Seit der Festnahme der Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou in Vancouver im Dezember 2018 ist der neue Mobilfunkstandard 5G weltweit ein wenig ins Stocken geraten. Denn der chinesische Technologiekonzern gilt als weltweit führend in der Entwicklung. Ein - wie von der Trump-Regierung gefordertes - Verbot der Nutzung von Huawei-Technologie in Carrier-Netzen würde daher anderen Marktteilnehmern Vorteile verschaffen, andererseits aber den Rollout-Prozess verlangsamen.
Mit oder ohne Huawei-Bauteile - die aktuellen Querelen werden kaum etwas daran ändern, dass 5G als neuer Standard in den nächsten Jahren eingeführt wird und LTE/4G Stück für Stück ablöst. Die Zahlen dahinter sind beeindruckend. 5G soll eine hundertmal höhere Datenrate als LTE bieten. Hinzu kommen eine Kapazitätssteigerung des Netzes um Faktor 1000, zudem die Möglichkeit, mehr als 100 Milliarden Sender weltweit gleichzeitig anzusprechen, dann eine drastische Verringerung des Stromverbrauchs um bis zu 90 Prozent und schließlich bei Bedarf extrem schnelle Reaktionszeiten.
Vor allem für industrielle Anwendungen und für die massenhafte Erhebung, Übermittlung und Verarbeitung auch umfangreicher Daten bietet 5G also beste Voraussetzungen für die einfache Vernetzung und Anbindung unterschiedlichster Devices ohne Investments in eigene Infrastruktur - Hauptsache, ein Sendemast befindet sich in Reichweite.
Exponentiell steigender Vernetzungsgrad, extrem schnelle Verbindungen und immer weiter steigende Datenraten bei deutlicher Reduzierung des Energiebedarfs - das sind zusammengefasst die technischen Neuerungen, die 5G bringen soll. Damit etabliert sich der neue Standard gleichzeitig als Konkurrenz zu der dann irgendwann teureren WLAN-Infrastruktur, die Unternehmen intern ja selbst aufbauen müssen.
Neue Anwendungsszenarien für Unternehmen
Bei solchen Leistungsparametern kann man sicher davon ausgehen, dass es dabei nicht vornehmlich um eine verbesserte Nutzung von Smartphones geht. Hier entstehen für Unternehmen völlig neue Anwendungsszenarien, vor allem bei der direkten Kommunikation von Gerät zu Gerät. Die Bestückung und Vernetzung aller nur vorstellbarer Geräte, Produkte und Maschinen sind bei einer solchen Maschine-zu-Maschine-Kommunikation für Unternehmens- und Lebensbereiche vorstellbar.
Virtual und Augmented Reality werden demnächst nicht nur bei Produktvorstellungen, Wartungsarbeiten, Arbeitssimulationen und Bildungsangeboten eingesetzt, sondern zum Beispiel auch als Marketinginstrument, zur medizinischen Behandlung von Krankheiten, bei der Produktentwicklung, als Konferenzraum und zur Fernsteuerung von Maschinen.
Möglich werden zudem einfach zu errichtende flächendeckende Verkehrssteuerungssysteme für ganze Städte und die weltweite Steuerung von Produktionsstätten. Die Erfassung und Auswertung von Daten unterschiedlichster Herkunft aus diversen Systemen und deren Verknüpfung etwa mit geologischen, soziologischen, klimatologischen oder (volks)wirtschaftlichen Informationen wird neue Dimensionen erreichen.
Vorausgesetzt, dass all diese heterogenen Systeme die gleiche Sprache sprechen. Oder sich auf Basis weltweiter Standards übersetzen lassen. Denn während alle über die Autobahnen reden, auf denen die Daten demnächst unterwegs sein werden, macht sich bis heute kaum jemand Gedanken dazu, ob der Daten-LKW, der gerade ankommt, auch in die eigene Garage passt und ob der Empfänger mit den gelieferten Paletten überhaupt etwas anfangen kann. Standardisierte und leistungsfähige Schnittstellen, die ohne großen Aufwand schnell an die jeweilige Situation angepasst werden können, sind der eigentliche Bottleneck.
Vorkehrungen für die 5G-Datenflut treffen
Wenn 5G da ist, wird das Thema Datenintegration zu den drängendsten überhaupt gehören, damit die schnell verschickten Daten auch schnell und problemlos genutzt werden können. Nur wenn die Schnittstellen standardisiert und wo möglich automatisiert funktionieren und die Datenflut durch anwenderfreundliche Datenintegrations-Software störungs- und verzögerungsfrei am Zielort integriert wird, kann die Datenintegration in Unternehmen, zwischen Unternehmen und auch zwischen Milliarden neuer Devices wirklich funktionieren und IoT sowie IIoT möglich machen.
Wenn also wie geplant 2020 die ersten 5G-Mobilfunknetze in Betrieb gehen, bleibt die Hauptaufgabe der Unternehmen, Lösungskonzepte für das Thema Datenintegration zu etablieren. Sonst bleiben die schnellen Daten schlicht auf der Strecke und wir erwachen aus dem Datenrausch mit einem dicken Kater.