Aktuell von den Hamburger IT-Strategietagen 2009

Wie BMW die IT neu ausgerichtet hat

12.02.2009 von Rolf Röwekamp
Der Budget-Anteil des IT-Betriebs sank auf 40 Prozent, der Energieeinsatz fiel auf 30 Prozent des ursprünglichen Wertes. Sein Erfolgskonzept: Die Mitarbeiter für den Change zu begeistern.
Referent auf den Hamburger IT-Strategietagen 2009, BMW-CIO Karl-Erich Probst.

Die BMW-Welt war komplex und heterogen. Innerhalb des Konzerns hatte jede größere Einheit, wie Vertrieb, die Produktion und Bank, ihre eigene IT aufgebaut. Diese Komplexität galt es aufzulösen und die IT für die Zukunft zu rüsten.

Auch das Business liefert der IT eine Menge Komplexität: So verhalten sich beispielsweise Kunden in jedem Lande anders und haben andere Wünschen bezüglich Ausstattung und Wartezeiten. Dabei treiben vor allem unterschiedliche gesetzliche Regelungen in den verschiedenen Ländern die Variantenvielfalt an. Diese Vielfalt muss die IT abbilden und unterstützen.

Die spezielle Herausforderung bestand nun darin, in einem erfolgreichen Unternehmen die IT zu ändern. Sprich: Transformation in einer großen Organisation. Und auch in der IT galt zuvor: Never change the running System.

In seinem Vortrag "Wertschöpfungsoptimierung durch eine Business-orientierte und globale IT-Architektur" unterstrich CIO Karl-Erich Probst von BMW die Bedeutung seiner beiden Handlungsprämissen "Business drives IT" und “Run IT like a Business”.

Der Erfolg der Maßnahmen lässt sich in Zahlen ablesen: Die IT Kosten konnten trotz Volumenwachstum im Automobilbereich und deutlicher Mengensteigerungen (z.B. Speicherbedarf) stabil gehalten werden. Nach zwei Jahren liegt der Budget-Anteil des Betriebes an der IT nun bei 40 Prozent, der Energieeinsatz sank auf 30 Prozent des ursprünglichen Wertes. Und das ohne Qualitätseinbußen für das Business und einer verbesserten IT-Effizienz.

Nach der Konsolidierung der Betriebe besteht nun die Aufgabe, die Unternehmensprogramme zu konsolidierenden und neu auszurichten. CIO Probst veranschaulichte das am Beispiel der Standardisierung von Geschäftsprozessen auf Basis von ERP Standardsoftware.

Das Ziel für die Zukunft: Die IT-Architektur der BMW Group so zu strukturieren, damit die Komplexität verringert und das Business skalierbar gemacht werden kann. Außerdem sollen damit neue Geschäftsmodelle noch schneller umgesetzt werden können.

Das heißt nicht, eine zentrale IT zu schaffen. Im Gegenteil: Man braucht eine förderale Struktur mit zentralen Elementen (z.B. Build Factor) und einem globalen Betrieb.

Mitarbeiter für den Change begeistern

Sein Fazit der aus der bisherigen Reorganisation: Der Erfolgsfaktor besteht darin, die Mitarbeiter für den Change zu begeistern. Die dringend notwendigen Hausaufgaben (Housekeeping), also die Konsolidierung der Betriebe, wurden angegangen und erfolgreich umgesetzt. Das hätte die notwendige Akzeptanz im Business und bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen für den weiteren Wandel der BMW Group IT geschaffen.

Die besten Statements von den IT-Strategietagen
CIO Michael Kollig von Danone zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Alignment und Business sind absolut essenziell. Das ist eine schöne Bestätigung dessen, was wir bei Danone auch machen. Beeindruckt hat mich die Komplexität, die der Airbus-CIO verwalten und gestalten muss." Michael Kollig zum Vortrag von BMW-CIO Karl-Erich Probst: "Der Vortrag war nah dran an unserer Realität bei Danone: Beide Unternehmen sind ähnlich dezentral aufgestellt. BMW und Danone müssen den Spagat machen zwischen Globalisierung und Effizienz sowie den verschiedenen Anforderungen in den lokalen Märkten."
Thomas Siekmann, CIO RTL Shop zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Ich finde es gut, mit welchem Selbstbewusstsein der Referent davon ausgeht, dass wir als CIOs zum Überwinden der Krise beitragen können. Das ist auch mein Motto: Nicht vom Gejammere anstecken lassen!"
Christoph Heiss, CIO Monier zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Die IT hat das Potenzial, die Unternehmen voranzubringen - und wird in dieser Rolle auch zunehmend vom Business akzeptiert!"
CIO Karsten Vor von Honeywell Life Safety zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Prozessmanagement ist das Kernthema. Das ist nur der Enabler der Prozesse. Das muss man aber auch richtig nach außen kommunizieren und umsetzen."
Erich Ehbauer, CIO Apollo Optik, zum Vortrag von Stefanie Kemp: "Ich habe darüber gestaunt, wie sie mit der Internationalität ihres Unternehmens umgeht. Wenn ich mir das vorstelle, 530.000 freie Mitarbeiter in 60 Ländern - da bin ich doch froh, dass ich alle meine Nutzer kenne …"
Jürgen Thoma, CIO beim Rudolf Haufe Verlag über den Vortrag von Jürgen Häfner, CIO des Landes Rheinland Pfalz: "Als privater Bürger finde ich es beruhigend, wie sich die öffentliche Verwaltung modernisiert. Das schafft Vertrauen. Ich kann auch Häfners Aussage zustimmen, dass die Bundesregierung gut und schnell auf die Krise reagiert."
Karsten Häcker, Euroscript Deutschland, über den Vortrag von Jürgen Häfner, CIO des Landes Rheinland Pfalz: "Das Land Rheinland-Pfalz ist bei der Verwaltungsmodernisierung sicher Vorreiter. So rosig sieht es nicht überall aus. Dennoch: Das Thema IT ist in den Behörden angekommen und wir werden Schritt für Schritt Verbesserungen sehen."
Thomas Schultze, CIO der Navico GmbH, über den Vortrag von Jürgen Häfner, CIO des Landes Rheinland Pfalz: "In einer Behörde zu arbeiten, hat bestimmt seine ganz eigenen Schwierigkeiten. Häfners Vertrauen in die Politik finde ich bewundernswert …. (lacht). Ich bin da eher skeptisch."
Redet Klartext auf den Hamburger IT-Strategietagen, Airbus-CIO Guus Dekkers: "Seien Sie sicher, dass Sie die Prozesse verstanden haben." Sein Rat: Organisieren Sie die IT an den Schlüsselprozessen, versuchen Sie eine klare Abstimmung mit den Fachbereichen und stellen Sie sicher, dass sie hinreichend Prozess-Know-how in der IT haben.
Stefanie Kemp, CIO von Vorwerk und Referentin auf den Hamburger IT-Strategietagen: "Wir sind der Prozess-Verständige, aber nicht der Treiber für Prozesse! Intern in der IT stellen wie uns die Frage: Wann werden wir gebeten, die komplette Geschäfts-Prozessverantwortung zu übernehmen?"
Jürgen Burger, CIO bei Hellmann Worldwide und Referent auf den Hamburger IT-Strategietagen: "Von all dem, was wir an Methoden eingeführt haben, haben wir nicht effektiv zum Fortgang der Firma beigetragen."
Rainer Janßen, CIO der Münchener Rück, fordert, die "eierlegende Wollmilchsau" vom Sockel zu stoßen. Diese könne für keinen CIO ein Vorbild sein. Die Branche soll ihre Minderwertigkeitskomplexe loswerden, so Janßen.
Referent auf den Hamburger IT-Strategietagen 2009, BMW-CIO Karl-Erich Probst. Ingrid Schirmer von der Universität Hamburg sagte zum Vortrag: "Die Frage ist doch: Wie sorgt man dafür, dass die gestaltende Kraft des CIO beim Vorstand ankommt? Brauchen IT-ler für die heutige Art der Zusammenarbeit eine andere Ausbildung?"