
anzeigen. Mit dem CMDlet Install-ADDSDomainController installieren Sie in einer bestehenden Domäne zum Beispiel einen neuen Domänencontroller.
Mit Install-ADDSDomain installieren Sie eine neue Domäne, mit Install-ADDSForest eine neue Gesamtstruktur. Die Verwaltungkonsole Active Directory Administrative Center bietet mehr Möglichkeiten, zum Beispiel die Aktivierung und Verwendung des AD-Papierkorb. Administratoren können, Einstellungen, die sie vornehmen, auch als PowerShell-Befehl anzeigen lassen. Diese zeigt das Active Directory Administrative Center in der Windows PowerShell History im unteren Bereich der Konsole an. (Tecchannel)